Permalink

1

Was darf ich hoffen?

Was darf ich hoffen?

Der Kader steht, die Vorbereitung läuft und damit ist klar: Der 1. FC Magdeburg bewegt sich mit großen und derzeit wohl vor allem schweißtreibenden Schritten auf seine zweite Saison im bundesdeutschen Profifußball zu. War im vergangenen Sommer alles vor allem noch wahnsinnig euphoriegeladen und aufregend, ist das Gefühl vor dem angeblich immer schwereren zweiten Jahr durchaus ein etwas anderes. ‚Abgeklärt‘ würde ich es nicht nennen, dafür ist die 3. Liga immer noch viel zu großartig, aber man ist doch schon ein gutes Stück gelassener als noch vor 12 Monaten zum ungefähr gleichen Zeitpunkt. Immerhin war 38 Spieltage lang Zeit, sich einen guten Eindruck von der Liga zu verschaffen und verbrachte man den überwiegenden Teil davon noch dazu live im Stadion. Wahnsinnig große Überraschungen sind also im Prinzip nicht zu erwarten, wenngleich mit Duisburg ein ziemlich attraktives neues Reiseziel dazugekommen ist und auch die Auftritte in Lotte, Frankfurt und Regensburg wenigstens insofern reizvoll sind, als dass man dort bisher noch nie gespielt hat. Trotzdem ist da aber natürlich dieser Nimbus des zweiten Jahres nach dem Aufstieg und natürlich die Verrücktheit dieser 3. Liga, in der Du im Prinzip entweder lange um den Aufstieg oder fast bis zum Schluss gegen den Abstieg spielst. Und weil gerade deshalb der Versuch einer Prognose eher einem Blick in die Glaskugel gleicht, ist die Frage nach dem möglichen Abschneiden der Größten der Welt fast schon eine philosophische. Statt also zu überlegen, wo es für die Größten der Welt 2016/2017 hingehen könnte, müsste man wohl eigentlich fragen: Was darf ich hoffen?

Was darf ich hoffen?

Der Kader

Mit Blick auf die derzeit beim 1. FC Magdeburg unter Vertrag stehenden Spieler ist die erste Hoffnung natürlich immer die, dass sich im Saisonverlauf niemand ernsthaft verletzen möge. Zwar konnte das Team in der abgelaufenen Spielzeit auf die Ausfälle, die vor allem immer wieder die Defensive trafen, gut reagieren, trotzdem ist es für alle Beteiligten natürlich immer angenehmer, wenn jeder gesund bleibt und man sich nicht darauf verlassen muss, dass etwaige Nachverpflichtungen auch sofort funktionieren.

Was die Neuzugänge angeht, blieb die sportliche Leitung ihrer Linie, vornehmlich junge Spieler unter Vertrag nehmen zu wollen, überwiegend treu. Eine kleine Ausnahme bildet hier sicherlich Gerrit Müller, den man aber ja gerade wegen und nicht trotz seiner großen Drittliga-Erfahrung geholt hat. Deutlich positiv stimmt der Umstand, dass ausnahmslos alle Zugänge aus Profivereinen und damit aus äußerst ambitionierten Strukturen wechseln, auch wenn das im Fall von Gerrit Müller und den Stuttgarter Kickers in der abgelaufenen Saison nicht ganz so gut funktioniert hat. Zwei der Neuen, Florian Kath und Moritz Sprenger, kommen noch dazu als Leihgabe und sicherlich mit der Idee, an der Elbe Spielpraxis zu sammeln, um dann mittelfristig in ihren Stammvereinen bei der ersten Mannschaft anklopfen zu können. Jetzt bin ich zwar nicht sicher, wie hoch die Leihspielerquote bei der Konkurrenz so ist; die Tatsache, dass der 1. FC Magdeburg von etablierten Erst- und Zweitligisten aber offenbar als Ort gesehen wird, an dem sich die eigenen, talentierten Nachwuchsspieler potentiell gut entwickeln könnten, mach dann doch ein wenig stolz.

Viel wird natürlich – wie immer – darauf ankommen, wie und vor allem wie schnell die Mannschaft zusammenfindet, ob es gelingt, die Stimmung hochzuhalten und inwiefern man den Mannschaftsgeist konservieren kann, der uns in unserer Premierensaison den einen oder anderen Punkt rettete. Gelingt das, bin ich doch recht optimistisch, dass wir wieder früh die magischen 45 Punkte auf der Habenseite verbuchen können.

Die Liga

Wie bereits erwähnt, heißen die Neuen MSV Duisburg, SC Paderborn, FSV Frankfurt, SSV Jahn Regenburg, Sportfreunde Lotte und FSV Zwickau. Schaut man sich insbesondere die Zweitliga-Absteiger an und was dort im Sommer bzw. in der Vorsaison so los war, schält sich da jetzt erst einmal kein potentiell übermächtiger Wiederaufstiegskandidat heraus (wobei man Duisburg möglicherweise ein kleines bisschen deutlicher auf dem Zettel haben könnte). Sucht man in der Riege der Aufsteiger nach einem Team, das das Potential für ein zweites Würzburg hat, würde man wohl am ehesten bei Drittliga-Rückkehrer SSV Jahn Regensburg landen, wo das Profifußball-Comeback – so aus der Ferne beurteilt – ja schon ziemlich forciert und geplant war.

Auch sonst haben sich zwar so ziemlich alle Kontrahenten potentiell gut und klug verstärkt, von einem massiven Aufrüsten und einem „Wir sind Favorit!“ an irgendeinem Standort war allerdings nichts zu vernehmen. Vieles deutet also darauf hin, dass es erneut eine recht ausgeglichene 3. Liga wird, in der sich vor allem viel über Momentum und Serien regeln lassen dürfte. Für die Größten der Welt bedeutet das, möglichst gleich vom Start weg wieder konstant zu punkten, Negativspiralen zu vermeiden und dann zu schauen, was so möglich ist. Wirkliche Bauchschmerzen habe ich nicht, allerdings zeigen so Beispiele wie die Stuttgarter Kickers und Energie Cottbus, wie schnell es gehen kann…

Im Endeffekt wird es aber ohnehin so sein, wie es immer ist: Aus dem Windschatten kommt irgendeine Mannschaft angerauscht, mit der so gar keiner rechnet und die dementsprechend in der Endabrechnung völlig überraschend vor allen anderen steht. Klar kann das auch der 1. FC Magdeburg sein – mit einem entspannten Saisonverlauf und dem frühzeitigen Klassenerhalt wäre ich allerdings schon vollständig zufrieden.

Das Umfeld

Nun ja, über die Fanszene der Größten der Welt ist während und nach der abgelaufenen Saison eigentlich ja schon alles gesagt und geschrieben worden, und zwar weit überwiegend positiv. Was allerdings auch daran lag, dass die Mannschaft es den Fans durch gute Ergebnisse leicht gemacht hat, die Euphorie des Aufstiegs im Prinzip durch die ganze Saison weiterzutragen. Es bleibt natürlich zu hoffen, dass das auch diesmal wieder so läuft und wir so lange wie möglich zwar nicht von einer Aufstiegs-, aber vielleicht ja einer ordentlichen Saisonauftakteuphorie zehren können. Interessant wird es auch, zu sehen, wie die Nordtribüne und Block U sich weiterentwickeln werden. Viele Geschichten aus der Spielzeit 15/16 sind zwar eigentlich kaum noch zu toppen, allerdings hat die Fanszene in der Vergangenheit ja auch ein ums andere Mal gezeigt, dass in Magdeburg prinzipiell nichts unmöglich ist. Lassen wir uns also überraschen und drücken wir uns mal gegenseitig die Daumen, dass der Zusammenhalt und die gemeinsame Unterstützung der Mannschaft in 2016/2017 nicht großartig auf die Probe gestellt werden.

Der Verein

Viel war ja (und zwar durchaus auch von offizieller Seite) in der abgelaufenen Saison die Rede davon, dass sich vereinsseitig die Profifußball-Strukturen an vielen Stellen noch weiter entwickeln müssen und dass das Drittliga-Tagesgeschäft für so gut wie alle Beteiligten Neuland sei. Inzwischen hat man sich in der Führungsriege mit Maik Franz als Assistent von Mario Kallnik längst neu bzw. noch besser und breiter aufgestellt, hat den Trainerstab durch den Einbau der Ex-Profis Silvio Bankert, Lars Fuchs und Matthias Tischer verstärkt und u.a. auch im administrativen Bereich (Stichwort hier: Ticketing) einen Schritt nach vorn gemacht. Natürlich kann niemand erwarten, dass von jetzt auf gleich alles super reibungslos läuft. Festzuhalten ist aber definitiv, dass sich einiges tut und vieles zum Positiven entwickelt. Die erste große Bewährungsprobe der neuen Saison wird sicherlich der Vorverkauf für den DFB-Pokal-Knaller gegen Eintracht Frankfurt sein, war doch gerade die Frage des Ticketerwerbs für die ‚besonderen‘ Spiele in der Vergangenheit ein neuralgischer Punkt. Ein anderer betraf das Agieren in Fan-sensiblen Angelegenheiten, bei denen der Club in der abgelaufenen Spielzeit ja auch die eine oder andere durchaus schmerzhafte Erfahrung machen musste, aus der man aber mit einiger Sicherheit die richtigen Schlüsse gezogen haben wird. Sportlichen Erfolg vorausgesetzt, befindet sich der Verein also ingesamt auf einem guten und vielversprechenden Weg, den man übrigens laut Präsident Peter Fechner in der Volksstimme vom 28.06.2016 erstmals seit der Insolvenz 2002 mit „positive[n] Zahlen“ beschreiten kann.

Unter’m Strich…

…ist also eigentlich alles angerichtet für eine erfolgreiche Saison 2016/2017. Die Rahmenbedingungen stimmen, der Kader ist komplett, die Vorfreude steigt und bis zum letzten Juliwochenende 2016 ist es nun auch gar nicht mehr allzu lange hin. Fehlen eigentlich nur noch ein Spielplan und ein kleines bisschen Glück. Und hey: Wir spielen 3. Liga! Und das wird auch im neuen Jahr ein richtig geiler Ritt.

1 Kommentar

  1. Pingback: Was darf ich hoffen? | re: Fußball

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.