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Spektakelfußball

Zum dritten Mal nach 2007 und 2013 gastierte also Borussia Dortmund im Heinz-Krügel-Stadion zu Magdeburg, zum zweiten Mal gaben sich die Schwarz-Gelben im Rahmen eines Freundschaftsspiels die Ehre. 2007, als es in der ersten Runde des DFB-Pokals tatsächlich um etwas ging, zog Blau-Weiß mit 1-4 den Kürzeren. Eric Agyemang erzielte seinerzeit den Ehrentreffer und was damals noch keiner wusste: Es sollte sein einziges Pflichtspieltor für die Größten der Welt bleiben. 2013 lud der 1. FC Magdeburg die Borussia zur Saisoneröffnung ein und der Gast ließ sich nicht lumpen: Mit einigermaßen voller Kapelle und bei bestem Fußballwetter erledigte der Bundesligist seine Pflichtaufgabe vor 26.000 bunt gemischten Zuschauern souverän mit 3-0. In den fünf Jahren, die zwischen beiden Spielen lagen, waren die Größten der Welt einmal mehr durch eher tiefere Täler gegangen: Der Nicht-Qualifikation für die neu eingeführte 3. Liga 2008 folgte der letzte Tabellenplatz 2012 und der Neuanfang im gleichen Jahr. Mit bekanntem Ausgang, nämlich dem, dass sich nun zwei Profimannschaften im freundschaftlichen Vergleich gegenüberstanden. 

„Borussia Dortmund zieht immer“, wurde Mario Kallnik von der Tagespresse vor der Begegnung zitiert. Und gezogen hat Borussia Dortmund tatsächlich, wobei es von den 19.679 Zuschauern an diesem 12. Oktober wohl trotzdem ein Großteil mit dem gastgebenden Team gehalten haben dürfte. Abschließend beurteilen kann ich das allerdings nicht, weil ich die Begegnung lediglich im Livestream verfolgt habe, und das auch nur irgendwie nebenbei – Borussia Dortmund hat bei mir persönlich halt so überhaupt gar nicht gezogen. Was allerdings keineswegs an der Gastmannschaft lag, sondern einfach an dem Umstand, dass mir ein Freundschaftsspiel unter der Woche gegen eine bessere B-Elf eines Bundesligisten die paar hundert Kilometer einfache Strecke schlicht und ergreifend nicht wert waren.

Andere, so war zu hören, blieben dem Spiel eher aus ideologischen Gründen fern. Kommentare wie „Scheissspiel“, „unwichtig“ oder „Marketingveranstaltung“ waren an der einen oder anderen Stelle als Begründung für die Ablehnung des Freundschaftskicks zu lesen, gern natürlich verbunden mit der Frage, ob denn die, die gegen Dortmund ins Stadion rennen, auch gegen Wehen-Wiesbaden oder Sonnenhof-Großaspach am Start sein würden. Die in diesem Zusammenhang vorgebrachten Argumente sind selbstverständlich auf eine sachliche Debatte hin gar nicht ausgerichtet, wie das bei ideologischen Dingen ja leider recht häufig so ist. Legitim ist die Frage, ob der 1. FC Magdeburg mitten in der ersten Drittliga-Hinrunde der ersten Profisaison der Vereinsgeschichte so eine Partie braucht, selbstverständlich trotzdem. Auch wenn die Antwort darauf eigentlich nur „Ja, klar!“ lauten kann.

Schon allein aus finanzieller Sicht dürfte es sich der Club kaum erlauben können, die Möglichkeit für ein solches Match nicht beim Schopf zu packen. Selbst wenn nur die Hälfte der Ticketerlöse bei den Hausherren hängen bleiben sollte (vermutlich wird es eher mehr sein), müsste sich das Freundschaftsspiel nach Abzug aller Kosten schon gelohnt haben. Und ja, natürlich ist es für den Gast auch eine Werbeveranstaltung für die eigenen Farben:

Trotzdem kann man davon ausgehen, dass der Club die Strahlkraft eines BVB an so einem Abend auch für die eigene Sache zu nutzen weiß. Wer vermag schließlich schon zu sagen, ob der kleine Dortmund-Fan oder die Familie, die vielleicht das erste Mal im Stadion ist, um Subotic, Weidenfeller und Co. zu sehen, nicht doch auch für ein Drittligaspiel noch einmal wiederkommen wollen? Ein volles Heinz-Krügel-Stadion ist auch ohne organisierten Block-U-Support schon recht beeindruckend (wie übrigens auch Lars Fuchs als Livestream-Co-Kommentator bestätigte) und da könnte es ja durchaus ein Anreiz sein, noch mal vorbeizuschauen, wenn es die Nordtribüne dann auch so richtig scheppern lässt – um dann vielleicht dabei zu bleiben.

Das wichtigste Argument pro BVB-Freundschaftsspiel ist aber wohl, dass die Mannschaft in so einer Begegnung die Gelegenheit bekommt, sich gegen einen Bundesligisten unter wettbewerbsnahen Bedingungen zu beweisen, auch wenn vielleicht nur die 2. oder 3. Garde des BVB auf dem Rasen stand und auch wenn es möglicherweise eher um Spektakelfußball und Event als um den unbedingten Willen zum Sieg ging. Eine gute Möglichkeit, sich zu präsentieren, war es dennoch und das durchaus respektable Endergebnis von 2-2 zeugt davon, dass das den Größten der Welt auch ziemlich gut gelungen ist.

Letzten Endes ist aber auch klar, dass diese Begegnung gegen den BVB – auf die ganze Saison gesehen – wohl eher eine Randnotiz bleibt. Definitiv aber eine, die man schon auch mal in positiver Erinnerung behalten kann.

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