1. FC Magdeburg – Würzburger Kickers, 10. Spieltag, 3:0 (1:0)
… und dann beendet Tarek Chahed einen der schönsten Spielzüge der Partie auch noch mit so einem Tor. Doppelpass im Strafraum, trockener Abschluss aus der Hüfte, 3:0 für die Größten der Welt. An einem Tag mit vielen schönen Momenten gelingen dann eben auch solche Aktionen. Selbst mit ein bisschen Abstand ist es schwer zu sagen, was nun eigentlich das größere Geschenk war: Endlich mal wieder einen deutlichen und unter dem Strich verdienten Heimsieg zu feiern oder das auf der Nordtribüne tun zu können, auf der die Blöcke 3 und 4 nach vorfristiger Fertigstellung zum Party machen einluden. Insgesamt war das einfach ein rundum gelungener 10. Spieltag mit einem verdammt wichtigen Erfolg, der sicher nicht nur der Mannschaft, sondern auch dem Umfeld gut tun wird.
Das Gefühl, das sich einstellte, als wir das Stadion am „richtigen“ Ende betraten und nach viel zu vielen Monaten wieder im Umlauf hinter der „Nord“ standen, war schon ein ganz besonderes. „Endlich wieder zuhause“, ging es mir durch den Kopf und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit diesem Gedanken nicht allein war. Beim Betreten des Blocks und dem Anblick der Stehplätze hüpfte dann erstmal das Herz: Das fühlte sich nach Fußball an, so muss es sein und bereits zwei Stunden vor dem Anpfiff ließ sich erahnen, was hier heute und in Zukunft möglich sein könnte. Schnell noch einen freien Wellenbrecher gesucht, in Ruhe einen Blick in den „Planet MD“ geworfen, die üblichen Verdächtigen begrüßt, die nach und nach eintrudelten und dann in freudiger Erwartung den Blick Richtung Spielfeld gerichtet. Sehr angenehm dabei: Offenbar waren die Boxen, die die Hintertortribüne beschallen sollten, noch nicht wieder in Betrieb, sodass sich der Spieltagslärm vor Beginn der Partie in angenehmen Grenzen hielt. Dass das so bleiben wird, darf wohl bezweifelt werden, aber träumen wird ja erlaubt sein …
Unten auf dem Rasen jedenfalls machte sich die folgende Anfangsformation bereit für das Duell mit den Kickers aus Würzburg: Morten Behrens hütete wieder das Tor und machte das ausgesprochen gut, vor ihm bildeten Timo Perthel, Torjäger Tobias Müller (der erstaunlicherweise ohne Treffer blieb), Brian Koglin und Dominik Ernst die Viererkette. Auf der Doppelsechs agierten Björn Rother und Thore Jacobsen, davor begannen Sirlord Conteh, Rico Preißinger und Sören Bertram (wobei Bertram und Conteh irgendwann die Seiten tauschten). Ganz vorn, wie gewohnt: Kapitän Christian Beck.
Guter Beginn, Tor aus dem Nichts
Ähnlich wie in den letzten Spielen gehörten die Anfangsviertelstunde wieder den Größten der Welt, die in Person von Brian Koglin nach zwei Minuten zur ersten Torgelegenheit kamen. Sören Bertram brachte eine Ecke von rechts, die der Innenverteidiger knapp am rechten Pfosten vorbei köpfte. Weiter ging es in Spielminute 8 mit Christian Beck, der den gegnerischen Keeper früh störte und sich direkt mal anschießen ließ. Der Abpraller küsste die Latte und sprang von dort ins Toraus. Nur eine Minute später war es Sören Bertram, der schön freigespielt wurde, seinen Schuss aus guter, zentraler Position dann aber rechts am Kasten vorbeisetzte. Die letzte Torgelegenheit in einer guten Anfangsphase hatte schließlich Rico Preißinger, der nach einem frühen Ballgewinn im letzten Drittel aus der Distanz abzog, den Schuss aber ein Stück zu hoch ansetzte. Keine Frage – der 1. FC Magdeburg hätte zu diesem Zeitpunkt durchaus führen können, vielleicht sogar müssen.
Weil aber auch Würzburg mitmachte, entwickelte sich ein unterhaltsames Fußballspiel, in dem auch die Gäste zu Gelegenheiten kamen. Zum „Signature Move“ der Kickers in Halbzeit 1 wurde, wenn man so will, der Eck- oder Freistoß nebst gefährlichem Kopfball; bis zur 25. Minute waren schon sechs gegnerischen Ecken zu verzeichnen gewesen. Bereits nach fünf Minuten war Morten Behrens mit einer starken Parade zur Stelle und lenkte den Abschluss von Schuppan noch über seinen Kasten. Nach 22 Minuten ein weiterer, freier Kopfball des Würzburger Kapitäns, den dieser allerdings über das Tor platzierte. Auch das Durchspielen gelang dem Team von Trainer Michael Schiele immer wieder, bevorzugt über die linke Seite, wo Sirlord Conteh defensiv immer mal wieder Probleme hatte. Will sagen: Klar, der Club hatte seine Chancen, Würzburg aber eben auch. Wer weiß, wie das Spiel gelaufen wäre, wenn da irgendwann mal ein Abschluss gepasst hätte und wie gut, dass wir uns darüber keine weitere Gedanken machen müssen.
Zu beobachten war auch wieder, dass ziemlich genau nach 15 Minuten das Momentum wechselte und sich Würzburg über mehr und mehr Ballbesitz freuen konnte. Es dauerte bis zur 26. Minute, ehe die Größten der Welt nach vorn mal wieder einen Akzent setzen konnten: Sören Bertram mit einem – so er denn so gewollt war – überragenden, flachen Diagonalpass von rechts nach links durch alle Schnittstellen, an dessen Ende Björn Rother stand, der die Kugel dann allerdings nicht am glänzend reagierenden Gästekeeper Eric Verstappen vorbeilegen konnte. Nach 28 Minuten war es Dominik Ernst, der aus spitzem Winkel einfach mal draufhielt und noch eine Ecke herausholen konnte, nachdem ein Anspielversuch von Rico Preißinger auf Christian Beck ein Stück zu hoch geriet, der Ball aber eben bis auf Ernsts rechte Seite durchgerutscht war.
Und wie war es so, wieder auf der Nord für Stimmung zu sorgen? Gut war es und laut, das schepperte schon recht ordentlich da an unserem Standort unter dem Dach. Als etwa nach einer halben Stunde die Aufforderung vom improvisierten Vorsängerpodest kam, sich doch mal einzuhaken und „emotional zu schunkeln“, ließ sich die Meute das natürlich nicht zweimal sagen. Das war wieder so ein „Schön, wieder zuhause zu sein“-Moment und steigerte die Vorfreude auf eine final hüpfsichere Tribüne noch mal ordentlich.
Dann die 40. Minute und Dominik Ernst mit Sören Bertram auf rechts im Zusammenspiel. Zunächst blieb Letztgenannter im Strafraum hängen, behauptete aber den Ball und legte ihn noch einmal für den Rechtsverteidiger ab. Der mit der wohl temperierten Flanke auf Christian Beck in der Mitte und zack! stand es so ein bisschen aus dem Nichts 1:0 für die Größten der Welt. Sehr, sehr schönes Ding und so verhältnismäßig kurz vor der Pause auch ein ausgesprochen guter Zeitpunkt für ein Führungstor. Zwar kam Würzburg eine Minute vor der Halbzeit noch einmal zu einer von Ernst verursachten Freistoßgelegenheit in guter Position links oben an der Strafraumecke, allerdings rauschte die Hereingabe an Freund und Feind vorbei und pfiff Schiedsrichter Asmir Osmanagic anschließend überpünktlich zur Pause.
So. Und während die Halbzeitpause ja normalerweise zum Verschnaufen, Bier holen, für den Besuch der sanitären Anlagen oder für gute Gespräche genutzt wird, hielt sie diesmal einen ziemlich coolen Moment bereit, in dem Vertreter*innen der Baufirmen im Mittelpunkt standen, die derzeit die Nordtribüne ertüchtigen. Die betraten nämlich plötzlich das Feld, kamen unter reichlich Applaus vor die Kurve und wurden dort mit einem eher improvisierten, trotzdem aber gelungenen Einklatschen und „Bauarbeiter, Bauarbeiter, hey, hey!“-Sprechchören gefeiert – und das vollkommen zu Recht. Auch an der Stelle noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön für Eure Arbeit!
Bertram und Chahed ins Glück
Sportlich ging es dann nach 50 Minuten mit Timo Perthel und einem ordentlichen Strahl aus gut 20 Metern weiter, den Würzburgs Keeper Verstappen nur zur Ecke prallen lassen konnte. Vorher war unser Linksverteidiger recht ungehindert mit dem Ball am Fuß durchs linke Mittelfeld marschiert und hatte es dann einfach mal probiert, was durchaus Sinn ergab, weil die Nummer 33 der Gäste nicht immer den sattelfestesten Eindruck machte. Allerdings war das dann erst einmal wieder die letzte, sehenswerte Offensivaktion der Männer von Stefan Krämer, die sich im weiteren Verlauf recht tief in die eigene Hälfte drängen und Würzburg spielen ließen.
Es dauerte bis zur 59. Minute, ehe es gelang, mit einfachen Pässen wieder etwas Ruhe ins eigene Spiel zu bringen und sich erneut vor den Würzburger Strafraum zu kombinieren. Dafür wurde es dann aber gleich zweimal in Ansätzen gefährlich: Erst spielten sich Jacobsen, Bertram und Conteh sehenswert bis in den Sechzehner, wo bei Eric Verstappen Endstation war. Dann geriet ein Pass in die Tiefe von Sören Bertram auf Christian Beck im Zuge eines vielversprechenden Konters ein Stück zu ungenau, sodass kein Abschluss mehr zustande kam. Sehr schade. Gut aber, dass die Würzburger Kickers nach einer Stunde einfach selbst für eine hundertprozentige Torchance der Hausherren sorgten: Ein Handspiel im Strafraum ahndete Schiedsrichter Osmanagic mit einem Elfmeterpfiff; Sören Bertram schnappte sich die Kugel und versenkte sie souverän ins rechte, untere Eck. 2:0 nun also für die Größten der Welt. Zwei zu null! Zuhause! Das sollte, das musste doch eigentlich reichen.
Und es reichte auch. Würzburg hatte zwar durchaus noch mal so etwas wie eine kleine Drangphase und kam in Spielminute 67 zu einem freien Kopfball nach einem Freistoß, der bei Behrens landete. Im Großen und Ganzen spielte der Club das aber souverän und suchte seinerseits die Entscheidung. Fast wäre die nach 74 Minuten auch gefallen, allerdings konnte Kapitän Beck seinen Kopfball nach einer Ecke nicht aufs Tor bringen. Besser machte es da schon Tarek Chahed (der nach 62 Minuten für Sirlord Conteh kam) mit der ganz zu Beginn beschriebenen Aktion in der 80. Minute, der ein starker, öffnender Pass auf die linke Seite vorausging. Was soll man sagen? Schöne Szene, starker Spielzug, schickes Tor. Und natürlich die Entscheidung.
Fazit:
Klar, die Pessimist*innen werden sagen, dass die Partie mit etwas mehr Spielglück für die Gäste auch ganz anders hätte laufen können. Ist auch alles richtig, nur: Es lief diesmal eben für uns und das wurde nach den letzten, eher schwierigen Wochen auch einfach mal wieder Zeit. Natürlich klappte noch längst nicht alles und selbstverständlich gibt es weiterhin einige Dinge, die sich noch verbessern lassen, aber es wäre ja auch irgendwie schräg, wenn das nicht so wäre. An diesem 10. Spieltag gab es zwei sehr schön herausgespielte Treffer und einen souverän verwandelten Elfmeter, dazu die Rückkehr an den angestammten Platz im Stadion, gute Stimmung, die spontane Gründung eines neuen, jetzt schon legendären Fanclubs (Eingeweihte werden wissen, was gemeint ist) und allenthalben gute Stimmung – was will das Clubfan-Herz denn eigentlich mehr? Spannend wird es nun, zu sehen, ob die Mannschaft diese Leistung und vor allem dieses Ergebnis in das nächste Spiel gegen den KFC Uerdingen transportieren kann; zwei erfolgreiche Auftritte in Folge waren uns in dieser Saison schließlich noch nicht vergönnt. Wir werden es sehen, wenn auch am nächsten Freitag für unsere Mannschaft wieder das Flutlicht angeht, dann allerdings in Düsseldorf.
In diesem Sinne: Alle hin da und dann holen wir uns dort die nächste drei Punkte. Weil wir es können. Weil die Mannschaft es kann. Und weil wir halt einfach die Größten der Welt sind.