FSV Frankfurt – 1. FC Magdeburg, 17. Spieltag, 0:1 (0:1)
Es ist schon bemerkenswert, was der 1. FC Magdeburg derzeit abliefert. Seitdem die Mannschaft im Heimspiel gegen den F.C. Hansa Rostock in der 93. Minute noch den Ausgleich hinnehmen musste, gewann man drei Partien in Serien und schaffte es dabei ebenso oft, aus einer jeweils engen Kiste am Ende tatsächlich auch einen Sieg zu machen. Das Ergebnis liest sich dann so: 17 Spiele, 27 Punkte, Tabellenplatz fünf und nur zwei magere Zähler Rückstand auf den ersten direkten Aufstiegsplatz. Oder 9 auf die erste Position unter dem Strich, je nach Laune und Weltbild vermutlich. Gegen den FSV Frankfurt konnte der Club diesmal in beiden Halbzeiten überzeugen, wenngleich mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten: Ließ man die Gastgeber in den ersten 45 Minuten so gut wie gar nicht zur Entfaltung kommen und lag man nach dem Tor von Julius Düker in der 19. Minute zur Pause völlig verdient in Front, verteidigte man das 1:0 in Durchgang 2 klug und engagiert und nahm die drei Punkte unter dem Strich auch verdient mit zurück an die Elbe.
Bemerkenswert ist der Sieg am Bornheimer Hang auch deswegen, weil Trainer Jens Härtel bekanntermaßen gleich eine ganze Reihe prominenter Ausfälle zu kompensieren hatte und man das der Mannschaft aber im Prinzip überhaupt nicht anmerkte. Für den gelb-rot-gesperrten Marius Sowislo rückte Nils Butzen als Ersatzkapitän in die Startelf, der die letzten Spiele aufgrund seiner roten Karte gegen Rostock ja selbst nur von der Tribüne aus verfolgen konnte. Jan Löhmannsröben (5. gelbe Karte) wurde durch Niklas Brandt ersetzt, ansonsten spielte das gleiche Team, das in der Vorwoche auch den Derbysieg gegen den Halleschen FC eingefahren hatte: Christopher Handke, Nico Hammann und Felix Schiller bildeten die Dreier-Abwehrkette, davor agierte der besagte Brandt zusammen mit Butzen sowie Schwede und Chahed in einem Vierer-Mittelfeld, offensiv wirbelten Florian Kath und Sebastian Ernst mit Julius Düker als Sturmspitze.
Der Auftakt in die Partie war im Prinzip eine Blaupause der letzten beiden Begegnungen: Wie schon in Großaspach und gegen Halle legte der Club äußerst engagiert und spielerisch durchaus ansprechend los und kam bereits in der 5. Minute zur ersten guten Gelegenheit: einen satten Schuss von Nico Hammann lässt Sören Pirson im Frankfurter Tor nach vorne prallen, Julius Düker setzt stark nach, bekommt den Ball dann aber nicht im Kasten unter. Im gut gefüllten Gästeblock war man zu diesem Zeitpunkt längst warm; das Spiel war noch keine zwei Minuten alt, als man sich erstmals eingehakt hatte und den Bornheimer Hang zu „Einmal blau-weiß, immer blau-weiß“ einem kleinen Statik-Test unterzog. Aber klar – wenn man zuhause schon nicht mehr darf, müssen jetzt eben die Gästebereiche der Republik zum rhythmischen Hüpfen herhalten.
Vom FSV war indes für einen Gastgeber aus dem Spiel heraus erstaunlich wenig zu sehen. Wenn überhaupt, wurde es bei Standards und durch Konter gefährlich, die nun mal passieren, wenn man weit aufrückt und hinten lediglich drei Spieler zur Absicherung hat. Glücklicherweise traf Cagatay Kader aber in einer dieser Kontersituationen nach 8 Minuten nur das Außennetz und entschied der Linienrichter in einer weiteren aussichtsreichen Szene nach 11 Minuten auf Abseits. Vorausgegangen war ein Freistoß der Gastgeber in der eigenen Hälfte nach einem Allerweltsfoul des insgesamt überzeugenden Sebastian Ernst, für das er außerdem noch die gelbe Karte sah. Das kann man schon mal machen; allerdings sollte das nicht die letzte eher eigenwillige Entscheidung von Schiedsrichter Robert Kamka gewesen sein. Nach 15 Minuten dann die Riesenchance zur Führung für die Hausherren, die aber vom aufmerksamen Nico Hammann auf der Linie geklärt werden konnte.
Trotzdem der FSV zu seinen Möglichkeiten kam, war es der 1. FC Magdeburg, der die Partie über den allergrößten Teil der ersten Halbzeit absolut im Griff hatte, dem Gegner permanent auf den Füßen stand, Bälle jagte, gut umschaltete und so auch nach 19 Minuten den verdienten Führungstreffer erzielte. In der bis dahin vielleicht schönsten Angriffsbewegung sieht Florian Kath nach einem Ballgewinn im Mittelfeld Tobias Schwede, der auf seiner linken Seite gut durchgestartet war. Schwede bekommt den Ball und flankt in den Strafraum, wo Julius Düker da steht, wo er stehen muss und das tut, was ein Mittelstürmer eben tut: den Ball humorlos zum 1:0 in die Maschen nageln. Mindestens 30 Prozent des Tores gehören aber auch Tarek Chahed, der sich ohnehin einige zünftige Duelle mit La’Vere Corbin-Ong lieferte, den Innenverteidiger in der Situation gut bindet und Düker so den Raum für den technisch anspruchsvollen Abschluss verschafft.
Als hätte es erst das Gegentor gebraucht, wurde der FSV Frankfurt nun seinerseits etwas agiler und kam in Spielminute 27 zur nächsten und tatsächlich dann auch schon letzten richtig guten Gelegenheit, den Ausgleich zu erzielen – und zwar im ganzen Spiel. Ein verdeckter Schuss von Shawn Barry aus den Rückraum segelt aber knapp am linken Pfosten vorbei. Der FCM war derweil weiter um Ballbesitz und Spielkontrolle bemüht und bekam beides auch, konnte sich allerdings keine weiteren Hochkaräter mehr erarbeiten. So ging es mit dem 1:0 in die Pause.
Auch der Auftakt in die zweiten 45 Minuten verlief nach einem Muster, das man so oder so ähnlich nun schon in einigen zweiten Halbzeiten mit Magdeburger Beteiligung gesehen hatte: Frankfurt mit viel Schwung und Engagement und dem direkten Versuch, den Club unter Druck zu setzen, Blau-Weiß diesmal aber gewarnt, defensiv stabil, kompromisslos in den Zweikämpfen und mit dem nötigen Selbstbewußtsein einer Mannschaft, die zwei Spiele in Folge gewonnen und nicht groß vorhatte, hier Punkte liegen zu lassen. Was allerdings auch auffiel: Während Frankfurt nun wollte, aber irgendwie nicht konnte, kam vom 1. FC Magdeburg in Durchgang 2 aus dem Spiel heraus offensiv so gut wie gar nichts mehr. Florian Kath versuchte es in der 54. Minute zwar mal mit einem Schlenzer von links auf die lange Ecke, ansonsten waren Abschlüsse Mangelware – was auch daran lag, dass der eine oder andere viel versprechende Konter schlicht und ergreifend nicht zu Ende gespielt wurde. Das ist dann vielleicht auch das eine Haar in der Suppe, das man an diesem Nachmittag in Frankfurt finden konnte. Irgendwann darf die Mannschaft ruhig mal wieder dazu übergehen, Spiele zeitig und souverän zu entscheiden.
So war (wieder mal) zittern angesagt, was noch dadurch begünstigt wurde, dass die Sonne irgendwann hinter der Haupttribüne verschwand und es damit im Gästeblock einigermaßen frostig wurde. Dazu kam ein eher anstrengendes Mittelfeldgeplänkel, das hier und da (zum Beispiel um die 66. Minute rum) mit etlichen Frankfurter Standards in Strafraumnähe garniert wurde – bekanntermaßen kann bei so etwas ja auch gut mal einer durchrutschen. Oder man macht es ohne Not selbst noch mal spannend, wie der eingewechselte Waseem Razeek bei einer eigentlich harmlosen Situation in der Schlussphase, in der er besagten Corbin-Ong als einzigen überspielen muss, aber mit seinem halbhohen Pass hängen bleibt und in letzter Konsequenz den Kollegen Handke zu einer gefährlichen Grätsche im Strafraum zwingt. Aber hey: Wenn wir diesmal schon keinen Platzverweis kassierten, durfte es wenigstens bis zum Schlusspfiff spannend bleiben. Man muss ja nicht gleich alles auf einmal ändern…
Feierabend war nach reichlichen drei Minuten Nachspielzeit trotzdem irgendwann und spätestens jetzt wurde das Zittern ins gemeinschaftliche Feiern überführt. „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ donnerte es ins weite Rund und der sich zügig leerende Frankfurter Fanblock auf der Gegenseite schickte den Schall direkt wieder zurück in den Gästebereich. Unter dem Strich bleiben verdiente drei Punkte und inzwischen schon der vierte Erfolg in der Fremde, was dem 1. FC Magdeburg ganz nebenbei Rang zwei in der Auswärtstabelle beschert. Im regulären Klassement steht man, wie eingangs erwähnt, inzwischen auf dem fünften Rang und drei Punkte besser als zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr. Und wem das in puncto Weiterentwicklung noch nicht reicht, der möge gern kundtun, wann wir das letzte Mal eine Mannschaft beisammen hatten, die den Ausfall ihres Kapitäns, ihres Top-Torjägers und ihres Mittelfeldabräumers gleichzeitig (!) so eindrucksvoll zu kompensieren wusste. Oder in ganz bescheidenen anderen Worten:
6 Punkte noch bis zur Winterpause!
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