Karlsruher SC – 1. FC Magdeburg, 14. Spieltag, 1:0 (1:0)
Da ist sie nun also, die erste kleine Durststrecke der Saison 2017/2018. Natürlich läuft das Pokalspiel gegen Borussia Dortmund gewissermaßen außer Konkurrenz, null eigene bei neun kassierten Toren und drei Pflichtspielniederlagen binnen einer Woche sprechen trotzdem eine deutliche Sprache und sind der Stimmung insgesamt sicherlich nicht unbedingt zuträglich. Gegen den Karlsruher SC tat sich der 1. FC Magdeburg die gesamte Partie über spielerisch eher schwer und während den Gastgebern ein nicht verteidigtes Traumtor zum Heimsieg reichte, ließ der Club vor allem vieles von dem vermissen, was in den vorherigen 13 Ligaspielen zu starken 10 Siegen geführt hatte: Biss, Spielwitz und den unwiderstehlichen Zug zum Tor nämlich. Tja, und wenn man dann eben seine wenigen Chancen nicht nutzt, steht unter dem Strich irgendwann eine 0:1-Auswärtspleite auf der Anzeigetafel.
Jens Härtel hatte seine Anfangsformation gegenüber der Pokalpartie unter der Woche auf drei Positionen verändert und schickte vor Jan Glinker (für Alexander Brunst) im Tor Christopher Handke (rückte für Richard Weil ins Team), Nico Hammann und Steffen Schäfer in der Dreier-Abwehrkette aufs Feld. Michel Niemeyer übernahm das linke Mittelfeld, zentral agierten Björn Rother (für Marius Sowislo) und Dennis Erdmann, auf der rechten Seite, wie gewohnt, Nils Butzen. Im Sturm starteten Felix Lohkemper, Christian Beck und Philip Türpitz.
Während sich beide Mannschaften in der unmittelbaren Anfangsphase eher abtasteten, gehörte die erste, richtig gute Chance im Spiel den Gästen vor der Elbe: Einen bösen Schnitzer des Karlsruhers Marcel Mehlem, der von Björn Rother gut unter Druck gesetzt wurde, nutzt ebenjener Rother in Spielminute 7 gedankenschnell, um zentral am Sechzehnmeterraum auf Felix Lohkemper zu spielen. Der gibt den Ball direkt zurück; Rothers Schussversuch gerät dann aber ein Stück zu weit links. Riesengelegenheit jedenfalls für den FCM und wer weiß, wie das Spiel… aber ach, „hätte“, „wenn“ und „aber“ holen nun mal keine Punkte.
Die erste Hälfte entwickelte sich im weiteren Verlauf, so zumindest die Wahrnehmung aus dem sehr ordentlich gefüllten Gästeblock, zu einer recht mageren Veranstaltung mit wenigen Highlights auf beiden Seiten. Ein paar Freistöße hüben wie drüben, allerdings ohne Ertrag, und reichliches Hin- und Hergeschiebe ließen in den ersten knapp 30 Minuten nicht unbedingt das Gefühl aufkommen, dass eine der beiden Mannschaften an diesem Tag ein Offensivfeuerwerk würden abbrennen wollen. Auffällig auch: die erstaunlichen Schwierigkeiten beim FCM, im Spielaufbau den zweiten oder dritten Pass zum Mitspieler zu bringen. Stattdessen gab es häufiger die eine oder andere Ungenauigkeit und vor allem wenig Ideen, wie der gut sortierten Karlsruher Abwehr beizukommen sein könnte. Dann allerdings die 27. Spielminute: Nico Hammann erläuft einen freien Ball im Mittelkreis und schickt Philip Türpitz steil. Der lässt David Pisot im Strafraum aussteigen und kommt zum Abschluss, verzieht aus guter Position aber leicht nach links. Schade. Da ging es mal schnell und direkt und prompt wurde es gefährlich.
Fünf Minuten später dann Felix Lohkemper mit seiner zweiten guten Szene im Spiel: An der rechten Strafraumkante kann er den Ball ansehnlich und trickreich gegen 2, 3 Gegenspieler behaupten und dann auf Christian Beck ablegen; dessen Schuss geht allerdings deutlich über das Tor der Gastgeber. Und der KSC? Der zeigte erstmals in Minute 35, wie man eventuell zu Torchancen kommen kann. Ein langer Ball hinter die Abwehrkette findet Anton Fink, der schön in die Mitte weiterleitet, dort dann für seine Hereingabe aber keinen Abnehmer findet. Dennis Erdmann hatte gegen Mehlem zentral rustikalst verteidigt und schon auch Glück, dass Schiedsrichter Kampka in der Szene nicht auf den Punkt zeigt. Weiter also 0:0.
39 Minuten waren gespielt, als Nils Butzen auf seiner rechten Außenbahn im Vorwärtsgang und aussichtsreicher Position von den Beinen geholt wurde. Den fälligen Freistoß tritt Nico Hammann eher so hüfthoch in Richtung Strafraum, zum Abschluss kommt der FCM aber trotzdem. Der Torschuss bleibt allerdings hängen und führt zu einem Karlsruher Konter, den ebenjener Nils Butzen dann auf der linken Abwehrseite kurz hinter der Mittellinie stoppen kann. Die Szene war im Prinzip symptomatisch für das gesamte Spiel – ins Laufen kamen beide Teams nur selten; wenn es gefährlich wurde, dann vor allem über Standardsituationen. Oder eben Einzelaktionen wie die in der 40. Minute, die prompt auch zum Tor des Tages führte. Marvin Wanitzek kommt in der Magdeburger Hälfte gute 30, 35 Meter vor dem Tor an den Ball, macht völlig ungestört noch 2, 3 Schritte, zieht dann aus 30 Metern einfach mal ab und trifft per Traumtor und rechtem Innenpfosten zur viel umjubelten Führung für den Karlsruher SC. Schönes Tor, überhaupt keine Frage, aber eben auch nicht der erste Sonntagsschuss gegen den Club, der in dieser Saison passt. Jan Glinker in der Situation allerdings ohne Abwehrchance.
Viel passierte dann im ersten Abschnitt nicht mehr. Christian Beck versuchte es kurz vor dem Halbzeitpfiff noch mal aus 16, 17 Metern, stellte Benjamin Uphoff im Karlsruher Tor mit seinem Schuss allerdings vor keinerlei Probleme. Mit einem kräftigen „Kämpfen und siegen!“ wurde das Team anschließend in die Kabine verabschiedet, während sich bei dem einen oder der anderen im Block die Frage auftat, wie man hier heute aus dem Spiel heraus noch zu Punkten kommen wollte. Insgesamt war das doch reichlich dünn, was der Tabellendritte im Wildparkstadion so auf den Rasen brachte.
Zu Beginn der zweiten Hälfte der erste Wechsel von Jens Härtel: Felix Lohkemper musste auf die Bank, für ihn kam Tarek Chahed in die Partie. Das erste, kleine Ausrufezeichen setzte aber Nico Hammann. Nach 46 Minuten versucht er es aus der Distanz, kann seinen Schuss dann allerdings nicht aufs Tor bringen. Nur eine Minute später köpft Dennis Erdmann nach einem Eckball direkt in die Arme des Karlsruher Keepers. Auf der Gegenseite ist es der KSC, der nach einer Ecke auf 2:0 stellen kann – mit einer starken Parade lenkt Jan Glinker den Kopfball von Gordon allerdings noch über die Latte. In der 54. Minute schaltet sich dann Steffen Schäfer mal in einen Magdeburger Angriff ein; sein starker Lauf auf der linken Seite führt zu einer weiteren Ecke, in deren Folge der Ball knapp am rechten Pfosten vorbei rauscht.
Während sich für den Club, wie bereits angesprochen, Chancen eigentlich nur nach Standardsituationen ergaben, versuchte es der Karlsruher SC nach knapp einer Stunde noch einmal spielerisch. Anton Fink wird im Strafraum stark freigespielt und lässt sich solche Gelegenheiten eigentlich nicht entgehen – diesmal steht allerdings Handke im Weg und bewahrt seine Farben vor einem höheren Rückstand. Ein ganz ähnliches Bild fast direkt im Anschluss auf der anderen Seite: Erst wird ein Schuss von Michel Niemeyer nach einem Einwurf von rechts noch von der Linie gekratzt (und der hätte perfekt gepasst!), dann vergibt Christian Beck, indem sein Schuss nur knapp links über die Latte segelt.
Für Dennis Erdmann, der sich bereits in der ersten Hälfte seine gelbe Karte abgeholt hatte, war der Arbeitstag dann nach 65 Minuten beendet. Für ihn kam Andreas Ludwig, vermutlich verbunden mit der Hoffnung auf die eine oder andere zündende Idee, mehr Passgenauigkeit im Angriffsdrittel und ergo mehr Gefahr aus dem Spiel heraus. Nichts davon trat ein. Stattdessen kamen die Gastgeber nun noch ein paar Mal vor das Magdeburger Tor, spielten ihre Möglichkeiten aber entweder nicht aus oder wurden durch Abseitsentscheidungen des Schiedsrichtergespanns gestoppt. Immerhin: um die 70. Minute herum konnte der Club noch einmal leichten Druck aufbauen, allerdings fehlte einfach die letzte Konsequenz und in der einen oder anderen Situation vielleicht auch das Spielglück – richtig gefährlich wurde es vor dem Tor von Benjamin Uphoff jedenfalls nur noch einmal. In Spielminute 82 erreicht Tarek Chahed eine Hereingabe völlig frei am Fünfmeterraum – seine Direktabnahme gerät allerdings zur Rückgabe, die Uphoff problemlos aufnehmen kann.
Insgesamt, auch das muss man sagen, machte es der KSC in Halbzeit 2 schon stark und bewies Qualitäten, die wir in dieser Saison eigentlich eher vom FCM gewohnt waren: Hinten stand man weitestgehend sicher, profitierte vom Ideenmangel des Gegners, setzte nach vorn immer mal wieder Nadelstiche und blieb ansonsten entspannt souverän. Nach 83 Minuten hatte man sogar die Entscheidung auf dem Fuß, Marvin Wanitzek platzierte seinen Schuss aufs leere Tor nach einem Konter allerdings zu genau – von der Unterkante der Latte sprang der Ball zurück ins Feld, sodass es zumindest ergebnistechnisch bis zum Schluss spannend blieb. Die letzte Möglichkeit der Partie hatte schließlich Nico Hammann, sein Freistoß aus zentraler Position 20 Meter vor dem Tor blieb allerdings halb in der Mauer hängen und wurde so zu einem dankbaren Ball für Uphoff, der damit im gesamten Spiel eigentlich kaum richtig gefordert war. Angesichts der zum Teil wirklich großartigen Spiele in den vergangenen Wochen ein für FCM-Verhältnisse doch eher ernüchternder Befund.
Mit der dritten Auswärtsniederlage der Saison im Gepäck ging es schließlich irgendwann wieder auf die Heimreise und irgendwie lässt einen der Auftritt der Mannschaft, nimmt man die zweite Hälfte gegen Unterhaching noch mit dazu, derzeit doch recht ratlos zurück. Den Spielern scheint es, einem aktuellen Artikel in der Volksstimme zufolge, ganz ähnlich zu gehen. Viel Zeit für Katzenjammer bleibt freilich nicht – bereits am kommenden Wochenende wartet mit dem SV Wehen Wiesbaden der aktuelle Tabellen-Vierte im heimischen Heinz-Krügel-Stadion. Und jetzt, wo an der Tabellenspitze alles etwas enger wird, wäre das doch eine ganz gute Gelegenheit, den berühmten Schalter mal wieder umzulegen und zu dem 1. FC Magdeburg zurückzukehren, der uns in den ersten Spielen der Saison so ausgesprochen viel Freude bereitet hat. In diesem Sinne: Mund abputzen, weitermachen und am Samstag alle ins Stadion!
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