1. FC Magdeburg – SV Meppen, 23. Spieltag, 0:2 (0:0)
Es fällt schwer, die Gedanken zu ordnen nach diesem Fiasko gegen SV Meppen. Positiv immerhin: Nach diesem 23. Spieltag dürfte auch der und dem Letzten klar geworden sein, dass mit dem 1. FC Magdeburg in der Saison 2019/2020 kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Das Einzige, um das es nun noch gehen kann, ist, mühsam, Schritt für Schritt, demütig (!) und ehrlich Punkte gegen den Abstieg zu sammeln. Und nach allem, was im Heimspiel gegen die Emsländer zu sehen war, wird das schwer genug.
Den eigentlichen Spielbericht kann ich diesmal kurz halten. Claus-Dieter Wollitz schickte diejenige Mannschaft auf den Platz, die in der Endphase der letzten Begegnung aus Mannheim noch einen Punkt entführte: Behrens im Tor, Bell Bell, Müller, Bomheuer und Costly in der Viererkette, davor Gjasula und Rother. Links offensiv Kwadwo, zentral Preißinger, rechts Bertram. Vorn drin Beck.
Block U begann das Spiel mit einer Schweigeminute für einen unlängst verstorbenen Clubfan, der sich auch die Meppener Gästekurve anschloss. Danke für diese Geste, das war großes Kino, auch wenn der Anlass selbstredend ein äußerst trauriger war. Während es auf den Tribünen zunächst gespenstisch ruhig blieb, hörte man im Stadion lediglich die Spieler auf dem Platz – Ironie des Schicksals, dass die Partie dann auch mit einer schweigenden Heimkurve endete, wenngleich natürlich aus ganz anderen Gründen.
In den ersten 25 bis 30 Minuten sah das dann eigentlich auch ganz ordentlich aus, was die Größten der Welt den knapp 16.000 Zuschauer*innen im Stadion anboten: Der Club wirkte engagiert und suchte den direkten Weg zum Tor. Zur Wahrheit gehört aber auch: Eine wirklich zwingende Torchance konnten sich die Jungs um Kapitän Christian Beck nicht erspielen. Peu a peu übernahmen dann nach einer guten halben Stunde die Gäste die Kontrolle über das Geschehen, die sie bis zum Ende der Partie auch nicht wieder abgeben sollten.
Noch mal: Der 1. FC Magdeburg spielt zuhause (bei allem Respekt) gegen den SV Meppen und schafft es nicht, in 90 Minuten einen eigenen Treffer zu erzwingen bzw. Meppens Keeper Erik Domaschke zu einer tatsächlichen Torschuss-Rettungstat aus dem Spiel heraus zu nötigen. Das ist ein Offenbarungseid.
In der 63. Minute ist das Spiel dann im Prinzip vorbei. Nach einer überschaubaren Abwehrleistung fällt das 1:0 für Meppen und der 1. FC Magdeburg mehr oder weniger in sich zusammen. Kein Aufbäumen, keine Wut, kein Trotz, kein „Attacke, jetzt erst recht“, nix. Okay, in der 70. Minute gab es noch mal einen schönen Ball aus der Tiefe auf Sören Bertram, der marschiert und scharf in die Mitte spielt. Beck lässt durch, weil er sieht, dass Marcel Costly auf der linken Seite völlig frei ist. Naja, und der macht dann eben Costly-Dinge und haut die Kugel meterhoch über den Kasten. Allerdings war das Zuspiel, zumindest aus meiner Hintertor-Perspektive, auch äußerst schwer zu nehmen, da gab es wohl nur die Optionen „Tor des Monats“ oder „Ach, Du meine Güte!“. Und wenn es schon mal mäßig läuft, schlägt das Pendel in so einer Situation eben in die letztgenannte Richtung aus.
Kurz darauf das komplett verdiente 0:2, in dessen Anschluss die Stimmung im Heinz-Krügel-Stadion endgültig kippte. Es ist lange her, dass es in diesem Stadion solche massiven Pfiffe gegen die eigene Mannschaft und vermutlich überhaupt alles gab – und dass ich sie keinem Einzelnen verdenken konnte. Unverständlich dann eher die auch nicht zu überhörenden „Kallnik raus!“-Rufe. Mario Kallnik ist Geschäftsführer der GmbH, sportlich verantwortlich ist immer noch Maik Franz und der ist, so leid es mir tut, bisher jeden Nachweis schuldig geblieben, dass er als Funktionär im Profifußball erfolgreich arbeiten kann. Er war (so verstehe ich jedenfalls den von ihm bekleideten Posten) verantwortlich für den Kader, der aus der 2. Liga abstieg und er ist es auch, der dem Amt nach federführend war bei der Zusammenstellung der Mannschaft für die Spielzeit 2019/2020. Franz ist übrigens auch der mit dem hoch gelobten Scouting-Netzwerk und diesem „Neue Wege gehen und in Gegenden gucken, in denen sonst keiner guckt“-Ding. Eigenartig jedenfalls, dass sich der Zorn der Kurve offenbar ausschließlich auf Mario Kallnik konzentriert, während die Personalie Maik Franz irgendwie so gar nicht thematisiert wird. Aber gut, Macht der Gewohnheit, so sind die Emotionen und dass auch von der Lokalpresse in diese Richtung nichts zu erwarten ist und sein wird, ist ja auch nicht erst seit gestern klar.
Aber das ist alles noch mal ein ganz eigenes Thema, das mit Sicherheit auch noch irgendwo, irgendwann seinen Platz bekommen wird. Bekommen muss. Jetzt bringt das erstmal alles wenig, vielmehr gilt das, was nach der Partie vom Vorsängerpodest in Richtung Mannschaft zu vernehmen war: Die Realität heißt Abstiegskampf. Und den gilt es nun, anzunehmen, sowohl vom Team als auch von der Kurve. Der Kader wird sich nicht mehr verändern und Personaldiskussionen können wir im Sommer immer noch führen. Wobei, irgendwer muss ja auch einen Kader für 2020/2021 zus… okay, lassen wir das.
Fazit:
Tja, und nu? Nach einem Punkt aus den ersten drei Spielen 2020 kann man es ja klar sagen: Der FCM hat in der Winterpause alles auf eine Karte gesetzt und sich nach allen Regeln der Kunst verzockt. Da hilft jetzt auch kein Schönreden mehr, ebensowenig helfen Moralapostel-Kommentare mit lustigen GIFs aus dem Landesfunkhaus. Das Einzige, was vorerst hilft, sind Punkte. Gegen Chemnitz gibt es dazu die nächste Gelegenheit; die völlig verunsicherte und offenbar massiv überforderte Mannschaft wird dabei alle Unterstützung brauchen, die sie bekommen kann. Also: tun wir das, was wir in Magdeburg immer schon gut konnten – krempeln wir die Ärmel hoch, packen wir es an und ziehen wir es jetzt durch. Auch wenn es schwer fällt: Noch ist Magdeburg nicht verloren! Noch sind wir die Größten auf der Welt! Lasst uns gemeinsam (!) dafür sorgen, dass das auch so bleibt.
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