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Wetterfest

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SpVgg Unterhaching – 1. FC Magdeburg, 32. Spieltag, 0:1 (0:0)

Der Puls wieder einigermaßen auf Normalniveau, die Freude über den hart erarbeiteten Auswärtssieg bei der SpVgg Unterhaching ungebrochen groß – keine Frage, der Auftritt südlich von München an diesem 32. Spieltag war nichts für schwache Nerven. Gleichzeitig kann dieser Erfolg im Aufstiegskampf unter schwierigen Rahmenbedingungen kaum hoch genug eingeschätzt werden, hatte das Team von Jens Härtel schließlich nicht nur die längste Auswärtstour dieser Saison, sondern auch noch das vierte Pflichtspiel innerhalb von 12 Tagen zu bestreiten. Hinzu kam ein Wetter, das dem April mehr als nur zur Ehre gereichte und die Partie mit einem Mix aus Sonne, Wind, Hagel, Regen, Schneeregen und phasenweise allem gleichzeitig für alle Beteiligten nicht gerade einfacher machte. Doch, in dieser Gemengelage drei Punkte aus dem Alpenbauer Sportpark zu entführen, ist durchaus eine starke Leistung. 

Dabei hätte sich insbesondere mit Blick auf die ersten 45 Minuten auf Magdeburger Seite wohl niemand beklagen dürfen, wenn die Gastgeber an diesem wechselhaften Nachmittag das bessere Ende für sich behalten hätten. Jens Härtel hatte die Mannschaftsaufstellung gegenüber dem Nachholspiel gegen den FSV Zwickau erneut ordentlich durcheinander gewirbelt und sah einen Aufstiegsaspiranten, der sich gegen einen spielerisch gefälligen und defensiv aufmerksamen Aufsteiger aus Bayern sehr, sehr schwer tat. Vor Jan Glinker im Tor, der seiner Mannschaft in Durchgang 1 das 0:0 zum Pausentee sicherte, liefen Nico Hammann, Andre Hainault und Steffen Schäfer in der Dreier-Abwehrkette auf. Das zentrale Mittelfeld bildeten diesmal Dennis Erdmann und Charles Elie Laprevotte, die Außenbahnen besetzten unverändert Tobias Schwede und Nils Butzen. In der Offensive durfte Julius Düker in der Zentrale von Beginn an spielen, rechts bzw. links neben sich hatte er Philip Türpitz und Florian Pick.

In einer zerfahrenen Anfangsphase setzte zunächst Nico Hammann mit einem Freistoß nach Foul an Düker das erste Achtungszeichen (6. Minute), sein Schuss aus zentraler Position und 25 Metern verfehlte das Tor allerdings knapp. Bis in die zweite Halbzeit hinein sollte das tatsächlich der einzige Magdeburger Torschuss bleiben; es übernahmen nun erst einmal die Gastgeber, die insbesondere durch die starken Bigalke und Hain immer wieder gefährlich vor dem Tor von Jan Glinker auftauchten. So auch in der 12. Spielminute, als ein langer Pass aus dem Unterhachinger Mittelfeld von Bigalke auf der linken Seite direkt weitergespielt wird und Hain den Ball in leichter Rücklage deutlich über das Tor zieht. In einer bis dahin eher krampfigen Partie war das (leider auf der falschen Seite) der erste schöne Spielzug, bei Blau-Weiß überwogen derweil ungenaue Pässe, schnelle Ballverluste und überhastete Aktionen.

Der mit über 1.000 Clubfans an einem Ostersonntag sehr ordentlich gefüllte Gästeblock ließ sich dadurch allerdings nicht aus dem Konzept bringen – gewohnt brachial donnerten die Gesänge durch den schmucken Sportpark und schallten immer wieder schön von der gesperrten Gegengerade zurück. Einer Gegengerade im Übrigen, auf der sich trotzdem etliche Personen befanden, die beim Staat in Lohn und Brot stehen, sich von dort aus Spiel und Gästekurve anschauten und sicherlich auch wieder das eine oder andere Erinnerungsvideo für den Mannschaftsabend schossen. Insgesamt, auch das muss man sagen, blieb es (zumindest meinen Beobachtungen nach) aber ruhig, auch wenn sich der Sinn von Polizeikräften unmittelbar *im* Gästeblock und berittenen Staffeln draußen vor der Tür bei einer solchen Paarung wohl wieder mal nur Eingeweihten erschlossen haben dürfte. Aber hey.

Nach einer guten Viertelstunde gab es die erste Ecke für den Club, die Nico Hammann allerdings ein wenig zu flach auf den ersten Pfosten zog. Warum das erwähnenswert ist? Weil ansonsten von den Größten der Welt offensiv so gut wie gar nichts zu sehen war. Dafür hatte Unterhaching in Person von Sascha Bigalke kurz darauf die nächste gute Möglichkeit, in Führung zu gehen. Nach einem Doppelpass auf der rechten Seite kam er im Strafraum frei zum Schuss, sein Ball auf den langen Pfosten ging dann allerdings knapp links vorbei. Danach verflachte die Partie ein wenig, wenngleich die Gastgeber weiterhin mehr vom Spiel hatten und beim Club nicht viel zusammenging.

Interessant wurde es dann erst wieder nach einer knappen halben Stunde, im Fokus diesmal: Schiedsrichter Christian Dingert. Zunächst hatte Stephan Hain einen Schuss aus 17, 18 Metern noch knapp links am Tor von Jan Glinker vorbeiplatziert, kurz darauf gab es einen Konter über die linke Magdeburger Angriffsseite, in deren Verlauf Florian Pick mit dem Ball am Fuß in den Unterhachinger Strafraum eindringen konnte. Max Dombrowka versucht zu klären, holt Pick dabei von den Beinen und verhindert so den Querpass auf den freien Philip Türpitz – für mich ein klarer Elfmeter, den Dingert allerdings nicht gibt. Drei Minuten später ist es Tobias Schwede, der Opfer einer Fehlentscheidung des Unparteiischen wird. Nach einer Ecke für den Club kommt Unterhachings Finn Porath im Mittelfeld ins Laufen und ist, weil sich Pick und Schwede beim Klären nicht einig sind, eigentlich frei durch in Richtung Jan Glinker. Schwede allerdings legt den Sprintmodus ein, bleibt an Porath dran und kann ihm den Ball mit einer ganz starken Aktion kurz vor dem Strafraum noch sauber vom Fuß spitzeln – Dingert allerdings pfeift Foul, zeigt Schwede gelb und sorgt so für eine gute Freistoßposition für die Hausherren, die glücklicherweise aber ohne Ertrag bleibt.

Noch ein paar Zeigerumdrehungen später zappelte der Ball dann schließlich im Netz. Nach einem Angriff über die linke Magdeburger Defensivseite landete das Spielgerät nach Pass von Bigalke bei Orestis Kiomourtzoglou (was für ein Name!) im Rückraum. Der zieht ab, Glinker lässt prallen, Bigalke setzt nach, trifft – und stand beim Schuss von Kiomourtzoglou allerdings im Abseits, sodass der Treffer zu Recht nicht zählte. Puh. Ganz unverdient wäre die Führung für die Gastgeber zu diesem Zeitpunkt freilich nicht gewesen. Während der FCM weiterhin allenfalls durch Standards die Chance hatte, überhaupt gefährlich zu werden, rettete Jan Glinker kurz vor der Pause seiner Mannschaft das torlose Unentschieden. Müller im Strafraum auf Hain, der direkt und flach – und Glinker mit der Fußabwehr. Kurz darauf ertönte zunächst ein deutliches „FCM, erwache!“ aus dem Gästeblock und anschließend der einigermaßen erlösende Halbzeitpfiff.

Die zweiten 45 Minuten waren gefühlt gerade erst angebrochen, als sich die Gastgeber durch einen Abwehrfehler selbst dezimierten und dem Spiel damit vielleicht noch einmal eine nicht ganz unwichtige Wendung gaben. Philip Türpitz hatte aus dem Mittelfeld heraus einen Ball direkt auf den startenden Julius Düker weitergeleitet. Unterhachings Kapitän Josef Welzmüller konnte nur noch zupacken und Düker so als letzter Mann am Torabschluss hindern – glatt rot, klare Sache, der FCM in der Folge also mit einem Mann mehr und noch fast der ganzen zweiten Hälfte Zeit für den Führungstreffer. Ein deutliches „Daumen hoch“ an der Stelle übrigens auch an den Stadionsprecher, der nach einem Hachinger Wechsel kurz nach dem Platzverweis mit folgenden Worten um den weiteren Support des Publikums bat: „Ihr seid nicht unser 12. Mann, Ihr seid heute unser 11. Mann!“ Weltklasse.

Erstaunlicherweise tat sich auch nach dem Platzverweis im Magdeburger Offensivspiel zunächst nicht so wahnsinnig viel – wohlwollend könnte man davon sprechen, dass der Club das Spiel erst einmal zu kontrollieren versuchte und vorn geduldig auf seine Chance wartete. Unterhaching stand hinten derweil weiterhin recht stabil und blieb vorn durch die besagten Bigalke und Hain immer latent gefährlich. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass das Wetter irgendwann wirklich eklig wurde, ein Hagel-Regen-Wind-Mix über den Platz (und natürlich auch den nicht überdachten Gästebereich) peitschte und ein vernünftiges Fußballspielen deutlich erschwerte. Nach 63 Minuten war der Arbeitstag für Julius Düker beendet und Christian Beck kam in die Partie; ebenfalls ausgewechselt wurde Florian Pick, den Marcel Costly ersetzte. Keine Ahnung, ob es tatsächlich nur an den Wechseln lag, aber der FCM konnte nun Druck aufbauen und kam durch Türpitz nach 67 Minuten zum ersten Abschluss aus dem Spiel heraus, den Keeper Lukas Königshofer aber parieren konnte.

Nach 75 Minuten war Felix Lohkemper für Andre Hainault gekommen und nur zwei Minuten später direkt mal am so wichtigen und erlösenden Führungstreffer durch Philip Türpitz beteiligt: Auf der rechten Seite kommt der Ball zu Christian Beck, der auf Marcel Costly ablegt. Der rutscht im Strafraum weg, behauptet die Kugel dann aber mit viel Willen und etwas Glück. Lohkemper schaltet am schnellsten, schiebt den freien Ball links auf Türpitz – na und der zieht direkt ab und schießt durch die Beine von Königshofer mitten rein ins Glück. Ganz, ganz wichtiges Ding, das auch dem Wetter gefiel: Kurz darauf herrschte nämlich wieder eitel Sonnenschein. Willkommen im April!

Auswärts in Führung, noch eine gute Viertelstunde zu spielen und ein Mann mehr – das musste doch jetzt eigentlich reichen, verdammt noch mal! Nun wäre der Club aber nicht der Club, wenn er es nicht auch in der Schlussphase einer solchen Partie noch einmal ordentlich spannend machen würde. Zwar kam man durch Lohkemper (82.), Schwede (85.) und Costly (90.) durchaus noch einmal zu Gelegenheiten, hier den Deckel draufzumachen, spielte es dafür mitunter aber defensiv zu kompliziert und gab den Gastgebern so die Gelegenheit, vielleicht doch noch einmal einen Lucky Punch zu setzen. Weil der aber ausblieb und man die reichlichen drei Minuten Nachspielzeit (wofür eigentlich?) letzten Endes unbeschadet überstand, hieß es am Ende einer abermals intensiven und nervenaufreibenden Partie 1:0 für die Größten der Welt und Auswärtssieg in Unterhaching.

Wie eingangs schon erwähnt, gehörte diese Partie möglicherweise zu den deutlich komplizierteren in dieser Spielzeit. Das anstrengende 2:2 gegen Zwickau vom Mittwoch noch in den Knochen, dann der Druck der Vorlage von Wiesbaden, die am Vortag zuhause mit 0:2 gegen Würzburg den Kürzeren zogen, alle Wetterlagen außer Schnee, und, und, und… in gewisser Weise war der Erfolg an diesem 32. Spieltag auch ein Sieg des Willens. Weiter geht es nun am kommenden Samstag gegen den Karlsruher SC, der mit der Empfehlung einer 21 Spiele dauernden Serie ohne Niederlage ins Heinz-Krügel-Stadion kommt. Auch dieses Spiel wird wieder zur Nagelprobe, kann mit Blick auf das Aufstiegsrennen aber eins von zwei ganz entscheidenden werden. In diesem Sinne: Fahnen und Brust raus, alle ins Stadion und alles für den Aufstieg!

Die Pressekonferenz zum Spiel (via YouTube)

Den Spielbericht von „Sport im Osten“ gibt es ebenfalls auf YouTube.

2 Kommentare

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