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Wenn Herzensdinge laufen lernen

Schluss mit der Hobbybloggerei

Ein kluger Mensch prägte mal den Satz, dass man immer das machen sollte, was das Herz einem sagt. Das ist per se natürlich erst einmal richtig, gleichzeitig aber nicht immer ganz so einfach, insbesondere dann, wenn es die Frage betrifft, wie man eigentlich seinen Lebensunterhalt bestreiten will. Ihr kennt das: Neben dem Wunsch nach maximaler Selbstverwirklichung gibt es ja immer auch noch das Bedürfnis nach einem akzeptabel gefüllten Kühlschrank und einem Dach über dem Kopf. Beides will natürlich bezahlt werden, was letztlich dazu führt, dass man eben arbeitet, um Geld zu verdienen, um damit dann die Dinge zu finanzieren, die einem Spaß bringen und am Herzen liegen. Und wenn man richtig Glück hat, fällt beides zusammen – der Job, der die Brötchen bezahlt und Spaß an dem, womit man den überwiegenden Teil seiner Woche verbringt.

Meine große Herzensangelegenheit ist neben dem 1. FC Magdeburg dieses kleine Blogprojekt hier. Ein Projekt, das 2012 mal als so etwas wie der ‘persönliche Kummerkasten’ startete und inzwischen mit regelmäßigen Spiel- und Reiseberichten, ab und an einem Kommentar zum Tagesgeschehen und seit der aktuellen Saison 2016/2017 auch mit einem wöchentlichen Podcast am Start ist. All diese Dingen passieren bisher quasi ‘nebenbei’, also neben einem 40-plus-Stunden-Job und natürlich den sonstigen Verpflichtungen, die eben auch so anfallen. Und hätte ich nicht eine großartige Frau, die den ganzen Quatsch hier mit ganz viel Verständnis und Toleranz wahnsinnig unterstützt, wäre nurderfcm.de erstens nicht das, was es inzwischen geworden ist und zweitens schon längst wieder eingeschlafen.

Mittlerweile ist mit dem Blog allerdings ein Punkt erreicht, an dem das Projekt, was die zeitlichen Ressourcen betrifft, deutlich an seine Grenzen stößt. Was die finanzielle Seite angeht, freue ich mich natürlich nach wie vor über jede Spende, egal in welcher Höhe, und bin inzwischen sogar hin und wieder in der Lage, davon mal eine Tankfüllung, ein Zugticket oder eine Eintrittskarte zu zahlen. An dieser Stelle an alle Spender*innen dafür noch einmal ein riesengroßes Dankeschön! Von so etwas wie Kostendeckung ist der Blog aber Lichtjahre entfernt – was an sich überhaupt nicht schlimm ist, denn so ist das nun mal mit Herzensangelegenheiten: Die macht man einfach, so gut und so lange es eben geht und schaut da erst in zweiter oder dritter Linie aufs Geld.

Die Situation ist jetzt und eigentlich schon ein, zwei Tage länger also die, dass mehr, als derzeit im Blog passiert, schlicht und ergreifend nicht geht, weil mehr Zeit als die handgeschätzten 10-15 Stunden im Schnitt pro Woche, die ich dem Projekt neben dem Job widmen kann, einfach nicht drin sind. Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, mit nurderfcm.de gerade erst am Anfang zu stehen und große Lust, das Projekt noch ein kleines Stückchen weiter wachsen zu lassen. Schließlich gibt es noch jede Menge Ideen, die auf ihre Umsetzung warten und jede Menge Geschichten, die erzählt werden wollen rund um unseren Verein, seine Historie und die Menschen, die sie prägten. Nur funktioniert das eben nicht mit ein paar Stunden nach Feierabend oder im Zug auf dem Weg zum nächsten Auftritt unserer Elf.

Diese Situation, auf der einen Seite noch ganz viel Potential zu sehen und auf der anderen aber so langsam an Grenzen der Machbarkeit zu stoßen, war und ist eher unbefriedigend, weshalb es für mich galt, eine Entscheidung zu treffen. Und eben meinem Herzen zu folgen.

Ab Oktober wird es deshalb nun so sein, dass ich im Job ein kleines bisschen kürzer trete und den für mich ziemlich großen Schritt wage, den Blog aus seiner Freizeitbeschäftigungs-Nische herauszuholen, die ja, wenn ich ehrlich bin, eigentlich schon längst gar keine Nische mehr ist. Das bedeutet auf der einen Seite natürlich mehr Unabhängigkeit und Zeit für die Verwirklichung eigener Ideen, auf der anderen Seite aber auch ein geringeres Maß an finanzieller Sicherheit. Und – und das ist dann vielleicht die größte Veränderung – einen Statuswechsel für nurderfcm.de vom reinen Hobby zum ernsthaften Projekt, das irgendwann in einer fernen Zukunft mal seinen bescheidenen Teil zum Haushaltseinkommen beisteuern soll.

Für die ganzen großartigen Menschen (ja, Du bist auch gemeint!), die nurderfcm.de regelmäßig besuchen, die Texte lesen, den Podcast hören, kommentieren, in der Kurve “hallo” sagen und das Projekt vielfältig unterstützen, ändert sich derweil nichts. Alle Beiträge (ob als Text oder in Audioform) bleiben natürlich weiterhin kostenfrei. Einzig die Bandbreite der verschiedenen Formate wird sich hoffentlich perspektivisch erhöhen und auch mal ein Portrait, ein Interview oder einen Text zur Vereinsgeschichte enthalten.

Ein breiteres Angebot, keine Veränderungen für Euch als Leser*innen, aber der Anspruch, nurderfcm.de auf (auch finanziell) nachhaltigere Beine zu stellen? Wie soll das funktionieren?

Nun, der Gedankengang ist ein relativ einfacher: Ich bin ein großer Anhänger und Verfechter der freiwilligen Bezahlkultur im Netz und überzeugt davon, dass man als unabhängiger Blogger mit guter Arbeit durchaus eine kritische Masse an Menschen erreichen und mobilisieren kann. Menschen, die bereit sind, sich für das, was sie gern konsumieren, auch freiwillig finanziell zu engagieren, und zwar nicht nur punktuell, sondern regelmäßig. Dabei geht es gerade nicht darum, große Sponsoren oder gar Medienunternehmen zu finden, die jeden Monat immense Beträge in so ein Blog-Projekt pumpen (Stichwort: Unabhängigkeit), sondern eher um eine größere Anzahl an Leuten, die regelmäßig vorbeischauen und eventuell bereit sind, einen, zwei, drei oder fünf Euro monatlich dazulassen und das Projekt auf diese Weise nachhaltig zu unterstützen. Wenn da am Ende des Monats dann regelmäßig nur ein Betrag im unteren dreistelligen Bereich auf dem Konto landet, kann man damit als unabhängiger Teilzeit-Blogger schon eine ganze Menge anfangen.

Warum lohnt es sich nun aber, nurderfcm.de regelmäßig zu unterstützen?

Rund um den 1. FC Magdeburg ist die Medienlandschaft ja einigermaßen überschaubar. Es gibt selbstverständlich den Verein mit seiner Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, dazu die lokalen Medien wie MDR, Volksstimme und inzwischen auch die Mitteldeutsche Zeitung mit den entsprechenden journalistischen Beiträgen und natürlich Sportfotos Magdeburg mit Bildern, Live-Ticker und dem einen oder anderen eigenen Text. nurderfcm.de ergänzt diese Angebote um eine von Verein und Redaktionsvorgaben unabhängige Fan-Perspektive (wie im Übrigen auch das „Planet MD“, das Ihr zu den Heimspielen im Stadion bekommt) – mitunter kritisch, immer aber authentisch und vor allem mit viel Herzblut und dem Anspruch, neben schwarz und weiß auch den Zwischentönen Raum zu geben.

Authentische Texte funktionieren natürlich nur, wenn man bei den Partien auch selbst vor Ort ist, sodass ich eben den Anspruch habe, so viele (Punkt-)Spiele wie möglich live im Stadion zu erleben und anschließend darüber zu schreiben, was es dort so zu sehen, zu hören und zu erleben gab. Immer klappt das nicht, aber meistens und für 2016/2017 besteht eins der Ziele darin, die Quote aus der letzten Saison (33 von 38 Live-Drittligaspiele) mindestens mal zu halten.

Darüber hinaus ist, wie bereits angedeutet, einiges in Planung. Da gibt es einerseits unsere ereignisreiche Vereinsgeschichte, die ja nicht nur von den Sparwassers, Steinbachs, Streichs, Krügels und Co., sondern noch von einer ganzen Reihe weiterer wichtiger Persönlichkeiten mit geprägt wurde. Und wer weiß schon, was der eine oder andere, der über die Jahre vielleicht so ein wenig in Vergessenheit geriet, über seine Zeit beim Club so zu erzählen weiß? Möglicherweise findet sich also zukünftig in dieser Richtung ja hin und wieder mal ein Text hier im Blog. Zum anderen gibt es da die unzähligen Geschichten, die wir als Fans in der ganzen Zeit so erlebt haben, aber keinen richtigen Ort, an dem sie gewissermaßen wie ein kollektives ‚Fan-Gedächtnis‘ gesammelt zur Verfügung stehen. Klar, es gibt das eine oder andere Buch, von Annett Gröschner zum Beispiel, von Jente Knibbiche oder von mir, aber Bücher unterliegen eben auch (allein schon physisch) bestimmten Einschränkungen und vor allem einer begrenzten Halbwertzeit, was ihre Aktualität betrifft. Vielleicht bietet ja aber gerade das Netz da ganz gute Möglichkeiten, genau diese Begrenzungen zu überwinden. Auch das ist auf jeden Fall ein Gedanke, der mir schon eine ganze Weile im Kopf herumspukt.

All diese Ideen, Ansätze, Formate und derzeit schon laufenden Dinge benötigen nun aber vor allem zwei Sachen: Zeit und (daraus resultierend) ein gewisses Maß an regelmäßiger finanzieller Unterstützung, um sich diesen Vorhaben eben auch widmen zu können. Und hier kommt Ihr jetzt ins Spiel.

Auf Patreon, einem amerikanischen Anbieter, gibt es die Möglichkeit, dem Blogprojekt einen, fünf oder zehn Dollar monatlich zukommen zu lassen und im Gegenzug so genannte “Rewards” zu erhalten. Plenigo lässt Euch ein Jahres- oder Halbjahres-Abo mit 5 Euro monatlich abschließen (mehr dazu auf dieser Seite), das nach dieser Zeit automatisch endet und auch zwischendurch monatlich kündbar ist. Und dann gibt es da natürlich noch die gute, alte Banküberweisung.

Alle Unterstützungsmöglichkeiten, auch die punktuellen, sind hier noch einmal zusammengefasst.

Wie oben schon ausgeführt, markiert der 01.10.2016 für das Projekt und für mich den Beginn eines ganz spannenden, neuen Abschnitts. Ob das alles so funktioniert, wie ich mir das vorstelle? Keine Ahnung. Sicher weiß ich nur, dass sich die Entscheidung, diesen Schritt zu gehen, seit dem Moment, in dem ich sie getroffen hatte, absolut richtig anfühlt. Genauso, wie diesen Text zu schreiben, auch wenn er am Ende irgendwie verdammt lang wurde. Sorry dafür. Ich freue mich auf jeden Fall auf den Weg, der vor mir liegt und natürlich über jeden, der Interesse daran hat, ihn mitzugehen. In diesem Sinne: Jetzt schon ganz herzlichen Dank für Eure Unterstützung und:

Packen wir’s an!

Schluss mit der Hobbybloggerei

 

9 Kommentare

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