1. FC Kaiserslautern – 1. FC Magdeburg, 9. Spieltag, 1:1 (0:0)
Ach, ach, so langsam gehen einem die Worte aus, was Spielidee, -verlauf und Ergebnis mit blau-weißer Beteiligung angeht. Es ist derzeit ja doch immer das gleiche: Wieder ein Unentschieden, wieder ein ziemlich limitierter Auftritt in der Offensive, wieder Phrasen wie „die letzte Entschlossenheit hat gefehlt“ nach dem Abpfiff und zum zweiten Mal in Folge Tobias Müller, der den Größten der Welt nach einem überwiegend schlimmen Auftritt noch einen glücklichen Punkt rettet. Wobei, betrachtet man die Ausgangsposition vor dem Spiel (Trainerwechsel beim Gegner, der in der Vorwoche mit 1:6 unter die Räder kam und außerdem noch auf den ersten Heimsieg wartet, ergo mit Schaum vor dem Mund hätte aus der Kabine kommen sollen), muss man mit dem Spielausgang wohl sogar noch zufrieden sein. Allerdings hat Kaiserslautern mit seinem Auftritt jetzt auch nicht unbedingt Angst und Schrecken verbreitet, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ernüchterung und Frust wachsen, während die Ergebnisse ausbleiben und vor allem die Auftritte an sich sorgenvoll stimmen. Wie lange kann das wohl noch gutgehen?
Für das so genannte „Traditionsduell“ (wer denkt sich sowas eigentlich aus?) mit dem FCK entschied sich Stefan Krämer erneut für eine 4-4-2-Grundordnung und schickte vor Morten Behrens im Tor Timo Perthel, Tobias Müller, Brian Koglin und Dominik Ernst in der Viererkette auf den Rasen. Das Mittelfeld bildeten Manfred Osei Kwadwo, Thore Jacobsen, Björn Rother und Sirlord Conteh, während Christian Beck und Sören Bertram die Doppelspitze gaben.
Licht und Schatten
Auch wenn das Spiel überwiegend schwierig war, darf man schon auch festhalten, dass der Auftakt in die Partie (genau wie gegen Duisburg) durchaus vielversprechend verlief. Die Lauterer Spieler wurden früh attackiert, es gab blau-weiße Ballbesitzphasen und in der zehnten Minute einen schicken Pass von Dominik Ernst auf Christian Beck, der zentral in Richtung Tor gestartet war, dabei allerdings im Abseits stand. In der 12. Minute dann die Möglichkeit für die Hausherren, durch eine Ecke auf 1:0 zu stellen. Der Ball wurde geklärt, blieb aber zunächst in Lauterer Besitz, ehe Beck den ballführenden Spieler am eigenen (!) Strafraum fein säuberlich abgrätschte und danach ein Foul zog. Starke Aktion des Kapitäns. In Spielminute 13 fasste sich schließlich Sören Bertram mal ein Herz, sein Schuss aus ca. 20 Metern und halblinker Position nach guter Ballzirkulation ging knapp über den Kasten.
Vielleicht, nur eventuell, muss der Club in der ersten Viertelstunde einfach mal ein Tor erzielen, dann laufen so Partien möglicherweise noch mal ein stückweit anders. An diesem neunten Spieltag aber wurden die Angriffsbemühungen nach der Anfangsviertelstunde zunehmend zäher. Sich wirklich mal durchzuspielen, gelang gar nicht und es dauerte bis zur 24. Minute, ehe Thore Jacobsen – aus der zweiten Reihe – sein Glück versuchte. Der Blick war gut, sein Schuss von halb rechts rauschte allerdings ein gutes Stück am rechten Pfosten vorbei.
Prinzipiell war das ja bis dahin gar kein so schlechtes Auswärtsspiel vom Club. Chancen des Gegners gab es nicht, bis zum letzten Drittel sah das ordentlich aus, nur fehlte dann eben, mal wieder, die letzte Konsequenz und/oder irgendeine Idee, wie man die stabile Lauterer Innenverteidigung denn in die Bredouille bringen könnte. Naja, und dann passierten außerdem so Dinge wie nach einer guten halben Stunde: Startelf-Rückkehrer Timo Perthel wird auf der linken Seite freigespielt und kann in die Mitte flanken, wo die Hausherren zur Ecke klären. Die führt gleich zu einem zweiten Eckball, der lang und länger wird und irgendwann im Strafraum herunterfällt. Vermutlich waren auch die Lauterer Spieler überrascht, dass sich kein FCM-Akteur wirklich für den freien Ball interessierte, letztlich packte Keeper Lennart Grill beherzt zu und klärte die Situation. Sehr, sehr kurios.
Ab hier gab es dann viel, viel Leerlauf auf beiden Seiten und wenn im Block mehr Bewegung ist als auf dem Feld, ist das nie ein gutes Zeichen. Symptomatisch für den Auftritt der Mannschaft vielleicht eine Szene nach gut 40 Minuten: Christian Beck mit einer guten Kontermöglichkeit und dem Versuch, auf der linken Seite noch einen Kollegen mitzunehmen. Der Pass über ca. fünf Meter kommt aber nicht an, sondern landet in den Füßen des Gegners, der sich anschließend über die linke Seite bis an die Grundlinie kombinieren kann. Der Ex-Magdeburger Florian Pick kann von dort flach in die Mitte passen, wo Janik Bachmann einschussbereit war, die Defensive aber noch vor dem Einschlag zur Ecke klärt. Die kommt gut, wird dann aber von Morten Behrens auch bockstark heruntergepflückt. Zwei Minute vorher allerdings eine gute Aktion des Kapitäns: Über mehrere Stationen kommt der Ball auf die linke Seite zu Beck, der es an der Strafraumkante einfach mal probiert. Sein Zwischending aus Schuss und Hereingabe geht neben dem rechten Pfosten ins Toraus, in der Mitte war Björn Rother ein, zwei Schritte zu spät dran, um den Ball noch über die Linie zu drücken. Schade eigentlich.
Die letzte blau-weiße Abschlussaktion in Durchgang 1 war eine Direktabnahme von Thore Jacobsen nach einer Flanke von Sören Bertram; viel fehlte da nicht, der Schuss ging knapp über die Latte. Und als der FCM schon so ein bisschen in den Pausenmodus gewechselt hatte, wurde es auf der anderen Seite noch einmal gefährlich. Manfred Osei Kwadwo, der auf seiner linken Seite defensiv wie offensiv nicht immer die beste Figur machte, verlor den Ball relativ leichtfertig ca. 25 Meter vor dem eigenen Tor und wusste sich nur mit einem Foul zu helfen. Der Freistoß aus aussichtsreicher Position fand allerdings keinen Abnehmer; torlos ging es in die Halbzeitpause.
Fehlpassfestival
Der zweite Durchgang begann spielerisch schlimmer, als der erste geendet hatte, was allerdings für beide Kontrahenten galt. Irgendjemand, der im Block neben mir stand, sagte so nach 55 Minuten, dass hier Not gegen Elend spielen würde und das fasste das Geschehen bis dahin wirklich gut zusammen. Es war ein schlimmes Fußballspiel. Das sah offenbar auch Stefan Krämer so, der reagierte, den glücklosen Kwadwo vom Feld nahm und für ihn Rico Preißinger einwechselte. Nicht unterschlagen werden soll natürlich, dass unsere Nummer 22 vorher noch eine gute Aktion hatte, die sogar mit einem Tor endete. Beim Pass vom Christian Beck hinter die Kette (ich erinnere mich an keine Szene, in der das so noch mal gelang, was trotz blitzschneller Außenbahnspieler einigermaßen seltsam ist) stand Kwadwo allerdings im Abseits.
Mit der Einwechslung von Preißinger änderte sich nicht nur die Grundordnung auf ein 4-2-3-1, sondern kam gleich auch etwas mehr Ordnung ins Mittelfeld. Bevor der Club daraus aber Kapital schlagen konnte, klingelte es erst einmal auf der Gegenseite: In der 62. Minute gibt es einen Abstoß von Morten Behrens, der Christian Beck im Mittelfeld findet. Der Kapitän dann allerdings mit dem Ballverlust, Lautern mit einer starken Umschaltbewegung und zwei Pässen auf die völlig verwaiste rechte Abwehrseite, wo Florian Pick durchgestartet war. Der ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und erzielte mit seinem bereits 7. Saisontor das 1:0 für seine Farben.
War die Stimmung unter den anwesenden Clubfans aufgrund von ziemlich vielen Fehlpässen und fehlendem Esprit der eigenen Mannschaft eh schon mäßig, war das 0:1 aus Magdeburger Sicht nun natürlich noch mal ein extra Downer. Selbst das „FCM erwache!“, das irgendwann aus der Kurve kam, klang irgendwie missmutig, wenngleich sich die Vorsänger nach Kräften bemühten, die über 3.500 (!) Clubfans, für die die Mannschaft ja eigentlich rennen wollte, als gäbe es kein Morgen mehr, irgendwie zu animieren. Ist halt aber auch schwierig, wenn das Geschehen unten auf dem Rasen keinen richtigen Funken überspringen lassen will. In der 72. Minute gab es wenigstens mal wieder einen Abschluss, Becks Kopfball nach einem Freistoß ging allerdings über das Tor, abseits war es ohnehin. Kurz darauf noch einmal der Kapitän nach Zuspiel von Conteh – diesmal kratzte Lennart Grill den Ball noch glänzend aus der linken Ecke. Chancenlos war die Mannschaft trotz spielerischer Defizite beileibe nicht (was vermutlich aber auch einiges über die Leistung der Gastgeber sagt), nur wollte der Ball eben einfach nicht ins Tor.
Dann die 79. Minute und eine Ecke von Sören Bertram, die er vorher clever selbst herausgeholt hatte. Nach einem Lauterer Abwehrversuch fällt der Ball Tobias Müller vor die Füße, der goldrichtig und mutterseelenallein steht und die Kugel mit Schmackes zum Ausgleich in die Maschen drischt. „Na bitte!“ sagte das Engelchen auf der Schulter, „Okay, Ausgleich, schön, aber irgendwie auch wenig verdient“ das Teufelchen. Es war wie gegen Duisburg: So richtige, eskalative, ausgelassene Freude wollte sich nicht so richtig einstellen. So weit ist es also schon.
Wenigstens wurde es jetzt noch einmal interessant, weil beide Mannschaften, so gut (oder nicht gut) sie es eben konnten, die Visiere hochklappten. Direkt nach dem Ausgleich hatte der Club dank einer von Conteh ersprinteten Ecke sogar die Möglichkeit, in Führung zu gehen, allerdings endeten die Abschlüsse erst in der vielbeinigen Abwehr der Hausherren und dann bei Keeper Grill, der einen richtig guten Tag erwischt hatte. Und weil das so war, führte auch die beste Magdeburger Chance im zweiten Durchgang nicht zum Sieg: Tarek Chahed, der in der 66. Minute für Dominik Ernst gekommen war, behauptete sich bereits in der Nachspielzeit auf der rechten Seite und bediente Sören Bertram flach im Strafraum. Der zog ab und zielte passgenau auf die linke Ecke – bevor der Ball aber einschlagen konnte, lenkte ihn Grill mit einer Monsterparade noch um den Pfosten. Hut ab für die Aktion, den halten beileibe nicht viele. Kurz darauf war dann auch Feierabend im architektonisch beeindruckenden Fritz-Walter-Stadion und endete das Spiel leistungsgerecht 1:1 unentschieden.
Fazit:
Es tut schon irgendwie weh, das zu schreiben, aber eine wirkliche Weiterentwicklung der Mannschaft, was Selbstverständnis und Spielidee betrifft, ist derzeit einfach nicht zu erkennen. Ja, ja, ich weiß, wir sind jetzt seit acht oder so Spielen ungeschlagen und das ist natürlich völlig knorke und supertoll und die Liga ist schwierig und so und da schlägt jeder jeden und alle suchen immer nach Lösungen und finden bestimmt auch irgendwann welche, nur: Wenn nicht bald wenigstens ein spielerischer Fortschritt zu erkennen ist, wird es irgendwann unweigerlich ungemütlich. Nur glückliche Unentschieden zu erreichen (und das womöglich noch als Erfolg darzustellen, weil wir ja jetzt so eine schicke Serie haben) und ansonsten Zug, Konsequenz und Ideen vermissen zu lassen, ist dem Magdeburger Fußballpublikum auf Dauer schlichtweg nicht zu verkaufen. In diesem Sinne: Weiter, immer weiter, aber mit Herzblut, Einstellung, Leidenschaft, Geilheit auf Tore und einem spielerischen Selbstverständnis, in dem die viel beschworene „Magdeburger DNA“ auch zu erkennen ist. Oder kürzer: „Kämpfen und siegen!“ – am besten schon am kommenden Wochenende gegen die Würzburger Kickers.
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