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Graswurzelfußball

Gerwisch

SG Blau-Weiß Gerwisch – 1. FC Magdeburg, Landespokal, 1. Runde, 0:15 (0:10)

Landespokal, 1. Runde, das ist, wenn findige Menschen auf dem Firmengelände neben dem Sportplatz das Spiel auf einer Couch verfolgen, die von einer Baumaschine in die Höhe gehoben wurde. Oder halt auf den Dächern der umliegenden Gebäude. Herrlich. Überhaupt: einfach nur ein (reichlich unebener) Platz, ein Geländer drumherum, leckeres Grillgut sowie Getränke zu fanfreundlichen Preisen und mal keine Hundertschaften, sondern einfach nur zwei entspannte Beamt*innen, die einem lächelnd den Weg zum Eingang zeigen: Auch so kann Fußball sein und ach, vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht, mit dem großen 1. FC Magdeburg auch mal wieder auf den ganz kleinen Plätzen in der Region unterwegs zu sein.

Klar, es handelte sich hier in Gerwisch immer noch um ein Pflichtspiel, wenngleich die Rollen in diesem Duell natürlich klar verteilt waren: Auf der einen Seite der Drittligist, voll im Saft und schon im Spielbetrieb, dort die Gastgeber, die in der achtklassigen Landesklasse 2 an den Start gehen und erst am 24.08. in die Punktspiele starten (die Partie des ersten Spieltags gegen die erste Mannschaft des 1. FC Magdeburg e.V. wurde laut fussball.de auf den 3.10. verlegt). So unterschiedlich wie die Ligazugehörigkeit waren dann zum Beispiel auch die körperlichen Voraussetzungen der einzelnen Akteure; Gerwisch glänzte da mit der einen oder anderen Kante, hinter der Spieler wie Brian Koglin oder Sirlord Conteh schon auch mal einfach verschwinden konnten. Und mit „hinter“ meine ich durchaus auch „in deren Profil“.

Stefan Krämer bot in diesem Spiel eine bunt gemischte Truppe auf und setzte auf Alexander Brunst im Tor sowie Marcel Costly, Brian Koglin, Philipp Harant und Tarek Chahed in der Viererkette. Davor begannen Rico Preißinger und Björn Rother, die Dreier-Offensivreihe hinter Mittelstürmer Anthony Roczen bildeten Leon Bell Bell, Anton Kanther und Sirlord Conteh.

Auch wenn (oder gerade weil) hier sicher nicht die allererste Elf auf dem Rasen stand, nahm der Club die Partie durchaus ernst, sodass die Geschichte des Spiels recht schnell erzählt ist: Vom Start weg übernahmen die Größten der Welt standesgemäß die Initiative, die tapferen Hausherren konnten die Null lediglich bis zur 9. Minute halten. Drei Tore von Roczen, Koglin und Costly innerhalb von drei Minuten sorgten früh für klare Verhältnisse. Insgesamt gab es einige schöne Spielzüge und Aktionen zu sehen, wie zum Beispiel beim 4:0 durch Sirlord Conteh, als unser Flügelflitzer den Ball mit einem sehenswerten Heber ins Tor beförderte. Oder beim 5:0, wieder durch Roczen, als der Mittelstürmer gefühlt drei Minute in der Luft stand und die Kugel dann mit Wucht und Köpfchen in die Maschen donnerte.

Björn Rother erzielte das 6:0 und wurde kurz darauf ausgewechselt; er hatte bei einem Zweikampf etwas abbekommen und wurde – wohl als Vorsichtsmaßnahme – durch Marvin Temp ersetzt. Damit standen ab der 26. Minute mit Harant, Temp und Kanther drei junge Eigengewächse auf dem Rasen, die ihre Sache allesamt sehr ordentlich machten. Temp war es dann passenderweise auch vorbehalten, bereits in der 40. Minute für ein zweistelliges Ergebnis zu sorgen und das 10:0 zu erzielen – das kostet sicher einen Kasten Wasser in der Kabine. Dazwischen hatten noch Conteh (34.) und Roczen (35.) genetzt; auf Magdeburger Seite musste Alexander Brunst übrigens nach 30 Minuten das erste und in der ersten Hälfte auch einzige Mal eingreifen.

Nach dem Seitenwechsel ließ es der Favorit dann etwas ruhiger angehen und traf „nur“ noch vier Mal, das 12:0 in der 55. Minute war ein Gerwischer Eigentor. Marvin Temp hatte nach 52 Minuten auf 11:0 gestellt, die weiteren Treffer erzielten Marcel Costly (63. und 71. Minute) und Philipp Harant (85.) mit einem Abstauber, nachdem Gerwischs Keeper Stefan Huhn nach einer Ecke gleich zweimal stark parieren konnte.

Tja, was bleibt am Ende dieses Erstrunden-Matches im Landespokal? Auf jeden Fall war es ein schöner Ausflug in ein nettes Örtchen, das man insbesondere dann ganz gut kennenlernt, wenn man vom Bahnhof aus zielsicher erst einmal in die komplett falsche Richtung läuft. Es gab lustige Gespräche mit guten Leuten (Grüße an die Sektion Twitter an dieser Stelle), die Bratwurst mundete, die Atmosphäre war insgesamt stimmig und naja, dass sich im Spiel niemand ernsthaft verletzte, ist sicher auch nicht ganz unwichtig. Außerdem bleibt die Erkenntnis, dass man ja eigentlich wirklich viel häufiger mal zu seinem Amateurclub um die Ecke gehen sollte. Graswurzelfußball eben, der auch wichtig ist und eine schöne Abwechslung vom oft ja nicht ganz unstressigen Profibetrieb darstellt.

Bleibt zum Schluss eigentlich auch nur noch eine Frage offen: Liebe SG Blau-Weiß Gerwisch, wenn Ihr doch schon den Bingöl Grill als Sponsor auf der Brust tragt – wo war neben den Bratwurst- und Getränkeständen dann der obligatorische Dönerwagen?

Noch 11 Siege bis Europa!

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