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Heidenheimer Chancen-Blues

Heidenheim

1. FC Heidenheim – 1. FC Magdeburg, 10. Spieltag, 3:0 (2:0)

Ach, FCM, was machen wir nur mit Dir? Nicht zum ersten Mal in dieser Saison hatte man den Eindruck, in zwei Halbzeiten zwei recht unterschiedliche Fußballspiele zu sehen: Die ersten 45 Minuten so lala, die zweiten mit ordentlich Dampf und der einen oder anderen Torchance. Genau wie gegen Dynamo Dresden ging man so auch gegen Heidenheim mit der Hypothek eines Zwei-Tore-Rückstandes in die Halbzeitpause. Anders als gegen Dresden (oder Paderborn) hingegen gelang es diesmal aber nicht, trotz guter bis sehr guter Gelegenheiten noch zum Ausgleich zu kommen. Stattdessen verloren die Größten der Welt trotz ganz guter statistischer Werte nach fünf ungeschlagenen Partien in Folge mal wieder ein Fußballspiel und bringen gute Ansätze abermals keine Punkte. Ärgerlich.

Nach zwei Wochen länderspielbedingter Punktspielpause entschied sich Jens Härtel für nahezu die gleiche Aufstellung wie gegen Dynamo. Lediglich in der Defensive tauschte der Coach zweimal. Alexander Brunst hütete dementsprechend das Tor, die Dreier-Abwehrkette bildeten von links nach rechts Tobias Müller, Dennis Erdmann und Romain Brégerie. Christopher Handke war nicht im Kader, Steffen Schäfer nahm auf der Bank Platz. Die Außenbahnen links und rechts besetzten Nico Hammann und Nils Butzen, im zentralen Mittelfeld begannen Aleksandar Ignjovski und Björn Rother. Offensiv sollten Marcel Costly, Christian Beck und Philip Türpitz wirbeln.

Es blieb also zunächst bei der 3-4-3-Grundordnung, was jetzt nicht unbedingt überraschte, gleichzeitig aber auch ein bisschen schade war. Gegen Dresden lief es im zweiten Durchgang mit dem 4-2-3-1 ja ziemlich gut, sodass sich der eine oder die andere diese Ausrichtung sicher auch in der Fremde mal gewünscht hätte. Aber: Solche Entscheidungen entstehen ja nicht aus dem Bauch heraus, sodass auch hier, wie immer, gilt: Keep calm and trust Härtel. Und der Beginn der Partie war ja durchaus auch vielversprechend.

Engagierter Beginn, effektive Hausherren

Zunächst wirkte der Club nämlich wach und präsent, wenngleich Heidenheim als Gastgeber (natürlich, möchte man sagen) versuchte, das Spiel zu machen. Es waren aber die Jungs in Blau-Weiß, die gleich in der vierten Minute zu einer guten Gelegenheit kamen. Nach einem Heidenheimer Ballverlust im Mittelfeld wurde schnell umgeschaltet und war der insgesamt starke Marcel Costly in Richtung Grundlinie durchgestartet. Dort versuchte er einen Flachpass, der allerdings zur Ecke abgewehrt wurde. In der Mitte hätte Christian Beck als Passempfänger bereitgestanden.

Heidenheim dagegen kam in der 8. Minute zum ersten Torschuss, als man im Zuge eines Konters im eigenen Stadion mit reichlich Wucht über die rechte Seite kam, der Abschluss aus zentraler Position dann aber sicher bei Alexander Brunst landete. Keine zwei Minuten später hatte sich Nico Hammann auf der linken Seite schön in den Heidenheimer Strafraum durchkombiniert und eine weitere, scharfe Hereingabe angebracht, die allerdings abermals zur Ecke geklärt wurde. Diese brachte (wie leider viel zu häufig) zwar keine Gefahr, der spielerische Ansatz war aber durchaus gefällig. Das sah schon gut aus und zeigte: Der Club kann Räume durchaus auch bespielen und nicht nur mit langen Bällen aus der Abwehr operieren, auch wenn es erstaunlich war, wie viel Raum Heidenheim dem FCM insbesondere auf den Flügeln phasenweise anbot.

Nach 15 Minuten stellte sich im Gästeblock hinter dem Tor (und damit in der ersten Hälfte auch hinter Alexander Brunst) das Gefühl ein, dass der Club die Partie eigentlich ganz gut im Griff hat. Heidenheim kam jedenfalls nicht wirklich entscheidend durch und selbst hatte man ja bereits zwei Strafraumaktionen, die mit etwas Spielglück auch anders ausgehen können. In Spielminute 18 kam dann noch ein engagierter Einsatz von Costly hinzu, der nach einem langen Ball aus der eigenen Abwehr einen Fehler des Heidenheimer Mittelfelds antizipiert, tatsächlich auch an den Ball kommt, ihn dann aber im Vorwärtsgang Richtung Heidenheimer Strafraum ein Stückchen zu weit vorlegt und dementsprechend nicht mehr verwerten kann.

Tja. Und dann stand es plötzlich 1:0 für die Hausherren. Quasi im direkten Gegenzug der Costly-Aktion macht Heidenheims Theuerkauf auf der linken Defensivseite den Ball schnell und spielt ihn zentral auf Nikola Dovedan. Der hat im Mittelfeld jede Menge Platz und das Auge für Sebastian Griesbeck. Der wiederum hatte Nico Hammann stehen lassen, war gut in die Schnittstelle gestartet, bekommt dort das perfekte Anspiel von Dovedan und hat dann nur noch wenig Mühe, den Ball mithilfe des rechten Innenpfostens im Tor unterzubringen. War das ärgerlich! Zwei Pässe genügten, um zu einem sauberen Abschluss zu kommen; mit der ersten wirklich gefährlichen Toraktion fällt dann auch gleich das Gegentor. Hmmpf.

Mit der Führung im Rücken wurde die Brust der Hausherren nun natürlich breiter, während sich beim Club zunehmend Ungenauigkeiten insbesondere beim letzten und vorletzten Pass einschlichen. Das sind Kleinigkeiten, die in dieser Spielklasse aber offenbar darüber entscheiden, ob ein Angriff gefährlich werden kann oder direkt zum Ballverlust führt. Die Fehlermarge ist eben deutlich kleiner als noch eine Spielklasse tiefer.

Zu guten Ansätzen, und das darf Mut machen, kam man aber trotzdem noch: So zum Beispiel nach 24 Minuten, als Philip Türpitz eine Costly-Flanke von links (allerdings recht deutlich) am Tor vorbei nickte oder nach 36 Minuten, als Nils Butzen auf rechts klug für Beck am Strafraum durchließ, der dann aber einen Schritt zu langsam war und vor Heidenheims Keeper Müller nicht mehr an den Ball kam. Die Combo Butzen – Beck gab es zwei Minuten später gleich nochmal, nur dass es diesmal eine Flanke des Kapitäns war, die der Mittelstürmer per Kopf knapp nicht erreichte. Nach 41 Minuten lief es dann quasi andersrum: Beck kommt an der linken Außenbahn zu einer hohen Hereingabe, in der Mitte verpassen zwei, der Abschluss von Butzen landete letztlich in den Armen des Torhüters. Soll heißen: Möglichkeiten waren durchaus vorhanden, nur fehlte eben die Präzision.

Gleiches galt für den 1. FC Heidenheim, zumindest bis zur 43. Minute. Zunächst konnten im Verlauf der ersten Hälfte mehrere Freistöße geblockt bzw. Ecken gut verteidigt werden, phasenweise nahm das Heidenheimer Offensivspiel aber auch Anleihen beim Handball und umspielte man den Magdeburger Strafraum, ohne wirklich zu klaren Abschlüssen zu kommen. Zwei Minuten vor dem Pausentee war es dann aber soweit: Marc Schnatterer bekommt auf der rechten Seite jede Menge Zeit zum Flanken, in der Mitte steigt Dovedan hoch und kann verhältnismäßig unbedrängt zum 2:0 einnicken. Da sah insbesondere unsere Innenverteidigung nicht sonderlich gut aus, auch wenn der Torschütze ärgerlicherweise knapp im Abseits stand. Viel passierte dann nicht mehr, mit dem besagten 0:2-Rucksack ging es in die Halbzeitpause. Aber hey: Wir hatten schon ganz andere Rückstände aufgeholt und Heidenheim erschien hier nicht als Übergegner. Kein Grund also, den Kopf in den Sand zu stecken.

Viel Aufwand, kein Ertrag

Die zweite Hälfte begann mit einem positionsgetreuen Wechsel. Aleksandar Ignjovski blieb draußen, Richard Weil kam neu in die Partie. Der Club begann wieder engagiert und kam zu Strafraumszenen, allerdings kaum zu Abschlüssen. In der 50. Minute wurde es dann nach einem Hammann-Freistoß mal gefährlich; Kevin Müller im Heidenheimer Tor (der einen hervorragenden Tag erwischt hatte) konnte den Ball nur fausten, der Abschluss von Erdmann aufs freie Tor wurde schließlich wegen einer vermeintlichen Abseitsposition vorher abgepfiffen. In der 57. Minute war es Weil, der es nach einer Ecke mal aus dem Rückraum probierte und erneut Müller prüfte. Dieser konnte nur prallen lassen, aber auch hier fehlte dem Club so ein bisschen das Spielglück: Türpitz kam dann zwar noch zu einer Nachschussmöglichkeit, allerdings landete die links im Toraus.

Dann schließlich die 61. Minute und ein Wechsel, der im Magdeburger Offensivspiel noch einmal für gehörig Schub sorgen sollte: Dennis Erdmann nahm auf der Bank Platz und Marius Bülter kam in die Partie. Ich mag mir das einbilden, aber plötzlich war eine ganz andere Dynamik zu spüren und hatte man mit Bülter einen Spieler auf dem Feld, der Schwung und Ideen mitbrachte. Begünstigt wurde das Ganze vermutlich aber auch durch eine Änderung der Grundordnung in Richtung 4-4-2/4-2-3-1 mit einigen Freiheiten für eben Bülter und dem Einrücken von Philip Türpitz auf die zentrale Position hinter den Spitzen. Jedenfalls rollte nun ein Angriff nach dem anderen auf das Heidenheimer Tor, während die Gastgeber selbst nur noch für wenig Entlastung sorgten.

Gelegenheiten gab es nun reichlich, herausgreifen kann man vielleicht zwei, die besonders vielversprechend waren: In Minute 66 wird ein Angriff über rechts eingeleitet, an dessen Ende eigentlich Christian Beck stehen soll. Der kann die Hereingabe dann zwar nicht unmittelbar verwerten, dafür rauscht aber Bülter heran, der den Ball direkt nimmt und mit seinem satten Schuss an Müller scheitert. Die anschließende Ecke landet irgendwie bei Richard Weil, dessen geblockter Schuss letztlich zu einer Kopfballgelegenheit für Björn Rother führt. Der reagiert zwar gut, kann aber nur noch auf den Torhüter köpfen.

Nach 72 Minuten hatte Nils Butzen den Anschluss auf dem Fuß, als er auf der rechten Seite von Marcel Costly bedient wurde, den Ball im Strafraum auch gut mitnimmt, ihn sich dort aber vielleicht ein paar Zentimeter zu weit vorlegt. Der gespitzelte Abschluss landet dann jedenfalls wieder bei Kevin Müller – viel hatte da zum Anschlusstreffer nicht gefehlt. Es war zum Haare raufen.

Naja, und auch wenn der Club weiterhin versuchte, Dampf zu machen, reifte dann um die 85. Minute herum so langsam die Erkenntnis, dass es hier heute wohl nichts Zählbares mehr geben würde. Also stimmte der Block ein „Ob Du gewinnst oder nicht…“ an, während Marcel Costly nach einer schöner Kombination über die rechte Seite noch mal zum Abschluss kam, aber nicht mehr genug Druck auf den Ball brachte. Man merkte den Akteuren jetzt an, dass das dauernde Anrennen doch ordentlich Körner gekostet haben muss. Den Schlusspunkt setzte schließlich noch mal Heidenheim: 90+4 Minuten waren gespielt, als Tobias Müller an der Strafraumkante gelb/rot für ein Allerweltsfoul sah. Zusätzlich entschied Schiedsrichter Aarnink auf Strafstoß, den Marc Schnatterer souverän verwandelte. Ob das Spiel jetzt 0:2 oder 0:3 ausgeht, war zu dem Zeitpunkt auch egal, ärgerlich war insbesondere die gelb-rote Karte gegen Müller aber allemal. So fehlen nun gegen den HSV 2/3 der Dreierkette aus diesem Spiel (Dennis Erdmann hatte sich seine fünfte gelbe Karte abgeholt) und wird Jens Härtel defensiv erneut umstellen müssen.

Fazit:

Tja, was macht man nun aus so einem Spiel? Fakt ist, dass sich das Team insbesondere in Halbzeit 2 etliche Torchancen nicht nur erarbeitet, sondern auch erspielt hat und ein (frühes) Anschlusstor sicher noch einmal zu einer ganz anderen Entwicklung hätte führen können. Fakt ist auch, dass das zweite Gegentor irregulär war und es sich mit einem Ein-Tore-Rückstand sicher anders spielt, als wenn man zwei Treffer aufholen muss. Nun wird Fußball aber nicht im Konjunktiv gespielt und muss man schon auch sagen, dass Heidenheim das insgesamt gut gemacht und die Partie letztlich verdient gewonnen hat. So bleibt uns wieder mal nichts anderes übrig, als die durchaus vorhandenen, positiven Ansätze mitzunehmen und eventuell ja gegen den HSV am kommenden Freitag für den ersten Heimsieg der Saison zu sorgen. Vielleicht dann ja auch mit noch ein bisschen mehr Mut, der einen oder anderen Änderung in der Grundordnung und einem Marius Bülter, der auf der Außenbahn diesmal von Beginn an wirbeln darf.

10 Kommentare

  1. Pingback: Vogelperspektive, fragmentiert - nurderfcm.de

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