Medial ging es in dieser Woche nach den ganzen Turbulenzen der letzten Zeit rund um den 1. FC Magdeburg angenehm sportlich zu – drei Punktspielen innerhalb von sechs Tagen sei Dank. Für Skandale, Skandälchen und Aufreger blieb da einfach wenig Platz, was sicherlich nicht zuletzt auch der Vereinsführung ganz recht gewesen sein dürfte. Und da die Mannschaft in der englischen Woche ausgesprochen erfolgreich unterwegs war, kehrte auch im Umfeld wieder Ruhe ein und freut man sich allenthalben über den erreichten Klassenerhalt und die Möglichkeiten, die die Restsaison nun noch bereithalten mag. Im Medien-Rückblick daher diesmal: Spielberichte, Nachbetrachtungen, Vorschauen, ein wenig Personal und die hoffentlich vorerst letzten öffentlichen Verlautbarungen zum Ticket-Theater.
In der Nachbetrachtung der Partie gegen die Stuttgarter Kickers stand weniger der Stimmungsboykott, als vielmehr der gute Start in die englische Woche und die glänzende Ausgangslage mit nunmehr 41 Punkten (Volksstimme) im Mittelpunkt. Die BILD sah den Club bereits wieder die Relegationsplätze in den Blick nehmen, während in der Südwest Presse von einer bitteren Niederlage für die Kickers zu lesen war und die Trainer beider Mannschaften kurz zu Wort kommen durften. Der MDR greift dann doch noch einmal den Stimmungsboykott von Block U auf, hat Mario Kallnik in einem kurzen Video-Beitrag und blickt außerdem schon mal voraus auf die Begleiterscheinungen der Partie gegen Rostock mit zu diesem Zeitpunkt noch 2 Demos von Rostocker und Dresdner Seite. Die Volksstimme im Nachgang des Stuttgart-Spiels noch mit einem besonderen Fokus auf Manuel Farrona-Pulido, der in den englischen Wochen, wie wir jetzt wissen, mit seinen beiden starken Auftritten gegen Stuttgart und Rostock ordentlich Eigenwerbung betreiben konnte. Die BILD thematisiert die im Stuttgart-Spiel erlittene Verletzung von Nico Hammann, die ihn für Aalen, glücklicherweise aber nicht für Rostock ausfallen ließ und im Online-Angebot des Kicker darf Jens Härtel nach der Partie des 27. Spieltags seine Mannschaft loben, „der so viel vorgeworfen wird.“ Wer oder was damit genau gemeint ist, wird allerdings leider nicht deutlich.
Dann richtete sich der Blick auch schon umgehend auf die Partie am Mittwochabend in Aalen. Der gastgebende VfR hatte Jens Härtel in einem lesenswerten Gästeinterview, während die Volksstimme die geneigte Leserschaft schon einmal auf eine bevorstehende Rotation vorbereitete, die mit letztendlich 9 Spielern dann ja auch recht üppig ausfiel. Die BILD wusste offensichtlich als erstes, dass Matthias Tischer im Tor stehen würde und berichtete am Spieltag darüber, dass u.a. Jan Glinker und Jan Löhmannsröben die Reise auf die Ostalb gar nicht erst mit angetreten hätten. Etwas eigenartig gestaltete sich dann, zumindest in Teilen der lokalen Medien, die Berichterstattung zum letzten Endes ordentlichen Auswärtsauftritt. elbsport.com beschreibt beispielsweise den Freistoß von Niklas Brandt kurz vor Schluss und nach einer starken zweiten Halbzeit als überragende Aktion, „die fast den schmeichelhaften Auswärtssieg gebracht hätte“. Was an diesem Auswärtssieg schmeichelhaft gewesen wäre, erschließt sich in Anbetracht des Spielverlaufes allerdings nicht. Überhaupt kommt der Club im Text doch eher schlecht weg. Ähnlich übrigens in zwei Beiträgen der Volksstimme, die zwar u.a. Matthias Tischer und Steffen Puttkammer loben, den Fokus aber (in der Print-Ausgabe) eher auf das Spiel der Gastgeber legen bzw. (in der Online-Version) die Rotation für einen Mangel an Spielfluss verantwortlich machen und die zweite Halbzeit, in der Aalen zu ungefähr einem Abschluss kommt, kaum würdigen. Etwas ausgeglichen interessanterweise der Bericht auf kicker online, der Aalen eine starke erste, dem FCM eine starke zweite Hälfte attestiert und damit dem tatsächlichen Geschehen auf dem Rasen wohl deutlich näher kommt. Die BILD widmet sich noch mal dem Rotationsthema, während der MDR das Geschehen auf den Rängen inklusive des unsäglichen Böllerwurfs mit anschließender, umgehender Übergabe des Übeltäters an den Ordnungsdienst thematisiert. Auch liga3-online.de war dieser Umstand eine Meldung wert.
Rund um die dritte Begegnung der englischen Woche gegen den F.C. Hansa Rostock wurden natürlich auch noch einmal die Ticket-Posse und ihre Folgen in die mediale Aufmerksamkeit gerückt. Den FCM-Notizen in der Printausgabe der Volksstimme vom 29.02.2016 war zu entnehmen, dass der FanRat e.V. die Vereinsführung zu einem Fan-Ausschuss eingeladen habe, um die Außendarstellung rund um das Rostock-Thema noch einmal gemeinsam aufzuarbeiten. Ein Termin war zum Veröffentlichungszeitpunkt noch offen. Mario Kallnik darf in der BILD (Print) auf die Ultra-Kritik antworten, ohne wirklich etwas zu sagen, während er einige Tage später in der Volksstimme etwas konkreter dahingehend zitiert wird, dass er die Fanszene zu keinem Zeitpunkt belogen habe, dass der ganze Vorgang nun beim Aufsichtsrat läge und dass wieder ein Schulterschluss her muss. liga3-online.de und Volksstimme berichten unisono über die wieder abgesagte Demo der Ultras Dynamo, während ein weiterer Überblicksartikel zum „Hansa-gate“ bei den 11 Freunden zeigt, wie stark die ganze Geschichte, vor allem aber der Umstand, dass sich drei große ostdeutsche Fanszenen quasi gemeinsam für die gleiche Sache aussprechen, auch überregional deutlich wahrgenommen wurde.
In der Berichterstattung bzw. den Vorberichten unmittelbar vor der Begegnung beherrschten dann vor allem Bürgerkriegs- und Weltuntergangsszenarien die veröffentlichten Texte. „Größter Polizeieinsatz seit der Wende“ (MDR), „FCM gegen Hansa: Polizei rechnet mit 1000 Krawall-Chaoten“ (BILD) und: „Polizei erwartet bis zu 1140 Risikofans“ (Volksstimme) waren so die Schlagzeilen. Als Fußballfan tat man inzwischen gut daran, seine Angelegenheiten zu regeln:
ToDo-List vor #FCMFCH: Wohnung aufräumen, Nachlass regeln, Mutti anrufen, Medien & Polizei deuten an, dass ich nicht lebend zurückkomme.
— Ralle (@Tombolamusikant) 3. März 2016
Die Mitteldeutsche Zeitung wusste via dpa-Meldung außerdem noch von Ereignissen aus dem Hinspiel, die so nie stattgefunden haben und mal wieder ein Bild von Fußballspielen zeichneten, in denen es angeblich nur darum geht, den Fans der anderen Mannschaften ordentlich aufs Dach zu geben. Es geht eben einfach auch nichts über gepflegt tendenziöse und verlässlich reflexartige Beiträge; die sensationgeile und nicht Fußball-affine Leserschaft will schließlich auch bedient werden.
Neben dem ganzen Geklappere gab es aber tatsächlich auch noch den Blick auf das Sportliche, wurde via Volksstimme ein wenig in die Geschichte der Paarung geschaut und die englische Woche noch einmal thematisiert. Der MDR schaute noch mal auf die Vorgeschichte der Begegnung, außerdem gab es in der Mitteldeutschen Zeitung noch eine kurze Notiz zur Demo der Hansa-Fans und brachten Volksstimme und MDR gute Überblicke über die damit zusammenhängenden Verkehrsbeeinträchtigungen.
Irgendwann wurde endlich Fußball gespielt, und das aus Magdeburger Perspektive ja auch überaus erfolgreich. Die Ostsee-Zeitung sah einen „Auswärts-Rückschlag“ für Hansa, Das ist Rostock.de fand, der Club hatte mit den Mecklenburgern „[z]u leichtes Spiel“, An Old International saß in Paris vor dem Fernseher und veröffentlichte einen Spielbericht auf englisch und bei kicker online lässt „Sowislo […] Magdeburg träumen“. Einen für ihre Verhältnisse überraschend sachlichen Spielbericht brachte die BILD, während die Volksstimme der Begegnung zunächst ein spielerisch mäßiges Niveau bescheinigte, das sich im weiteren Verlauf aber in ein rassiges Ostderby steigerte. Der MDR hat die üblichen Trainerstimmen und Bewegtbilder zum Spiel und betont außerdem die Friedlichkeit der Fanlager sowie die Stimmung im Stadion, während der NDR findet, dass das bessere Team gewonnen hat, die Bilanz von Hansa mit 6 Punkten aus der englischen Woche sich aber trotzdem sehen lassen könne. Einen großartigen Überblick über den gesamten Tag inklusive Eindrücken von der Demo der Hansa-Fans und dem Geschehen nach dem Spiel auf dem Magdeburger Hauptbahnhof gibt es auf turus.net. Auch die Volksstimme machte mit ihrem Live-Ticker zum Tag einen tollen Job. So erfuhr man zum Beispiel, dass um 13:37 Uhr an einem Wagen hinter Block 9 das Bier alle war. Großartig und schön, wenn mal nicht alles immer nur so bierernst ist. Danke für den Service! Im Nachgang der Partie schaute elbsport.com in einem lesenswerten Beitrag noch einmal etwas genauer auf David Kinsombi, seine Leistung vor allem gegen Rostocks Marcel Ziemer und die Frage, wie seine leihweise Verpflichtung sowohl Qualität als auch Variabilität im Magdeburger Kader erhöht. kicker online verkündete, dass es in Magdeburg unter anderem deshalb keine Randale gegeben hätte, weil die Rostocker sich als faire Verlierer erwiesen hätten und man fragt sich, in was für einer kranken Welt das eigentlich eine extra Schlagzeile wert ist…
Blieben zum Abschluss noch, wie üblich, die sonstigen Meldungen, die keinen unmittelbaren Bezug zu jüngst absolvierten Punktspielen der ersten Mannschaft aufweisen und die, wie eingangs bereits erwähnt, in dieser Woche einigermaßen sparsam ausfielen. Die Volksstimme berichtete vor dem Mittwochs-Spiel über den Ex-Aalener Andre Hainault, seine Arbeit für das Comeback und seinen Wunsch, in Magdeburg gern verlängern zu wollen. Ebenfalls in der Volksstimme die Information, dass die MD Reha GmbH nun der offizielle FCM-Partner im Bereich Physiotherapie, Ergonomie und Leistungsdiagnostik sei sowie mit einem Spielbericht der B-Jugend, die gegen Braunschweig nicht über ein Unentschieden hinauskam. Last, but not least noch ein Text über die Beleuchtung für die neue Strombrücke, die irgendwann auch in blau und weiß erstrahlen können soll. Na, wenn das mal nicht eine bahnbrechende Nachricht ist…
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Beitragsbild: „Zeitung Medien“ von blu-news.org, Lizenz CC BY-SA 2.0
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