37 Tage. Das ist die Zeit, die zwischen dem letzten Punktspielauftritt des 1. FC Magdeburg im Jahr 2018 und dem ersten Pflichtspiel des neuen Jahres liegen wird, wenn am 29.1.2019 endlich wieder die Glocken vom Dom erklingen und unsere Mannschaft gegen den FC Erzgebirge Aue ins Heinz-Krügel-Stadion einläuft. 37 Tage, die eigentlich gar nicht nach viel klingen, in denen bei mir aber insbesondere die Veränderungen im Kader für eine gewisse, naja, Euphorie gesorgt haben, was den Rest der Saison betrifft.
Oder um es noch einmal deutlicher zu formulieren: Ich hab‘ Bock! Kann losgehen! Wie lange noch?
Wenn ich noch einmal zurückspule auf den 22.12.2018 und das Spiel beim FC St. Pauli, ist es schon bemerkenswert, was die eine oder andere Kaderkorrektur bzw. Verpflichtung so für einen Stimmungsumschwung auslösen kann. Zwei Tage vor Heiligabend war jedenfalls erst mal alles irgendwie doof. 1:4 hatte der Club verloren und das Gefühl war so: „Hmmpf. Da spielt die Mannschaft eine bockstarke erste Hälfte, belohnt sich aber mal wieder nicht und wirft einen durchaus möglichen Erfolg hintenraus irgendwie weg. Und das im ersten Spiel der Rückrunde, in dem doch die große Aufholjagd starten sollte. Ich hasse Fußball. Lasst mich mit dem Scheiß bloß in Ruhe!“ Selten freute ich mich mehr über eine Winterpause.
Dann war erst einmal Weihnachten, stand zwischen den Jahren eine großartige Groundhopping-Tour nach England auf dem Programm und ging es anschließend für die ersten Tage des neuen Jahres noch in die Sonne, um wirklich mal abzuschalten und Kraft zu tanken für die zweifelsohne anstrengende Restsaison. Krass auch, dass mir dort erst richtig klar wurde, wie dringend ich mal einfach nichts tun musste. Dass die Gedanken dann relativ schnell aber doch wieder um den Club kreisten, hatte mit einer Pushmitteilung zu tun, die kurz nach dem Jahreswechsel auf dem Handy-Display aufpoppte.
„Der 1. FC Magdeburg verpflichtet Jan Kirchhoff“ stand da sinngemäß und mein erster Gedanke war: „Okay, spannend, aber der Jan Kirchhoff wird das mit Sicherheit nicht sein.“ Nach dem Durchlesen der entsprechenden Pressemitteilung dämmerte es langsam: „Doch. Das ist der Jan Kirchhoff. Krass!“ Den Verantwortlichen des 1. FC Magdeburg war es also gelungen, einen gestandenen Bundesliga-Profi mit Champions-League-Erfahrung nach Magdeburg zu lotsen. Zu einem Aufsteiger, der mit nur einem Sieg aus 18 Spielen auf dem siebzehnten Tabellenplatz rangiert. Das war schon eine deutliche Ansage, und zwar eine der angenehmeren Sorte. (Ja, klar, ich weiß, Kirchhoff hatte Verletzungsprobleme und war zudem vereinslos, aber trotzdem.)
Als kurz darauf noch die Verpflichtungen von Timo Perthel und Steven Lewerenz bekannt gegeben wurden, hätte das nächste Pflichtspiel von mir aus gern direkt schon starten können. Nachdem, wie das im Winterpausen-Loch nun mal so üblich ist, ganz andere Namen kursierten, hatte sich der Club tatsächlich „punktuell verstärkt“, wie man das so schön sagt. Und zwar ohne viel Tamtam, ohne große Andeutungen, sondern solide, fokussiert und hinten raus ziemlich unaufgeregt. Gleiches gilt übrigens für die Trennung von Torhüter Jasmin Fejzic und Stürmer Mergim Berisha. Man hatte den Kader noch mal durchsortiert und damit zwar nicht alles, aber doch vieles wieder auf Anfang gesetzt.
Jedenfalls war es jetzt vorbei mit der Ruhe, die in nur wenigen Tagen einer wohligen Aufgeregtheit gewichen war. Nicht falsch verstehen: Ich bin sicherlich der letzte, der jetzt hier erwartet, dass wir die verbleibenden 16 Spiele alle gewinnen und hinten raus noch um den Bundesliga-Aufstieg mitspielen. Nur kann man sicherlich sagen, dass der Kader durch die genannten Veränderungen nicht unbedingt schlechter geworden ist und durchaus Lust macht, die neu strukturierte Mannschaft live in einem Pflichtspiel auf dem Rasen zu erleben.
Dann passierte noch eine Sache, die für mich irgendwie so einen Neustart markierte, und die hat mit dem F.C. Hansa Rostock und Jens Härtel zu tun. Unser doppelter Aufstiegstrainer steht inzwischen bekanntermaßen im Norden in Lohn und Brot und das führte bei mir nach der doch emotionalen Trennung im November gefühlsmäßig zu einem endgültigen Schlussstrich, der irgendwie gut getan hat. Das klingt jetzt ziemlich bescheuert, glaube ich, und mehr nach Beziehung als nach Fußball, aber es war nun mal so. Naja, und wenn der Club eben die andere große Liebe im Leben ist, dann kann man an der Stelle sicher auch mal solche Vokabeln verwenden.
Jetzt sind seit dem Urlaub und den ganzen geschilderten Ereignissen schon wieder zwei, drei Liter Wasser die Elbe heruntergeflossen, hat der Club sein Trainingslager beendet, wurde das letzte Testspiel gespielt, kam mit Giorgi Loria noch ein erfahrener Keeper dazu und fangen die üblichen Vor-dem-nächsten-Spiel-Zahnrädchen wieder an, ineinander zu greifen. Mein Gefühl aber ist geblieben: Ich habe unheimlich Lust auf diesen Auftritt gegen Aue, auf die Nordtribüne und den Rest des Stadions, auf die üblichen Gesichter, die man jetzt auch schon wieder viel zu lange nicht gesehen hat und vor allem natürlich auf die ersten drei Punkte auf heimischem Geläuf in dieser Saison.
Klar, die tabellarische Ausgangslage ist nicht rosig, könnte aber auch deutlich bescheidener sein. Grüße nach Braunschweig an dieser Stelle. Und auch klar, dass die ersten 18 Saisonspiele gezeigt haben, dass in dieser Liga wirklich viel passen muss, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen. In der Vorbereitung auf die anstehenden Aufgaben hat der 1. FC Magdeburg aus meiner Sicht aber vieles, sehr vieles richtig gemacht und jetzt ist es eben an der Mannschaft, am Trainerteam und auch an uns, die Früchte dieser Arbeit zu ernten und endlich kontinuierlich Punkte einzufahren.
Also: Packen wir es an! Kauft die Ticketbuden leer, zieht die dicken Socken an und dann ab ins HKS zum ersten Pflichtspiel 2019! Auf ein geiles neues Jahr, auf viele, viele Punkte und auf den verdammten Klassenerhalt!
„Noch ist Magdeburg nicht verloren – noch sind wir die Größten auf der Welt!“
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