Überschaubares Themenspektrum rund um den 1. FC Magdeburg in der Medien-Woche vom 07.03. bis 13.03. und damit der 10. Kalenderwoche 2016. Die üblichen Verdächtigen thematisierten nach dem Heimsieg gegen den F.C. Hansa Rostock natürlich alle den möglichen Durchmarsch in die 2. Bundesliga, auch wenn diese Ambitionen mit dem Ergebnis in Cottbus inzwischen wieder einen kleinen Dämpfer erhielten. Darüber hinaus drehte sich natürlich vieles um die Begegnung in der Lausitz, wurde auch schon auf das Derby gegen Dresden vorausgeblickt, gab es Nachrichten aus der Jugend und wurden einige Personalthemen aufgegriffen.
Nach dem ganzen „böse, böse Fußballfans“-Hype in der Vorwoche schlugen MDR und Volksstimme im Nachgang der Partie gegen den F.C. Hansa Rostock entspannt-begeisterte Töne an und drehten damit den Subtext in ihrer eigenen Berichterstattung mal eben um 180 Grad. Die Volksstimme kam nach ausführlichen Beobachtungen am Spieltag zu der Erkenntnis, dass alle ein „friedliches Fußballfest“ feierten, beim MDR war „Märchenzeit in Magdeburg“ und gab es eine recht witzige Kolumne, in der sowohl beide beteiligten Mannschaften als auch ihre Fans insgesamt gut wegkamen. Darüber hinaus erschienen in der Print-Ausgabe der Volksstimme noch einmal ein Text mit einer guten Einordnung des Spielverlaufs und aus der Ecke der BILD neben dem Fokus auf das Ende von Christian Becks Torflaute ein paar Zeilen zu einem angeblichen Gerangel zwischen Spielern beider Teams während der Halbzeitpause im Kabinengang. Der @hanseator schließlich noch mit einem lesenswerten Bericht zum Spiel für hansafans.de und damit aus der Gästeperspektive.
Beim FCM hatte man aus dem ganzen Theater im Vorfeld des Rostock-Spiels offenbar die eine oder andere Lehre gezogen oder vielleicht einfach auch nur abgewartet, wie der Tag tatsächlich verlaufen würde. So oder so nahm man jedenfalls bereits jetzt öffentlichkeitswirksam Kontakt mit den Verantwortlichen von Dynamo Dresden auf und sicherte den Kollegen elbaufwärts das volle Kontingent von 2.000 Karten für die Begegnung im April zu. Volksstimme und Sächsische Zeitung mit fast identischen Texten zum Sachverhalt, der MDR personalisiert das Ganze auf Mario Kallnik, berichtet aber ansonsten auch vom zugesicherten Kontingent.
Mit dem Relegationsplatz in Reichweite und angesichts der Tatsache, dass wir drei Mannschaften aus den Top 5 noch zuhause empfangen werden, erscheint, wie die Volksstimme titelt, der Durchmarsch tatsächlich nicht mehr als Utopie. Ob ein Aufstieg jetzt schon gut wäre und infrastrukturell überhaupt zu leisten ist, steht auf einem ganz anderen Blatt; Fakt ist aber wohl, dass man sich nicht schlagen ließe, sollte man am Ende tatsächlich einen der dafür notwendigen Tabellenplätze belegen. Die BILD (jeweils Print) ließ gleich mehrere blau-weiße Akteure vom Aufstieg reden, und zwar namentlich Jens Härtel und Jan Glinker. Auch um Marius Sowislo wird eine Aufstiegsstory gestrickt, die irgendwas mit einem Tattoo zu tun hat. Der Kapitän war in dieser Angelegenheit offenbar ohnehin ein gefragter Gesprächspartner und durfte sich auch bei kicker online und in der Volksstimme (Print) zum Thema äußern. Tatsache ist, und das liegt ja irgendwo auch auf der Hand, dass in der derzeitigen Situation Träumen natürlich erlaubt ist und man sicher davon ausgehen kann, dass sich die Mannschaft, wie es Sowislo auch an den verschiedenen Stellen erklärt, das Ziel gesetzt haben wird, da oben ein kleines Wörtchen mitzureden. Warum auch nicht? Schließlich wäre es ja reichlich bocklos, jetzt einfach nur noch um die Goldene Ananas zu kicken – dafür sind die Jungs doch viel zu sehr Leistungssportler. liga3-online.de sammelte einige Gründe, warum der 1. FC Magdeburg den Aufstieg tatsächlich schaffen könne, während der MDR den Club noch eher vorsichtig ganz allgemein nach neuen Zielen suchen lässt.
Gespannt richteten sich nun also alle Augen auf die Partie beim FC Energie Cottbus am 30. Spieltag, die Begegnung Eins nach dem Erreichen der 45-Punkte-Zielvorgabe. Die Volksstimme kramte noch einmal die Cottbuser Vergangenheit unseres Co-Trainers Ronny Thielemann raus, der folgerichtig mit dem FCM ja an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrte. Die BILD (Print) spekulierte vor dem Spiel fleißig über die Aufstellung (die sich dann gegenüber der Vorwoche doch nicht änderte) und schrieb Steffen Puttkammer in die Innenverteidigung, während in der Volksstimme die Aussagen von Nico Hammann aus der Pressekonferenz vor der Begegnung zu einem eigenen Vorschau-Text verarbeitet wurden. Die gleiche Veranstaltung war in der gleichen Zeitung dann auch Grundlage für einen weiteren Text, diesmal mit den Statements von Jens Härtel, der hoffte, dass seine Mannschaft gierig bleiben würde, da sie ja nun ohne Druck spielen könne. Auch die Ostderby-Bilanz war einen eigenen Beitrag wert, hier führt der 1. FC Magdeburg die ‚Oberliga 2.0‘-Tabelle vor Dynamo Dresden an.
Dass die Stimmungslage beim Gegner vor der Partie eine etwas andere sein würde, ergab sich schon allein aus dem sorgfältigen Blick auf die Tabelle. DIE WELT dementsprechend auch mit einem Beitrag über die Personalpolitik von Cottbus-Trainer Vasile Miriuta, der seine Mannschaft habe wissen lassen, dass jeder, der nicht für Energie kämpft, die Koffer packen könne. Scheint ja gewirkt zu haben. Die Lausitzer Rundschau versteckt ihre Beiträge hinter eine Bezahlschranke, lässt aber wenigstens genug Text übrig, um zum Beispiel darauf hinzuweisen, dass Energie nach dem Sieg in Kiel wohl „mit neuem Mut gegen den Derby-König“ antreten werde. Der MDR schreibt vor dem Spiel von Aufstiegsträumen und Abstiegsängsten und ordnet damit die aktuelle sportliche Situation beider Kontrahenten noch einmal ein.
Naja, und dann lag der 1. FC Magdeburg halt bereits nach acht Minuten mit 0-1 zurück… Die Volksstimme bewertet den Auftritt in bester BILD-Manier im Prinzip als Totalkatastrophe und hat „eine der schwächsten Vorstellungen“ von einer Mannschaft gesehen, die total verunsichert wirkte und Fehler auf Fehler produzierte. Letzteres ist zweifelsohne richtig, verunsichert wirkte die Mannschaft aber eigentlich nicht. Indisponiert, ja, unaufmerksam, ganz sicher, in der zweiten Halbzeit weitestgehend ideenlos, auf jeden Fall. Aber verunsichert? Das scheint mir doch ein bisschen arg zu hoch gegriffen. Die BILD wählt für ihre Spieleinschätzung nach den Jubelarien zu Wochenbeginn dann gleich die ganz drastischen Worte: „brutal vorgeführt“ wurde die Mannschaft durch Energie Cottbus, es regierte das „Chaos“ und offenbar hätte man wohl Angst vor dem Aufstieg. Aha. Oder um es mit den Worten aus dem Spielbericht auf kicker online so zu beschreiben, wie es letztlich auch war: Cottbus spielte einfach ohne große Probleme gegen ideenlose Sachsen-Anhalter. Der MDR hingegen hatte die Stoppuhr dabei, sprach von einem unfassbaren Tempo und hatte insbesondere in der ersten Halbzeit „ein Wahnsinnsspiel“ gesehen. Auch das ist vollkommen korrekt: Wahnsinn ist ja schließlich ein Spektrum, das bekanntermaßen ein positives und ein negatives Ende aufweist. Wie man beim Mitteldeutschen Rundfunk allerdings darauf kommt, dass das Thema ‚Relegationsplatz‘ für den Club „erst einmal abgeblasen“ sei, erschließt sich angesichts von 3 Punkten Rückstand auf und dem besseren Torverhältnis im Vergleich zu Osnabrück vermutlich nur Eingeweihten. Die Lausitzer Rundschau, erneut mit Bezahlschranke, sprach im Nachgang der Partie aus Sicht der Gastgeber von einem Paukenschlag im Abstiegskampf und einer Überrumpelungstaktik in der Startphase des Spiels.
An der Personal-Front bringt die BILD mal wieder das Thema ‚Vertragsgespräche‘ auf den Tisch und will erfahren haben, dass es vor April ebenjene nicht geben wird, der Kader auch zur neuen Spielzeit unabhängig von der Liga zusammengestellt werde und man auch im kommenden Sommer keine großen Namen verpflichten wird. In der gleichen Zeitung darf Manuel Farrona-Pulido sein „Turbo-Geheimnis“ verraten, das er angesichts seiner frühen Auswechslung gegen Cottbus wohl mal besser für sich behalten hätte. Als ersten Namen für die neue Spielzeit bringt der Boulevard dann noch Alexander Siebeck von RB Leipzig II ins Gespräch und schaut auf Ryan Malone, der seinen Vertrag sehr gern verlängern würde und um seine Zukunft in Magdeburg kämpft. Christian Becks Arbeitspapier gilt ja glücklicherweise noch ein paar Tage; er gibt nach seinem Treffer gegen Rostock zu Protokoll, dass er noch lange nicht genug habe, nach dem Tor natürlich erleichtert war und sich aber keine neue Tor-Zielmarke setzen möchte. Außerdem würde das erneute Erreichen der Relegation ja weniger Urlaub bedeuten, aber das würde er im Fall der Fälle sicher verkraften. Das alles aufgeschrieben hat die Volksstimme. In der Mitteldeutschen Zeitung findet sich noch eine kurze Notiz zur automatischen Vertragsverlängerung von Jens Härtel, dann war es das auch schon mit Personalia für die Woche.
Blieben, wie üblich, noch die sonstigen Meldungen, bei denen sich diesmal zwei mit dem Nachwuchs beschäftigen. Die U19 kam gegen ihre Altersgenossen von der Saale zu einem 1-1 „im Prestigeduell“, wie die Volksstimme zu berichten weiß. Außerdem war man noch beim Spiel der U17 gegen Tennis Borussia Berlin, das 3-2 endete und im dem sich Hattrick-Torschütze Mark Plewa ein Sonderlob verdiente. Die BILD schließlich noch mit der Meldung, dass im Zuge der Aktion ‚Choreo-Topf‘, bei der Clubfans für die Begleichung der fünfstelligen Strafe des DFB sammelten, knapp 5.000 Euro zusammenkamen, die am Tag der Begegnung gegen den F.C. Hansa Rostock symbolisch dem Verein übergeben wurden.
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Beitragsbild: „Zeitung Medien“ von blu-news.org, Lizenz CC BY-SA 2.0
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