1. FC Magdeburg – SV Werder Bremen U23, 6. Spieltag, 4:1 (1:1)
Dritter gegen Vierter, der 1. FC Magdeburg mit 4 Punktspielsiegen in Folge, die Bremer U23 noch ohne Niederlage und vor der Partie mit nur einem Gegentor – auch wenn die Saison immer noch recht jung ist, konnte man vor diesem 6. Spieltag durchaus von einem echten Spitzenspiel sprechen. Tja, und dann steht am Ende ein 4:1 für die Größten der Welt auf der Anzeigetafel. Das darf – schaut man nur auf die nackten Zahlen – durchaus beeindrucken. Beeindruckend war aber so einiges an dieser Partie: da wäre zunächst ein extrem spielstarkes Bremer Team, dann aber auch eine kaltschnäuzige Magdeburger Mannschaft, die in einer eher schwachen Phase in der zweiten Halbzeit mit einem Doppelpack auf Sieg stellte. Außerdem ein Julius Düker, mit dessen Einwechslung Trainer Härtel ein goldenes Händchen bewies und der mit seinem starken Auftritt den Druck auf Christian Beck als etatmäßigen Mittelstürmer noch ein Stückchen erhöht haben dürfte. Und schließlich eine Mannschaft, die sich auch von (frühen) Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen ließ, den fünften Punktspielsieg in Folge feierte und die nun anstehende Länderspielpause auf dem zweiten Tabellenplatz verbringen wird.
Gegenüber dem Auswärtserfolg in Münster nahm Jens Härtel zwei Veränderungen in der Anfangsformation vor: Für den etwas angeschlagenen Kapitän Marius Sowislo rückte Dennis Erdmann in die Startelf, für Andreas Ludwig spielte Tobias Schwede von Beginn an. Ansonsten war (zunächst) alles wie gehabt: Felix Schiller, Nico Hammann und Christopher Handke bildeten vor Jan Glinker die Dreier-Abwehrkette, neben Erdmann agierte Björn Rother zentral, links begann Michel Niemeyer, rechts Nils Butzen im 3-4-3. An vorderster Front starteten besagter Tobias Schwede, dazu Christian Beck und Philip Türpitz.
Und diese Elf legte los wie die Feuerwehr: Auf den Rängen war man mit dem Einklatschen noch gar nicht fertig, da gab es bereits den ersten recht passablen Hammann-Freistoß von links, der gefährlich vor das von Eric Oelschlägel gehütete Bremer Tor segelte. Eine richtige Chance ergab sich daraus zwar nicht, wohl aber die erste personelle Veränderung auf Magdeburger Seite. “Maschine” Schiller hatte Bekanntschaft mit dem Torpfosten gemacht, was letzterer deutlich besser überstand als der Innenverteidiger. Das Resultat: Wohl eine heftige Hüftprellung bei unserer Nummer 5 und der frühe Wechsel, für ihn kam Richard Weil in die Partie. Das führte konsequenterweise auch zu einer Veränderung in der Dreierkette: Nico Hammann rutschte auf links, Weil übernahm den zentralen Part.
Dem Magdeburger Spiel tat das alles keinen Abbruch; ganz im Gegenteil kam man bereits in der 6. Minute erneut vor das Bremer Tor. Philip Türpitz kann sich stark gegen drei Gegenspieler behaupten und auf Tobias Schwede stecken, der den Ball dann allerdings nicht mehr entscheidend kontrollieren und ausreichend scharf aufs Tor bringen kann. Immerhin sprang aber eine Ecke heraus, in deren Folge Oelschlägel einen Lupfer von Björn Rother aufs Tor über die Latte lenken muss. Die erneute Ecke endet schließlich in einem Bremer Konter, ohne, dass der richtig gefährlich wird.
Diese Sequenz deutet bereits an, dass das in der ersten Halbzeit eine muntere und für Drittliga-Verhältnisse hochklassige Partie war, die der 1. FC Magdeburg und die U23 von Werder Bremen da miteinander ausfochten. Wie es von den Gästen kaum anders zu erwarten war, glänzten sie durch ein hohes technisches Niveau und reichlich Passsicherheit, sodass der Ball phasenweise recht ansprechend durch die eigenen Reihen lief. Der FCM hingegen überließ den Bremern immer mal wieder den Spielaufbau, um dann zu versuchen, durch frühes Pressing bereits in des Gegners Hälfte den Ball zu gewinnen, schnell umzuschalten und so zu Torgelegenheiten zu kommen. Dass das insgesamt gut funktionierte, zeigt das deutliche Chancenplus, das sich der 1. FC Magdeburg bis zum Pausentee erarbeitet haben sollte. Allerdings gelang es trotz bester Gelegenheiten (z.B. Türpitz, 12., 17., Beck, 16.) zunächst nicht, den starken Eric Oelschlägel und seine ebenso starken Vorderleute zu überwinden. Es war schon kein Zufall, dass der Bremer Schlussmann bis dato in dieser Saison erst einmal hinter sich greifen musste.
Für die blau-weiße Defensive wurde es trotz einiger guter Bremer Ansätze (insbesondere häufiger über Touré auf der rechten Seite) eigentlich erst in Spielminute 20 so richtig gefährlich. Ein Eckball der Gäste fliegt in den Strafraum und kann dort zunächst nicht geklärt werden; mit ein wenig glücklichem Pingpong und vereinten Kräften wird der Einschlag dann aber doch verhindert. Die druckvollste Phase des FCM in einer ohnehin ansprechenden ersten Hälfte wiederum war ungefähr ab Minute 25 zu verzeichnen. Ein ums andere Mal kam man aussichtsreich in Flanken- oder Schusspositionen; allein, es fehlte das Quäntchen Glück und ergo auch der zu diesem Zeitpunkt längst verdiente Führungstreffer.
Der fiel schließlich in Spielminute 38: Ecke von der linken Seite, der Ball wird lang und länger und landet letztlich bei Dennis Erdmann. Eher ja nicht so für die filigrane Gangart bekannt, nimmt er die Hereingabe schön mit und versenkt von und mit rechts in die lange Ecke. Keine Chance für Oelschlägel im Bremer Tor und 1:0 für die Größten der Welt. Nur Augenblicke späte Nico Hammann per Freistoß aus guten 30 Metern – Latte. Keine Frage, der FCM hatte jetzt alles im Griff und würde zur allgemeinen Entspannung eigentlich nur noch ein Törchen nachlegen müssen.
Statt aber mit einem 2:0-Vorsprung in die Pause zu gehen, steht es plötzlich 1:1. Einen eigentlich harmlosen, langen Ball lässt Nils Butzen auf seiner rechten Abwehrseite viel zu lang prallen – Thore Jacobsen sagt brav “dankeschön”, nimmt Maß und vollstreckt von der Strafraumgrenze in die linke Ecke. Auch wenn es von der Nordtribüne aus zunächst anders aussah, gab es da für Jan Glinker im Tor, wie zuvor bei der Führung auf der anderen Seite, wohl keine Abwehrchance. Nun denn, Mund abputzen, weitermachen, und noch war ja nicht Halbzeit. Die Riesenchance zur nochmaligen Führung lässt nur Sekunden vor dem Pausentee Christian Beck liegen. Von Philip Türpitz zentral super bedient, lässt er Dominic Volkner aussteigen, rutscht beim Schussversuch dann aber weg. Der Ball fliegt trotzdem in Richtung Tor, wo Türpitz links mitgelaufen war und dann aber nacheinander am glänzend reagierenden Oelschlägel, dem Pfosten und erneut dem Keeper scheitert. Das musste eigentlich das 2:1 sein! War es aber nicht. Stattdessen bat Schiedsrichter Winter die Mannschaften in die Kabine.
War in den ersten 45 Minuten der FCM das dominante Team, sollten sich die Spielanteile im zweiten Durchgang nun deutlich zugunsten der Gäste von der Weser verschieben. So störten die Bremer jetzt ihrerseits sehr früh und spielten dann in der gegnerischen Hälfte ihre Ballsicherheit aus, ohne allerdings, und das war eigentlich erstaunlich, wirklich gefährlich zu werden. Es dauerte tatsächlich bis zur 77. Minute, eher Jan Glinker im Magdeburger Tor das erste Mal wirklich zupacken musste; Levent Aycicek hatte aus der zweiten Reihe sehenswert abgezogen. Aus Magdeburger Perspektive litt das Spiel bis zur erneuten Führung knapp 10 Minuten vor Schluss so ein wenig darunter, dass man in der Offensive häufig viel zu statisch und damit ausrechenbar agierte, defensiv nicht immer konsequent arbeitete und es den Bremern damit natürlich deutlich erleichterte, in Ballbesitz zu kommen bzw. zu bleiben. Nach knapp einer Stunde hatte es Nico Hammann noch einmal mit einem Freistoß versucht, der allerdings abgefälscht wurde und bei dem der Nachschuss über das Tor ging, ansonsten war vom FCM in Durchgang 2 offensiv zunächst wirklich wenig zu sehen.
Dann kam die 79. Spielminute. Bremens U23 hatte die Partie eigentlich vollkommen im Griff, für Christian Beck war inzwischen Julius Düker auf dem Feld (68.), Tobias Schwede hatte für Felix Lohkemper Platz gemacht (74.). Der Ball kommt auf der rechten Seite zu Nils Butzen, der Philip Türpitz im Strafraum anspielt. Der mit einer Mischung aus Schuss und Pass Richtung Tor – und während die Bremer Defensivreihe kollektiv schläft, rollt der nicht sonderlich stramm getretene Ball von Türpitz in aller Seelenruhe durch zu Julius Düker, der am langen Pfosten mitgelaufen war und ohne jegliche Probleme zum 2:1 einschieben konnte. Man muss es schon so sagen: Diese Führung fiel zu diesem Zeitpunkt aus absolut heiterem Himmel.
Und es wurde noch besser, wenngleich sich die Bremer Defensive in Minute 82 auf den ersten Blick zu Recht beschwerte. Wieder über rechts kommt der Ball erneut zu Düker, der in einem Allerweltszweikampf mit Jesper Verlaat im Strafraum zu Boden geht. Schiedsrichter Winter entscheidet sich schnell und zeigt auf den Punkt – Elfmeter für den 1. FC Magdeburg! Große Proteste auf Bremer Seite und erst in der Zeitlupe der Spielzusammenfassung ist erkennbar, dass der Bremer Abwehrspieler Düker auf den Fuß tritt. Wenn Winter das in der Geschwindigkeit so gesehen und bewertet hat – Hut ab. Von der Tribüne aus sah das im ersten Moment hingegen nach einem sehr, sehr schmeichelhaften Elfmeter aus. Philip Türpitz war das freilich ganz egal – nach kurzer Diskussion mit Richard Weil schnappt er sich die Kugel und donnert sie zum vorentscheidenden 3:1 unhaltbar für Oelschlägel rechts oben in den Winkel.
Aus Bremer Perspektive muss sich das Ganze jetzt angefühlt haben, als wäre man im falschen Film. Da bist Du fast die ganze Halbzeit über dominant und immer latent gefährlich und liegst 8 Minuten vor dem Abpfiff trotzdem mit 1:3 zurück. Ganz anders natürlich der Magdeburger Blick: So, meine Damen und Herren, agiert eben ein Spitzenteam. Der krönende Abschluss einer einmal mehr denkwürdigen Partie gebührte schließlich Felix Lohkemper: In der 91. Minute wird er auf rechts vom erneut unfassbar starken Türpitz bedient und lässt sich seinen zweiten Saisontreffer nicht mehr nehmen. Linke Ecke, 4:1, Feierabend im Heinz-Krügel-Stadion.
Auch wenn es sich im Stadion (vermutlich aufgrund der eigenartigen zweiten Halbzeit) zunächst ein wenig anders anfühlte, steht unter dem Strich und mit ein paar Stunden Abstand ein insgesamt doch verdienter Magdeburger Heimerfolg. Zwar fällt der vielleicht ein Tor zu hoch aus, aber danach fragt am Ende bekanntermaßen ja niemand mehr. Wie heißt es doch so schön? Fußball ist Ergebnissport. Und wenn Du als Mannschaft in der Lage bist, auch in einer eigentlich schlechten Phase aus dem Spiel heraus ein Tor zu erzielen, dann gewinnst Du eben auch solche Spiele. Und wer weiß? Vielleicht ist das ja genau die Qualität, die ein Aufstiegsteam von einer Mannschaft unterscheidet, die so eine Drittliga-Saison auf dem vierten Platz beendet…
Ob diese Qualität auch in den nächsten Punktspielen trägt, wird die Mannschaft aufgrund der Länderspielpause erst am 9. September gegen den F.C. Hansa Rostock wieder unter Beweis stellen können. Ebenfalls in die Länderspielpause verabschiedet sich der Blog; weiter geht es hier in der Woche ab 4. September. Wem die Zeit bis dahin zu lang sein sollte, dem sei hin und wieder ein Blick auf die aktuelle Drittliga-Tabelle empfohlen. Und immer dran denken: ”Unser Club ist unbesiegbar…!”
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