…völlig außer Rand und Band! Tragen Schals in uns’ren Farben – ja, wir sind vom FCM!“
So jedenfalls war mit einiger Sicherheit der Plan vieler Blau-Weißer, als das große Ziel „3. Liga“ endlich erreicht war. Dann kam der Spielplan und mit ihm ein erneuter Vorfreude-Schub: Auftaktspiel gegen Erfurt zuhause unter Flutlicht, dann gleich das Landesderby und schließlich als dritten Gegner im Heinz-Krügel-Stadion die Himmelblauen vom Chemnitzer FC. Viel besser kann man die ersten drei Heimspiele in der ersten Saison im Profifußball eigentlich kaum ansetzen. Und auswärts? Joa, auch okay: Mainz, Bremen, Köln und Stuttgart heißen die Reiseziele für die ersten 4 Drittligabegegnungen des 1. FC Magdeburg auf fremdem Platz. Regelspieltag in der neuen Spielklasse ist ja bekanntermaßen der Samstag, 14 Uhr, also sah zunächst alles nach entspannten Wochenendausflügen ganzer Heerschaaren in Blau-Weiß aus. Nur der DFB hatte da ganz offensichtlich deutlich was dagegen.
Von den ersten 11 Spieltagen bestreiten die Größten der Welt die ersten 10 (!) eben nicht am Samstagnachmittag um 14 Uhr. Während sich mit Blick auf die genaue Terminierung der Heimspiele wohl niemand beschweren wird, können die Ansetzungen der ersten vier Auswärtspartien gut und gerne als ein „Herzlich Willkommen im direkten Einflussbereich des DFB, liebe Fans des 1. FC Magdeburg!“ durchgehen. Simpler ausgedrückt: Sie sind eine Frechheit und ein Schlag ins Gesicht unserer reisefreudigen Fanszene.
Die Auswärtsbegegnungen eins bis vier sind allesamt auf freitags, 19 Uhr angesetzt, wobei man ganz fest davon ausgehen kann, dass die Interessen der Auswärts-Fans hierbei – wenn überhaupt – eine, sagen wir mal untergeordnete Rolle gespielt haben dürften. Einzig die Partie in Bremen ist auf einen Freitagabend mit 257 Kilometern einigermaßen machbar. Aber Magdeburg – Mainz? 454 Kilometer. Magdeburg – Köln? 442 Kilometer. Magdeburg – Stuttgart? 513 Kilometer. Einfach. Well played, DFB. Well played.
Dabei hatte ich im Zuge einer Informationsoffensive des Verbandes, in deren Rahmen die Entstehung des Drittliga-Spielplans und die Überlegungen zur zeitgenauen Ansetzungen der Partien erläutert wurden, zunächst einen ganz guten Eindruck:
„Vor allem Sicherheitsaspekte gilt es aufgrund zahlreicher Derbys zu berücksichtigen, aber auch Reisewege der Fans.“ (DFB.de – „So entsteht der Spielplan für die 3. Liga“)
Mir hätte eigentlich damals schon klar sein können, dass damit nicht die zurückzulegende Wegstrecke, sondern der Reiseweg als solcher (und damit die Möglichkeit des Zusammentreffens mit anderen Fanszenen) gemeint sein muss. Tja nun. Manchmal ignoriert man halt das Offensichtliche und malt sich die Welt eben rosarot.
Vergleicht man die Situation des 1. FC Magdeburg mit der anderer Vereine aus den neuen Bundesländern, die (vor allem zahlenmäßig) große Fanszenen haben, ergibt sich folgendes Bild:
Dresden in Würzburg: Samstag, 14 Uhr (367 km);
Dresden in Mainz: Sonntag, 14 Uhr (489 km);
Dresden in Bremen: Samstag, 14 Uhr (473 km);
Dresden in Köln: Samstag, 14 Uhr (578 km).
Rostock in Chemnitz: Samstag, 14 Uhr (479 km);
Rostock in Osnabrück: Samstag, 14 Uhr (408 km);
Rostock in Aalen: Sonntag, 14 Uhr (751 km);
Rostock in Aue: Samstag, 14 Uhr (505 km).
Fällt da noch irgendjemandem irgendwas auf?
Niemand wird bestreiten wollen, dass es durchaus eine besondere planerische Herausforderung ist, wenn bis zum einschließlich sechsten Spieltag sowohl Dynamo als auch Hansa und der FCM jeweils an den gleichen Spieltagen Auswärtsspiele bestreiten und die Fans dafür eben quer durch Deutschland reisen müssen. Warum es aber mit dem ziemlich unattraktiven Freitagabend die Größten der Welt gleich viermal in Folge trifft, ist schon eine Frage, die man mal stellen kann.
Andererseits kann man der Angelegenheit ja auch positive Aspekte abgewinnen: Ich kann mir jedenfalls schlechtere Szenarien vorstellen als Abendspiele im alten Mainzer Bruchwegstadion oder im Südstadion zu Köln. Außerdem muss es nicht unbedingt von Nachteil sein, dass die Mannschaft viermal in Folge auswärts am gleichen Tag zur gleichen Zeit spielt. Routinen und so.
Für die Anhängerschaft bleibt es aber ein Ärgernis, gegen das sich inzwischen auch handfester Protest regt: Die Fanclubs „Magdeburger Arroganz“ und „Blau Weiss Pickelhauben 09“ haben eine Unterschriftenaktion gestartet, mit der sie den DFB davon überzeugen wollen, bei den zeitgenauen Ansetzungen der nächsten Spieltage doch bitte für Blau-Weiß auch mal den Samstag und den Sonntag in Erwägung zu ziehen. Sonderlich erfolgversprechend (in dem Sinne, dass den DFB das in irgendeiner Weise interessieren könnte) ist die Idee vermutlich nicht, als Zeichen der Fans, nicht alles kommentarlos mit sich machen zu lassen, eignet sich die Aktion aber allemal. Selbstverständlich werde ich die Sache daher am kommenden Freitag mit meiner Unterschrift unterstützen. Zu finden sind die Fanclubvertreter mit ihren Unterschriftenlisten nach eigenen Angaben vor dem ersten Heimspiel gegen Erfurt zwischen Block U und Block 24.
Was bleibt? Zunächst mal die wenig überraschende Erkenntnis, dass man sich auch in Liga 3 die Ansetzungen eben nicht aussuchen kann. Dann das erste kleine bisschen Profiliga-Ernüchterung, dass Fans und ihre Interessen offenbar wirklich ganz am Ende der DFB-Prioritätenliste zu finden sind. Und schließlich die feste Überzeugung, dass wir selbstverständlich trotzdem mit Auswärtsfahrern im vierstelligen Bereich die Gästekurven dieser Republik rocken werden. Wäre ja gelacht!
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