1. FC Magdeburg – TSV 1860 München, 6. Spieltag, 5:1 (4:0)
Was war das denn bitte für ein entspannter Nachmittag in unserem wunderschönen Heinz-Krügel-Stadion? Okay, zugegeben, so eine schwache Gastmannschaft wie der TSV 1860 München hat schon lange nicht mehr in Magdeburg aufgedribbelt, aber auch gegen so einen vollkommen indisponierten Gegner musst Du Deine Chancen ja erstmal nutzen. Und das taten die Größten der Welt eindrucksvoll – bereits nach 45 Minuten war das Spiel entschieden und die zweite Halbzeit fast schon langweilig, weil einfach so gut wie überhaupt gar nichts mehr passierte. Nach den bisherigen Partien in dieser Spielzeit und den zum Teil eher anstrengenden Diskussionen hat so ein Kick auf jeden Fall mal gut getan; ist doch schön, wenn man das Restwochenende als Clubfan endlich mal wieder mit einem richtig fetten Grinsen begehen kann.
Mit dem TSV 1860 München war ja nun nicht irgendwer im Heinz-Krügel-Stadion zu Gast und so konnte sich die Südtribüne mal über einen vollen und vor allem auch okay lauten Gästeblock nebenan freuen. Bereits 15 Minuten vor Anpfiff gab es die ersten Frotzeleien hin und her und, naja, dem Spielverlauf entsprechend wurde auch später noch die eine oder andere Spitze in Richtung der Gäste abgefeuert. Das machte insgesamt schon Laune, wenngleich es natürlich schade war, dass die Reisegruppe „München blau“ dann irgendwann keine Lust mehr hatte, zu kontern. Aber gut, hätten wir fünf Stück bekommen, wäre die Stimmung im Heimbereich sicher auch nicht unglaublich eskalativ gewesen.
Bekanntermaßen stand das Spiel ja unter dem Motto „Alle in Weiß“, was die deutliche Mehrheit der Clubfans unter den 16.614 Stadionbesucher*innen auch beherzigte. Zu Beginn der Partie gab es dann erst einmal eine große Choreo anlässlich des 10. Jahrestages der inoffiziellen Umbenennung der MDCC-Arena in das standesgemäße „Heinz-Krügel-Stadion“. Die komplette Gegengerade zierte ein „unser HKS“-Papptafel-Bild, das an das vor zehn Jahren von der aktiven Fanszene verkaufte T-Shirt mit dem gleichen Motiv erinnerte. Auf der Süd wurden „Heinz-Krügel-Stadion“-Shirts in die Höhe gehalten und eine Blockfahne in Form eines Wimpels gezeigt. Sehr gelungene Aktion und einmal mehr „Hut ab“ an all diejenigen, die sich so etwas immer wieder ausdenken und dann in mühseliger Kleinarbeit auch richtig gut umsetzen. Schönes Ding. Und damit zum Sportlichen:
Entscheidung nach 41 Minuten
Stefan Krämer hatte nach der Nullnummer in Chemnitz ein bisschen Tüftelarbeit vor sich und schickte seine Mannschaft diesmal in einer Grundordnung ins Spiel, die man offensiv vermutlich am ehesten als 4-1-2-1-2 bezeichnen könnte, das defensiv zu einem 4-3-3 wurde: Vor Alexander Brunst verteidigten, wie gewohnt, Timo Perthel, Tobias Müller, Jürgen Gjasula und Dominik Ernst in der Viererkette, davor spielte Thore Jacobsen als Sechser. Zusammen mit den übrigen Mittelfeldakteuren ergab das dann eine Raute: Rico Preißinger und Charles Elie Laprevotte besetzten die Halbpositionen links und rechts, Mario Kvesic gab nominell den offensiven Mittelfeld-Part (holte sich die Bälle aber überall ab). Sören Bertram und Christian Beck starteten gemeinsam im Sturmzentrum.
Die erste Viertelstunde gehörte klar dem 1. FC Magdeburg, 1860 hatte nach zehn Minuten lediglich durch einen Freistoß mal die Möglichkeit, so etwas wie Torgefahr auszustrahlen. Thore Jacobsen hatte Benjamin Kindsvater halb rechts vor dem Strafraum mustergültig gelegt, mit dem fälligen Freistoß aus gut 35 Metern konnten die Gäste aber niemanden beeindrucken. Ganz anders der Club, der mit tatkräftiger Unterstützung von Münchens Aaron Berzel nach 14 Minuten in Führung ging: Sören Bertram brachte eine Flanke von rechts in den Strafraum, wo der Innenverteidiger der Gäste formschön und unhaltbar für Hendrik Bonmann im Münchner Tor zum 1:0 verwandelte. Auch wenn es ein Eigentor war, hatte sich das in den Minuten zuvor schon so ein bisschen angedeutet, die rechte Magdeburger Angriffsseite bekamen die Gäste zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise in den Griff.
Mit der frühen Führung im Rücken hätte der geneigte Clubfan nun ja eigentlich einen noch dominanteren FCM erwarten können, stattdessen berappelten sich nun aber die Gäste ein wenig und antworteten mit einem Freistoß in der 16. Minute, in deren Folge der Club den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekam, sondern 1860 Kopfballverlängerung um Kopfballverlängerung im Strafraum erlaubte, bis die Kugel dann schließlich doch irgendwann bei den Guten landete. Überhaupt gab es im weiteren Verlauf einige Unkonzentriertheit in der Defensive, die die Münchner immer mal wieder und eher ungewollt in ganz gute Positionen brachten. Nach 20 Minuten beispielsweise legte sich Dominik Ernst den Ball am eigenen Strafraum zu weit vor, foulte und ermöglichte den Gästen so einen Freistoß aus 25 Metern zentral vor dem Tor. Der Schuss wurde von der Mauer noch abgefälscht, im Nachfassen hatte Alexander Brunst den Ball dann aber sicher. Ein weiterer Gäste-Freistoß nach 25 Minuten führte dann zu einem Abschluss per Kopf, der allerdings im Toraus landete.
So. Und ab hier kannte das Spiel dann nur noch eine Richtung, und zwar auf dasjenige Tor, das vor der Südtribüne stand und auf das die Größten der Welt im ersten Durchgang spielten. Und wie: Nach 28 Minuten schlug Tobias Müller einen Monsterpass aus der eigenen Hälfte hinter die Abwehrkette auf Dominik Ernst, der den Ball direkt in die Mitte weiterspielte. Dort stand Christian Beck goldrichtig, fackelte ebenfalls nicht lange und versenkte wunderschön zum 2:0 rechts in die Maschen. Ein Tor wie gemalt, für die Münchner Defensive ging das alles viel, viel zu schnell.
Wie gesagt, die rechte Seite war an jenem Nachmittag die Angriffsseite der Wahl für Blau-Weiß. Dementsprechend wurde es auch von dort aus in der 35. Minute wieder interessant, als Mario Kvesic eine scharfe Flanke vor das Tor zog, wo dann Sören Bertram haarscharf verpasste. Immerhin gab es noch einen Eckball, der allerdings in eine seltene Münchner Umschaltbewegung und letztlich in einer Rudelbildung im Mittelfeld mündete. Mitten drin ein gewisser Dennis Erdmann, was eigentlich niemanden wundern dürfte.
Gelutscht war der Spieltags-Drops dann nach 41 Minuten: Zwei Minuten zuvor hatte Dominik Ernst mit einer Flanke Sören Bertram bedient, der perfekt zum 3:0 einnickte, dann war es der Torschütze selbst, der für seinen Kapitän auflegte. Wieder über rechts, wieder per Flanke und zack! stand es dank Christian Beck auch schon 4:0. War das einfach! Das sah auch die Kurve so und goutierte das Geschehen zunächst mit einem „Und Ihr wollt Chef der Liga sein?“ sowie dem Klassiker „Ihr könnt nach Hause fahren!“, ehe man die großartige Defensiv-Organisation des Münchner Abwehrchefs mit einem „Erdmann, wir danken Dir!“ kommentierte. Hach, war das schön. Eine Bertram-Chance später (45.) war dann Halbzeit und wir schauten uns im Block einigermaßen verdutzt an: „Was machen wir denn jetzt noch mit dem angebrochenen Nachmittag?“
„Unser Club ist unbesiegbar!“
Die Antwort: Einfach weiter Fußball schauen und sich ansonsten größtenteils selbst feiern. Bei dem Spielstand und der Nicht-Leistung der „Löwen“, die an jenem Nachmittag jedem Streichelzoo zur Ehre gereicht hätten, war es wenig verwunderlich, dass die Begegnung in den zweiten 45 Minuten nur noch so vor sich hin plätscherte. Außerdem war es ja ziemlich warm, da ging es schon klar, sich vielleicht nicht mehr ganz so doll zu verausgaben.
In der 47. Minute gab es mal noch einen zaghaften Anschlusstor-Versuch der Gäste, den Phillipp Steinhart nach Flanke von rechts und einer Kopfballverlängerung von Sascha Mölders über das Tor köpfte, ansonsten verwaltete der Club aber das Ergebnis und spielte einfach, aber effektiv, was völlig ausreichte. Minutenlang erklang nun ein „Immer wieder, immer wieder FCM!“ aus der Kurve, irgendwann gab es noch eine Blockpolonaise („Erstmal alle in Richtung Gästeblock!“) und hatten die beiden Jungs auf dem Vorsängerpodest, glaube ich, gut zu tun, die Kurve weiterhin zu motivieren und die Spannung hochzuhalten, wie man so schön sagt.
Machen wir es kurz: Nach einer Stunde kam Björn Rother für Charles Elie Laprevotte, fünf Minuten später betrat Sirlord Conteh für Thore Jacobsen das Feld. In der geschichtsträchtigen 74. Minute fiel mitten rein in den Zuschauerzahlen-Jingle das 5:0 durch Rother, der den Ball von rechts gefühlvoll ins Tor lupfte. In der 78. Minute machte Christian Beck für Anthony Roczen Platz und ganz kurz vor dem Ende kam 1860 in Person von Ziereis noch zum Ehrentreffer. Vorher hatte es einen langen Ball auf Sascha Mölders gegeben, dessen Abschluss Alexander Brunst nur prallen lassen konnte, dafür schob dann eben Ziereis ein und leistete sich anschließend noch ein peinliches Wortgefecht mit Tobias Müller. Tja nun.
Mehr passierte nicht, sodass am Ende ein vollkommen souveräner und zu keinem Zeitpunkt gefährdeter Kanter-Heimsieg zu Buche stand, der in dieser Höhe auch vollkommen in Ordnung geht.
Fazit:
Auch wenn der eine oder andere Meckerkopp jetzt sicher wieder um die Ecke kommt und so Sachen sagen könnte wie: „Gegen die hätten wir auch mit der A-Jugend gewonnen“, tut dieser Sieg schon sehr, sehr gut. Das war dominant, das war konsequent und die Tore waren allesamt wirklich sehenswert, sodass wir die Zeit bis zum Auftritt in Jena am 2. September doch jetzt eigentlich mal gut gelaunt und mit breiter Brust vergehen lassen können. Nebenbei fuhr der Verein auch noch den 1000. Pflichtspiel-Sieg ein und für diesen historischen Meilenstein nehme zumindest ich so ein 5:1 deutlich lieber als ein hässlich ergurktes 1:0. So kann es sehr gern weitergehen und angesichts der Tatsache, dass der FC Carl Zeiss Jena auch nach sechs Partien noch auf den ersten Punkt wartet, tut es das vielleicht sogar. In diesem Sinne: Kauft die verbleibenden Karten, macht im Ernst-Abbe-Sportfeld den Gästeblock voll und dann starten wir in dieser Spielzeit 2019/2020 endlich so richtig durch. Nur der FCM!
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