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Stirnrunzeln

1. FC Magdeburg – FSV Budissa Bautzen, 26. Spieltag, 2-0 (1-0)

Puh, wenn das mal nicht ein hartes Stück Arbeit war. Ich wäre sogar fast bereit zu sagen, dass es sich bei der Partie gegen Bautzen um einen der möglicherweise schwächsten Heimauftritte unserer Elf in dieser Saison gehandelt hat (den unterirdischen Neustrelitz-Kick mal außen vor gelassen). Auch wenn das Spiel mit 2-0 an Blau-Weiß ging, erzählt schon allein der Umstand, dass das 1-0 aus einer feinen Einzelaktion unseres Kapitäns resultierte und das 2-0 nach einem kapitalen Fehler des Bautzener Keepers fiel, eine ganze Menge über die Begegnung. Da es Zwickau aber parallel irgendwie schaffte, nach einer 3-0-Führung noch zwei Gegentore zu kassieren, haben wir trotz einer schwachen Leistung sogar noch ein Törchen gutgemacht. Ob man hier schon von Meisterdusel sprechen kann? Trotzdem: In der Form von heute dürfte es am kommenden Wochenende in Jena ziemlich schwierig werden, aus 16 ungeschlagenen Partien mit 15 Siegen 17 und 16 zu machen.

Jens Härtel schickte gegen Budissa Handke für Schiller in die Partie, für den gelbgesperrten Fuchs und den angeschlagenen Hebisch spielten Kevin Kruschke (links) und Christoph Siefkes (rechts) auf den Außenbahnen, Christian Beck agierte wie üblich als Sturmspitze. Taktisch muss Härtel seinen Jungs wohl das konsequente Flügelspiel ins Aufgabenbuch geschrieben haben, was auch völlig okay ist, wenn die Spieler auf den Außenbahnen die Bälle im Spielaufbau verwertet kriegen und dann gefährlich in die Mitte spielen. Das war gegen Bautzen aber zu selten der Fall, stattdessen kam es mehr als einmal vor, dass Beck in der Mitte einfach hoch überspielt wurde und der Ball dann eben auf der anderen Seite landete. Oder zwar in die Mitte kam, aber von der aufmerksamen Bautzener Abwehr geklärt werden konnte. Was wiederum dazu führte, dass Christian Beck in diesem Spiel das eine oder andere Mal ziemlich in der Luft hing, weil er einfach nicht die gewohnten Anspiele bekam.

Eine große Anzahl richtig guter Torchancen entstand so nicht, wenngleich die Begegnung für die Größten der Welt besser kaum hätte beginnen können: Bereits in der vierten Minute kassiert ein Bautzener Spieler eine völlig berechtigte rote Karte nach einer Notbremse, der Club spielte also ganze 86 Minuten in Überzahl. Davon war allerdings über das ganze Spiel hinweg und insbesondere in der zweiten Halbzeit kaum etwas zu sehen, was auch daran lag, dass Bautzen tapfer kämpfte, defensiv clever agierte und den fehlenden eigenen Mann mit viel Laufarbeit und gutem Stellungsspiel wettmachen konnte. Und eben daran, dass dem Tabellenführer offensiv nicht so richtig etwas einfiel. Mehr noch: In Durchgang 2 hätten wir uns aus meiner Sicht überhaupt nicht beklagen müssen, wenn irgendwann der Ausgleich für Bautzen fällt und wir aus dieser Begegnung nur einen Punkt mitnehmen.

Dass das nicht passierte, lag, wie eingangs schon erwähnt, an einer tollen Einzelaktion von Marius Sowislo, der in der 23. Minute auf der linken Seite an Freund und Feind vorbeimarschiert und dann auch noch die Zeit und das Auge hat, das Spielgerät halbhoch an Bautzens Keeper Jakubov vorbei in die Maschen zu zirkeln. Und an Morris Schröter, der einen Ausflug von Jakubov und ein Missverständnis in der Bautzener Abwehr nutzte und mit der buchstäblich letzten Aktion des Spiels den Ball aus gut 40 Metern ins leere Tor schießt. Und wenn sich der Gegner dann über 90 Minuten trotz aufopferungsvoller Vorstellung keine einzige wirklich 100%ige Torchance erspielt, gewinnt man eben 2-0.

Was bleibt also hängen von dieser an Höhepunkten eher armen Begegnung? Zunächst kann man wohl festhalten, dass sich das Fehlen von Lars Fuchs recht deutlich bemerkbar machte. Das ist eben ein Typ Spieler, der sich die Bälle hin und wieder selbst im (offensiven) Mittelfeld abholt, dann einfach mal macht und mitunter auch mal den genialen Geistesblitz hat. So jemand stand gegen Bautzen gar nicht auf dem Platz, was aber auch an der taktischen Marschroute bzw. Grundordnung gelegen haben mag. Dass Marius Sowislo trotz seines schicken Tores nicht der geborene Spielmacher ist, wissen wir inzwischen alle, und wenn dann auch noch ein Sven Reimann im defensiven Mittelfeld das ganze Spiel über eigentlich gar nicht zu sehen ist, wird es eben nicht einfacher.

Vielleicht, und das ist die zweite Sache, an die ich das ganze Spiel über denken musste, hat sich bei den Spielern aber auch eine gewisse Müdigkeit eingestellt, die allerdings weniger von der Physis, sondern eher vom Kopf her kommt. Du hast halt diese Wahnsinns-Serie, Du bist Tabellenführer, Du hast das Hinspiel in Bautzen mit 6-0 gewonnen, Du spielst ab der 4. Minute in Überzahl und Du weißt, dass Du es selbst in der Hand hast und besser nichts mehr liegen lässt. Es ist für mich jetzt zumindest nicht absolut undenkbar, dass das in so einem Spiel vielleicht die berühmten Körner kosten könnte…

So etwas wie Müdigkeit war an diesem 26. Spieltag aber auch auf den Rängen zu vernehmen. Die Mitmachquote nicht ganz so hoch wie sonst, zwischenzeitlich ein ziemlich ungehaltener Vorsänger, dafür aber ein neues Lied, was die Kurve recht schnell drauf hatte und das das Potential hat, zu einem ordentlichen neuen Gassenhauer zu werden. Und dann gab es da noch Menschen, die trotz Führung in der zweiten Hälfte bei dem einen oder anderen Fehlpass tatsächlich zu pfeifen anfingen – als wäre man ein wenig verwöhnt und satt von den letzten Auftritten und ginge davon aus, dass Tabellenplatz Eins einem so einfach in den Schoß fallen würde.

Vielleicht lag es insgesamt einfach auch daran, dass der Spieltag für mich mit einer vierstündigen Bahnfahrt und dadurch ungewöhnlich früh begann, aber irgendwie hatte ich den Eindruck, dass der letzte richtige Zug, das letzte Fünkchen Emotionalität und der letzte Biss gegen Bautzen gefehlt hat. Zusammen mit dem Umstand, dass mich die Offensivvariante mit Siefkes und Kruschke auf den Flügeln nicht wirklich überzeugen konnte, bin ich dann nach diesem 26. Spieltag doch mit einigem Stirnrunzeln aus dem Stadion gestolpert. Nehmen wir es vielleicht aber einfach mal noch als Nachwehe der letzten zwei Wochen mit den schweren Spielen im Landespokal und gegen Neustrelitz mit und hoffen wir, dass der Club rechtzeitig wieder zu der Konsequenz und Spielkultur zurückfindet, die ihn zum überwiegenden Teil der 15 Siege in den letzten 16 Spielen getragen hat. Am besten schon am kommenden Wochenende beim FC Carl Zeiss Jena. Auch das wird ein hartes Stückchen Arbeit – aber wer hat eigentlich behauptet, dass der Aufstieg einfach werden würde?

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