1. FC Magdeburg – 1. FC Kaiserslautern, 28. Spieltag, 0:1 (0:1)
Tja, das war er nun also, der Drittliga-Restart im Sommerpausen-Freundschaftsspielfeeling-Format unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Nur, dass der Gegner diesmal nicht Rasenballsport Leipzig oder zuletzt Eintracht Braunschweig hieß, sondern 1. FC Kaiserslautern. Und dass es trotz eines ganz anderen Gefühls eben kein Schönwetterkick, sondern tatsächlich ein Punktspiel war. Naja, wobei, was heißt „ganz anderes Gefühl“? Streng genommen gab es, zumindest auf meiner Seite, überhaupt gar keine Emotionen. Es war halt ein Fußballspiel ohne Zuschauer, das im Fernsehen kam und bei dem eine Mannschaft die blau-weißen Farben repräsentierte. Das war’s. Dafür war es aber ganz viel nicht: Kein Heimspiel mit Kribbeln im Bauch bei der Anreise. Kein gemeinschaftliches Ereignis mit Treffen, Gesprächen, Bratwurst und Cola. Kein gemeinsames Einklatschen, kein Gesang, keine Freude, kein Frust – kurzum: nichts, was in irgendeiner Form mit Fußball zu tun hat, so, wie ich ihn verstehe und wahnsinnig vermisse. Aber gut, es ist, wie es ist und wird wohl noch ein ganzes Weilchen so bleiben. Hilft ja nix.
Glaubt man dem einen oder anderen Spieler- bzw. Trainerstatement, war es aber wenigstens ein Bombenkick mit viel Dominanz und tollem Fußball. Kurios dann allerdings, dass das eine geschossene Tor nach 90 Minuten leider auf der falschen Seite des Spielberichtsbogens stand. Für ein Team, das den Anspruch hat, in die derzeitigen Tabellenregionen nicht zu gehören, ist dieses 0:1 gegen eine – bei allem Respekt – schwache Lauterer Mannschaft natürlich deutlich zu wenig, Pause, Restart und widrige Bedingungen hin oder her. Dass das phasenweise sogar nach richtig ordentlichem Fußball aussah – geschenkt. Die Probleme, die die Mannschaft nun schon die ganze Saison mit sich herumschleppt, sind in der Saisonunterbrechung nicht verschwunden. Da hilft es dann auch nichts, in Schönheit zu sterben. Schauen wir aber mal genauer hin.
Eine Chance, ein Tor, same old, same old
Claus-Dieter Wollitz entschied sich für dieses 28. Punktspiel der Saison für ein 3-5-2 als Grundordnung und die folgende Anfangsformation: Morten Behrens hütete das Tor, davor bildeten Timo Perthel, Jürgen Gjasula und Tobias Müller die Dreierkette. Die Doppelsechs gaben Rico Preißinger und Charles Elie Laprevotte, Marcel Costly (links), Mario Kvesic (nominell hinter den Spitzen, tatsächlich aber überall) und Tarek Chahed rechts bildeten das offensive Mittelfeld-Triumverat, wobei sich Costly und Chahed gegen den Ball mit in die Abwehr fallen ließen und die Dreier- so zu einer Fünferkette machten. Vorn drin sollten Christian Beck und Sören Bertram für Tore sorgen.
Für ein Tor sorgten aber erst einmal die Gäste aus der Pfalz, und zwar nach einem Fehler von Mario Kvesic: Der entschied sich im Mittelfeld nach fünf Minuten für das schwierige Anspiel auf Timo Perthel, in dessen Folge sich ein Lauterer Spieler die Kugel schnappen und bis zur Grundlinie marschieren konnte. Dort wurde der Ball ins Aus geklärt, die folgende Ecke servierte Florian Pick formschön auf den Kopf von Andre Hainault, der mehr oder weniger aus dem Stand und gegen die Laufrichtung von Morten Behrens einköpfen konnte. Alles wie immer also beim Club. Eine Chance, ein Gegentor …
Es dauerte einen Moment, bis sich der FCM von diesem frühen Rückschlag erholt hatte. Bis zur ersten, richtig guten (Doppel-)Gelegenheit durch Christian Beck, der erst von Costly auf der linken Seite mit einer Flanke gefüttert wurde und Lennart Grill im Lauterer Tor zu einer Parade zwang, nur um nach der dann folgenden Ecke im gleichen Duell noch einmal den Kürzeren zu ziehen, vergingen so fünf, sechs Minuten. In dieser Zeit hatte Kaiserslautern mehr vom Spiel, was am fehlenden defensiven Druck des Clubs und reichlich Platz im Mittelfeld lag. Die Gäste taten aber bereits früh in der Partie genau das, was sie auch im weiteren Verlauf noch mit viel Leidenschaft tun sollten: Nix. Jedenfalls offensiv nicht, erst in der Schlussphase der Partie gab es zwei Großchancen zur endgültigen Entscheidung, die der FCK dankenswerter Weise aber beide kläglich vergab.
So. Und gegen solch eine Mannschaft spielte nun also der 1. FC Magdeburg und versuchte, unter Trainer Claus-Dieter Wollitz, immerhin seit Dezember im Amt, den zweiten (!) Sieg 2020 einzufahren.
Immerhin übernahm Blau-Weiß mit zunehmender Spieldauer immer mehr die Initiative und kam über die gefällige linke Bahn (Costly!) tatsächlich auch zu Abschlussgelegenheiten. So nach 14 Minuten, als ebenjener Marcel Costly eine Ecke herausholte, Grill den Ball in die Mitte nur fausten konnte, Beck zwar per Kopf verpasst, dafür aber Sören Bertram zur Stelle war, dem der Ball am Fünfmeterraum mehr oder weniger vor die Füße fiel. Sein Abschluss aus aussichtsreicher Position wurde dann aber von der Lauterer Abwehr blockiert.
Nach 19 Minuten ging es dann wieder über links, diesmal war aber Mario Kvesic der Ausgangspunkt. Ein sauber vorgetragener Lauterer Angriff endete im Strafraum bei Rico Preißinger, der die Kugel zum Spielmacher bringt. Der befreit sich stark gegen zwei Verteidiger und spielt anschließend den langen Pass auf Sören Bertram. Dessen Flanke aus ganz guter Position landete dann allerdings im Niemandsland. Nur drei Minuten später stand erneut Bertram im Fokus: Costly mit dem Flachpass in die Mitte, wo Beck durchließ und sein Sturmpartner im letzten Moment noch geblockt wurde. Der Club drängte tatsächlich auf den Ausgleich, von Kaiserslautern war kaum noch etwas zu sehen. Wie leider viel zu oft in dieser Spielzeit fehlte dann aber der Treffer. Pech? Unvermögen? Unkonzentriertheit? Man weiß es einfach nicht …
In der ersten Hälfte konnte man dem Club zumindest nicht vorwerfen, dass er den Zug zum Kasten vermissen ließ – das sollte sich erst im zweiten Durchgang ändern. Dreieinhalb Chancen gab es noch für die Größten der Welt: In der 30. Minute landete ein Chahed-Kopfball auf der Latte, nach 34 Minute schloß Kvesic aus der zweiten Reihe direkt auf den Keeper ab, nach 40 Minuten setzte Perthel eine Freistoß-Fackel rechts neben den Kasten und in der 42. Minute zog Kvesic einen Freistoß schön lang vor das Tor auf Beck – Lennart Grill verhinderte da mit einer ganz starken Tat den Einschlag. Mit dem insgesamt ärgerlichen und dem Spielverlauf eigentlich auch nicht angemessenen 0:1 ging es schließlich in die Pause.
Du weißt, Du hast ein Problem, wenn nicht einmal Elfmeter helfen
Spielerisch konnte der Club im zweiten Durchgang nicht mehr an die ersten 45 Minuten anknüpfen, dafür standen aber wenigstens Standardsituationen im Fokus. Und ja, klar, auch aus denen hätte das eine oder andere Tor resultieren können, aber Fußball wird nun mal nicht im Konjunktiv gespielt. Das erste Achtungszeichen gab es in der 49. Minute, als der Club eine Eckballvariante mit Gjasula an der Grundlinie und Kvesic im Sechzehner spielte. Letzterer schlenzte aufs Tor, Lauterns Keeper konnte nur nach vorn prallen lassen. Tarek Chahed schaltete auf der rechten Strafraumseite am schnellsten, bekam den Ball aber nicht über die Linie gedrückt. Oder nicht in vollem Umfang. Oder nicht so, dass die Aktion Linien- und/oder Schiedsrichter dazu bewogen hätte, auf Tor zu entscheiden. Was auch immer. Es war zum Haare raufen. Und wer meine Frisur kennt, weiß, dass ich das in diesem Jahr ganz offensichtlich einmal zu oft getan habe …
In der 54. Minute dann die erste Verletzung nach dem Restart: Marcel Costly, der seine linke Seite ordentlich belebt hatte, musste raus, für ihn kam Patrick Möschl in die Partie. Genau wie die weiteren Einwechselspieler (in der 65. kamen Jacobsen und Steininger für Kvesic und Laprevotte, nach 81 Minuten Kwadwo und Roczen für Chahed und Preißinger) blieb der österreichische Winterzugang aus Dresden aber ausgesprochen blass.
Bevor der FCM sich dann überwiegend in Standardsituationen üben konnte, zeigte erst einmal der 1. FC Kaiserslautern, wie man Ecken gefährlich werden lässt: In der 59. Minute kommt der Ball von links in den Strafraum und Timmy Thiele frei zum Schuss – die Verhinderung des Tores und der bereits zu diesem Zeitpunkt ziemlich sicheren Vorentscheidung war dann ein defensives Gemeinschaftswerk.
Dann die 68. Spielminute: Nach einem von etlichen Magdeburger Freistößen wird Christian Beck im Strafraum von den Beinen geholt – der Elfmeterpfiff war da nur folgerichtig. Jürgen Gjasula, eigentlich ein bombensicherer Strafstoßschütze, tritt an und schiebt in die linke Ecke. Dort wartete allerdings schon Lennart Grill, der wirklich einen Sahnetag erwischt hatte, und hielt den Schuss. Tja. Und irgendwie war ab dem Zeitpunkt auch im heimischen Wohnzimmer klar, dass das wohl heute nichts mehr werden würde. Kein Vorwurf allerdings an Jürgen Gjasula – es geht halt nicht jeder Elfer rein. Dass er ausgerechnet in dieser Situation vergibt, ist freilich ärgerlich, passiert aber. Der nächste, da bin ich mir ganz sicher, sitzt dann wieder.
Fünfzehn Minuten lang passiert dann erst einmal nicht mehr so furchtbar viel. Sicherlich kann das konditionellen Problemen zugeschrieben werden, die nach so einer langen Pause und so viel Aufwand in Halbzeit 1 zwangsläufig auftreten müssen. Erschreckend war es trotzdem, zu sehen, wie weit entfernt die Mannschaft in dieser Phase vom Ausgleich war. Naja, und eigentlich wurde es auch nur noch einmal überhaupt halbwegs gefährlich, und zwar nach 83 Minuten. Manfred Osei Kwadwo wird nach einer Ecke im Strafraum schön freigespielt, sucht dann aber lieber den Mitspieler, statt einfach mal beherzt, gewitzt oder trickreich aufs Tor zu schießen. Ein Abschluss kommt dann zwar noch zustande, allerdings blieb der irgendwo in der vielbeinigen Lauterer Abwehr hängen.
Und weil die Gäste aus der Pfalz die bereits erwähnten Vorentscheidungsmöglichkeiten in den Minuten 89 und 91 kläglich vergaben, blieb es am Ende beim 0:1 und einer weiteren, absolut vermeidbaren Niederlage im Abstiegskampf.
Fazit:
Die Mannschaft war vor der Zwangspause schon schlecht zusammengestellt (was nicht heißen soll, dass sie individuell nicht gut genug ist) und ist in den vergangenen 12 Wochen, in denen an ganzen vier Tagen ein Mannschaftstraining stattgefunden hat, ganz offensichtlich nicht eben besser geworden. Wie auch? So wird es, auch wenn das sicher keine populäre Meinung ist, recht schwer, angesichts des noch anstehenden Mammutprogramms die Klasse zu halten. Klar, alles, was es braucht, ist einfach nur mal eine Serie, ein Lauf, ein bisschen Spielglück, ein Erfolgserlebnis. Sowas. Nur fällt es mir nach 28 Partien mit dieser Mannschaft irgendwie schwer, mir auszumalen, dass wir einen solchen Lauf tatsächlich starten können. Unter dem Eindruck der Partie gegen Kaiserslautern sehe ich im Moment eigentlich nur zwei Szenarien, die uns die Regionalliga in der kommenden Saison ersparen. Szenario 1: Es passiert ein Wunder, die Mannschaft findet irgendwo einen Schalter und wir starten wirklich eine kleine Serie von Erfolgserlebnissen. Szenario 2: Die Teams, die hinter uns stehen, tun sich in der Restsaison noch schwerer als wir mit dem Toreschießen und wir haben einfach Glück, dass vier Vereine jetzt im terminlich dichten Endspurt noch schlechter sind als wir. Und es ist traurig, dass ich Szenario 2 aktuell eine deutlich größere Erfolgswahrscheinlichkeit einräume.
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