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Reise, Reise

1. FC Magdeburg – SV Babelsberg 03, 3. Spieltag (Nachholspiel), 1-0 (1-0)

Nachholspiel, zuhause, unter der Woche. Normalerweise drei Aspekte, die den auswärts wohnenden und/oder arbeitenden FCM-Fan eher missmutig zurücklassen – wäre da nicht manchmal die kleine, glückliche Fügung, die den Besuch eines solchen Heimspiels eben doch ermöglicht. Zum DFB-Pokal-Zweitrundenmatch gegen Bayer 04 Leverkusen könnte ich eine solche Fügung zwar besser gebrauchen, aber man kann sich sein Glück (bzw. seine beruflichen Verpflichtungen) eben leider nicht immer aussuchen. Und so fand ich mich dann alternativ eben am 27.08. an meinem üblichen Platz im Stadion ein, um zu schauen, wie die Größten der Welt wohl gegen Babelsberg in die wichtige englische Woche starten würden.

Zugegeben, man muss schon reichlich bescheuert sein, wenn man unter der Woche mal eben etwa 360 km Wegstrecke zurücklegt, um den Herzensverein abends im heimischen HKS aufdribbeln zu sehen. Aber hey: wären wir alle völlig normal, wären wir sicherlich keine FCM-Fans geworden ;-). Der längere Anreiseweg hatte außerdem den Charme, dass ich recht zeitig in Magdeburg war und so sowohl Stadionumfeld, als auch Kurve mal beim ‚Aufwachen’ und Vorbereiten für den Spieltag beobachten konnte. Kommt ja aufgrund der doch recht kompakten Tagesplanung an normalen Spieltagen nicht allzu häufig vor. Dazu ergaben sich nette, kleine Begegnungen, wie zum Beispiel mit dem Dreikäsehoch, der mir auf dem Weg zum Stadion radelnd entgegenkam und in bester Magdeburger Mundart „Viel Glück! Babelsberg müssenworrweghauen!“ entgegenrief, oder mit dem Personal am obligatorischen Kräuterbratwurststand, mit dem man angesichts von angenehm wenig Andrang mal ein, zwei Sätze wechseln konnte. Außerdem konnte ich den Krügel Heinz auf seinem Sockel endlich mal in Ruhe aus der Nähe betrachten.

Zeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze. Oder so.

Zeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze. Oder so.

Kurz nach 6 füllten sich dann allmählich die Ränge und es konnte losgehen mit dieser wichtigen Partie, über die die Mannschaft den Anschluss an die Tabellenspitze herstellen konnte und musste. Für Schlosser rückte Christoph Siefkes in die erste Elf, außerdem war Lars Fuchs wieder von Beginn an dabei. Steffen Puttkammer ersetzte den gelb-rot-gesperrten Felix Schiller in der Innenverteidigung, Matthias Steinborn spielte erneut von Beginn an, wechselte aber von der rechten auf die linke Seite (auf die Schlosser-Position).

Die Größten der Welt begannen dann auch gleich sehr ordentlich und druckvoll und setzten sich in den Anfangsminuten mehr oder weniger in der Babelsberger Hälfte fest. Nach einer Reihe vielversprechender Angriffsversuche drang Steinborn in der 9. Minute in den Strafraum ein und wurde sehr unsanft von den Beinen geholt – Elfmeter. Von der Nordkurve aus nicht so gut zu sehen, beim MDR dann umso deutlicher und so trat Standard-Elfmeterschütze Hammann an, um die zu diesem Zeitpunkt völlig verdiente Führung zu erzielen. Und während ich bei mir noch so dachte, dass Hammann gefühlt jeden der letzten Elfmeter halbhoch links geschossen hatte und es gut wäre, mal eine andere Ecke zu wählen – schoss Nico Hammann halbhoch links und Marvin Gladrow im Babelsberger Tor hielt souverän. Nichts also mit der frühen Führung, weiter im Spiel.

Während Babelsberg gegen die gut sortierte Magdeburger Hintermannschaft wenig Mittel fand, zeigte sich Blau-Weiß vom verschossenen Elfmeter wenig beeindruckt. Es wurde weiter fleißig kombiniert und schließlich war es dann Lars Fuchs vorbehalten, nach einer schönen Aktion mit einem strammen Schuss in die rechte untere Ecke die Führung zu erzielen. Aus dem Spiel heraus! Überhaupt, Lars Fuchs: außer bei extremen Defensivtaktiken wie gegen Augsburg im DFB-Pokal gibt es meiner bescheidenen Meinung nach eigentlich keinen nachvollziehbaren Grund, ihn nicht spielen zu lassen. Dass Fuchs Kopf und Herz unseres Offensivspiels ist, hat er gegen Babelsberg wieder eindrucksvoll bewiesen, auch wenn ihm nicht immer alles gelang. Angesichts unserer Ambitionen in der Liga müsste er eigentlich ohne wenn und aber auf einen Stammplatz abonniert sein.

Der FCM nun also mit einem Tor verdient in Führung und völlig souverän unterwegs, bis man sich dann so ab der 30. Minute die eine oder andere längere Auszeit gönnte. Was vollkommen unverständlich war, weil von Babelsberg bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nichts zu sehen war und die Potsdamer erst in der 43. Minute ihren ersten ernstzunehmenden Torschuss abgaben. Auffällig in dieser Phase noch, dass aus irgendwelchen Gründen unsere rechte Angriffsseite im Spielaufbau nahezu völlig vernachlässigt wurde. Anstatt die gut positionierten Hammann oder Siefkes zu bedienen, suchte man lieber dauernd Marcel Schlosser auf links, der kurz nach dem verschossenen Elfmeter für den verletzten Steinborn in die Partie gekommen war. Was wahrscheinlich aber auch für den Sportsfreund Schlosser und das Vertrauen der Mannschaftskameraden in seine Fähigkeiten spricht.

Mit dem einen Tor Vorsprung ging es in die Pause, und was sich zum Ende der ersten Hälfte schon ein wenig andeutete, verstetigte sich dann im zweiten Durchgang: zu viele ungenaue Zuspiele, mitunter ziemlicher Sand im Abstimmungsgetriebe und der Versuch, eher über Einzelaktionen, als über gelungene Kombinationen zum Erfolg zu kommen. Zäh war das, was uns da auf dem Rasen geboten wurde, wenngleich man weiterhin gut die Bälle im Mittelfeld eroberte und Babelsberg nach wie vor kaum zur Entfaltung kommen ließ. Positiv möchte ich an der Stelle Niklas Brandt hervorheben, der erneut ein starkes Spiel ablieferte und den defensiven Part seines Jobs im Mittelfeld sehr gut erledigte. Wer mir in dieser Phase noch besonders auffiel, aber eher nicht so positiv, war Christian Beck, der mitunter lieber gegen 3 Gegenspieler ins Dribbling (!) ging und versuchte, zum Abschluss zu kommen, als den besser postierten Nebenmann anzuspielen. Ob da jemandem der Treffer im DFB-Pokal ein wenig zu Kopf gestiegen ist? Man weiß es nicht.

Nach einer Riesenchance von Fuchs in der 54. Minute plätscherte das Spiel irgendwie so vor sich hin (auch wenn es immer mal wieder gute Chancen gab), und so ab Minuten 63 drängte sich bei mir der Gedanke in den Vordergrund, dass das hier heute gut und gerne auch 1-1 ausgehen kann. Es war irgendwie eines dieser Spiele, in denen der Gegner zu kaum einer klaren Torchance kommt, unsere aber auch gerade in der Offensive nicht so richtig konsequent bzw. geradlinig zu Ende spielen und in denen man dann häufig ein dummes Gegentor kassiert und sich für den immerhin hohen Aufwand nicht belohnt. In der 66. Minute war es dann fast soweit: ein Babelsberger Spieler darf unter freundlichem Geleitschutz von Kapitän Sowislo auf der halblinken Seite in den Strafraum dribbeln und mehr oder weniger unbedrängt zurücklegen, der nachrückende Mitspieler kommt zum Schuss – und Matthias Tischer lenkt den Ball mit einer sensationellen Parade gerade noch so zur Ecke. Glück gehabt.

Der Rest der Spiel-Geschichte ist dann relativ schnell erzählt: es hieß warten (auf gute, präzise zu Ende gespielte Angriffe unsererseits und auf das erlösende zweite Tor) und zittern, weil Babelsberg zum Ende der Partie noch mal alles versuchte, hier doch noch zum – aus meiner Sicht zu diesem Zeitpunkt nicht mal unverdienten – Ausgleich zu kommen. So auch mit einer Riesenchance in der 90. Minute, in der wohl nicht nur ich den Ball schon habe im Tor zappeln sehen. Nach Abpfiff dann viel Erleichterung über die wichtigen drei Punkte, aber auch die Erkenntnis, dass spielerisch noch Luft nach oben ist und man solche Spiele einfach viel früher viel deutlicher entscheiden muss. Aber: eventuell ist das auch Mosern auf ziemlich hohem Niveau und vielleicht hat die Mannschaft auch genau einen solchen Sieg auch mal gebraucht – viele gute Balleroberungen, Torchancen, einen Vorsprung über die Zeit gebracht, das erste Mal in dieser Punktspielserie kein Gegentor kassiert und den einen oder anderen guten Ansatz gezeigt, auf den sich aufbauen lässt.

Nette Randnotiz noch: in der 67. Minute kam Nils Butzen für Christoph Siefkes in die Partie und durfte sich damit jetzt schon häufiger präsentieren (auch im DFB-Pokal kam er bereits zum Einsatz) als in der gesamten vergangenen Spielzeit. Mich freut das sehr, weil ich Butzen immer gern gesehen habe und ich es schade fand, dass er unter Andreas Petersen so wenig Chancen hatte, sich zu zeigen. Auch in taktischer Hinsicht war die Variante mit Butzen und Hammann zusammen auf dem Feld interessant, weil Hammann nun die Position von Siefkes in rechten Mittelfeld einnahm und Butzen hinter ihm absicherte. Durchaus eine probate Variante, die wir vermutlich in dieser Saison noch öfter sehen und die die Variabilität und Möglichkeiten im Kader gut unterstreicht. Und die, wenn man das so sehen will, für den Trainer spricht, der diese Optionen dann halt auch in Erwägung zieht.

Weiter in der englischen Woche geht es nun am fünften Spieltag gegen die Mannschaft vom ZFC Meuselwitz, die ihren Angstgegner-Nimbus mittlerweile doch deutlich verloren hat, derzeit das Tabellenende ziert und gegen die eigentlich (!) der nächste Heimdreier sicher sein sollte. Und da es sich hierbei um einen normalen Heimspieltag mit normaler Anstoßzeit handelt, werde ich hier auch wieder ganz normal vor Ort sein. Das hat immerhin den Vorteil, nicht am nächsten Morgen den Weg ins Büro schon um vier antreten zu müssen. Was, wie ich nun herausfinden durfte, keine Uhrzeit, sondern eher ein Zustand ist.

Aber was tut man nicht alles… oder um es abschließend in den Worten von Block U zu sagen:

„FCM – wir sind da! Jedes Spiel, ist doch klar! Vierte Liga tut schon weh – scheißegal! Blau-Weiß olé!“

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