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Ein Zweitligajahr

Zweitligajahr

Ein Gastbeitrag von Thomas Haufe

21.04.2018, 14:33 Uhr, HKS

Soeben erzielte Nico Hammann per direktem Freistoß das 2:0 gegen Fortuna Köln und machte auf dieses Spiel den Deckel drauf. Trainer auf der Bank des Gegners ist zu diesem Zeitpunkt ein gewisser Uwe Koschinat. Dieser Trainer wird hier später nochmal eine Rolle spielen.

21.04.2018, 15:42 Uhr, HKS

Es steht immer noch 2:0, auf der Nord werden Bengalos angerissen, man umarmt seine Nebenleute, Freude, es gibt Tränen des Glücks oder andere sitzen einfach nur auf ihrem Platz, in sich gekehrt. Uns alle eint eines, der FCM wird gleich aufgestiegen sein.

Wenige Minuten später ist es dann soweit, ein Pfiff, niemand weiß, war es der Abpfiff oder nur ein Pfiff, um das Spiel zu unterbrechen. Was aber jeder sieht, es laufen Fans auf den Platz, das Spiel ist vorbei, wir sind aufgestiegen. Der FCM ist nach der Wende und der verpassten Zweitligaqualifikation der Saison 1990/1991 dort, wo er mindestens hingehört. Im Unterhaus des deutschen Fußballs. Die Euphorie in diesem Moment: grenzenlos.

Am 12.05.2018 macht Nils Butzen mit seinem Tor in der 88. Minute den FCM vor Verfolger Paderborn noch zum Drittligameister der Saison 2017/2018.

19.05.2019 17:35 Uhr, HKS

Schlusspfiff. Abstieg. Keine Tränen des Glücks.

Dazwischen lag ein Zweitligajahr mit dem FCM, welches am 05.08.2018 begann.

05.08.2018, Irgendwann vormittags, Magdeburg

Es geht los. Ab in die Straßenbahn und zum Alten Markt, Fanclubkollegen und Freunde treffen, um sich dort vielen anderen Clubfans anzuschließen und dann gemeinsam in Richtung Stadion zu laufen. St. Pauli wartet und kommt zum ersten gesamtdeutschen Zweitligaheimspiel in der Geschichte unseres geliebten FCM. Ausgerechnet St. Pauli, die damals unser letzter Gegner waren, als wir sehr nah an der Zweiten Liga waren und diese dann doch verpasst haben. Mit viel Vorfreude, aber einer gedämpften Erwartung geht es dann in Richtung Alter Markt. In der Straßenbahn dann natürlich die ersten, schließlich sind wir die Größten der Welt, sehr optimistischen Tipps. 4:1, 4:0, 3:1 hört man da. Ich denke mir schon, oha Freunde, so leicht wird’s dann doch nicht, wünsche mir aber insgeheim, dass die Jungs und Mädels richtig liegen.

05.08.2018, 13:30 Uhr, HKS

Anpfiff zu unserer Zweitligasaison. Das Stadion hat Bock, es ist schönes Wetter und wir gehen durch, wen sonst, Christian Beck nach 16 Minuten mit 1:0 in Führung. Die Jungs und Mädels aus der Straßenbahn werden doch nicht etwa Recht behalten? Sie sollten leider Unrecht behalten und mein Gefühl von vor dem Spiel sollte sich dann leider doch bestätigen. Durch Tore von Buchtmann und Knoll per Sahnefreistoß dreht der Gegner das Spiel und wir verlieren mit 1:2. Schade, denn durch diese Niederlage verpasst man es, eine gewisse Euphorie zu erzeugen oder zu erhalten. Man sieht, die Trauben hängen höher als noch in der Vorsaison.

Es folgen Spiele in Aue (0:0), eines der schlechtesten Spiele der Saison, aber immerhin der erste Zweitligapunkt, zu Hause im DFB-Pokal gegen Darmstadt (0:1), ein Aufregerspiel gegen Ingolstadt (1:1), eine unglückliche Niederlage in Kiel (1:2) und wieder kein Heimsieg gegen Bielefeld (0:0).

23.09.2018, irgendwann frühmorgens in Magdeburg

Auswärtsspiel in Paderborn. Beim Mitaufsteiger. Gegen die Ex-FCMer Baumgart, Schwede und Düker. Die Reisegruppe ist vorsichtig optimistisch, schließlich haben wir gegen Paderborn in den gemeinsamen Drittligajahren nicht einmal verloren. Außerdem spielt dort ein gewisser Badekappenklaus, der in bis dahin acht Pflichtspielen nie gegen den FCM gewinnen konnte. Und da er auch im Kader stand, war also vorher schon ein Unentschieden sicher.

Allerdings sollte das ein langer Weg werden bis zu diesem Unentschieden. Obwohl der FCM in Führung gehen kann, Costly hatte direkt zu Beginn eine große Chance, steht es nach sieben Minuten 2:0 für die Gastgeber. Auf den Rängen gibt es die ersten, die sagen/schreiben, hier geht es nur noch um Schadensbegrenzung. Aber die Truppe um Kapitän Nils Butzen zeigt eine tolle Moral, macht vor der Halbzeitpause noch den 1:2-Anschlusstreffer. Hoffnung wieder im Block. In der 62. Minute dann das 3:1, aber die Antwort durch Christian Beck folgt sofort (63.). In der 77. Minute macht dann der Ex-FCMer Schwede das 4:2 und sorgt an einem verregneten Sonntag in Ostwestfalen für die vermeintliche Vorentscheidung. Allerdings nicht gegen den FCM an diesem Tag. 4:4 am Ende durch Tore von Lohkemper und Türpitz per Elfer. Bei beiden Toren hat Hünemeyer von Paderborn ordentlich mitgeholfen. Verrückt. Plus die Erkenntnis, dass die Mannschaft ja doch offensiv kann, wenn sie muss. Man hat vor dem Spiel gegen Duisburg wieder ein gutes Gefühl.

Es kommt aber so, wie zu oft in dieser Saison, wir bekommen es einfach nicht gebacken. Es gibt wieder ein Heimunentschieden gegen Duisburg (3:3) und die endgültige Erkenntnis, dass man diese Saison nur gegen den Abstieg kämpft. Grundsätzlich kein Problem, aber so zäh hatte es man es doch nicht erwartet.

30.09.2018 zu Hause vorm Fernseher

Kurz erzähltes Spiel. Nach zwei Einschlafphasen während eines sehr schlechten Spiels dann doch das Happy End, wir gewinnen unser erstes Zweitligaspiel am 9. Spieltag durch einen Treffer von Christian Beck. Das Spiel gegen Dynamo Dresden kann also kommen. Breite Brust und so.

06.10.2018 im Urlaub vorm Laptop

Nun ist es also soweit, das Heimspiel der Hinrunde steht an. Der ewig junge Klassiker gegen die Dynamos aus Dresden. Da ich an diesem Tag im Urlaub verweilte, musste ich auf den Laptop umsteigen und auf das Stadionerlebnis verzichten. Block U hat sich für dieses Spiel etwas einfallen lassen, es gab weiß-blaue Jacken, die man in eine Choreo einband.

Das Spiel beginnt wieder mal ganz anders als gedacht. Man sieht nur stürmende Spieler in Gelb-Schwarz. Blau-Weiß nur ängstlich hinten drin. Und wie es dann immer ist, auf einmal steht es 0:2. Zum Glück hört Dresden dann auf, Fußball zu spielen und es geht mit diesem Ergebnis in die Halbzeit.

Was auch immer Jens Härtel in der Pause gesagt oder getan hat, man wünschte, er hätte es öfter und auch mal zu Beginn der Spiele getan. Die Magdeburger Jungs kommen raus und spielen eine der besten Halbzeiten dieser Saison. Man drängt Dresden in die gegnerische Hälfte und trifft zum Anschluss. Endlich, denke ich und sage mir, weiter so, dann holen wir hier noch was. In der 90. Minute dann erst ein Tiefschlag, dann aber noch technischer KO. Dresden bekommt einen vertretbaren Elfmeter, Koné tritt an. Der Rest ist Geschichte. Vorbei, Abschlag, Bülter, Tor, wieder Moral gezeigt. Aber wieder kein Sieg, es bleibt bei einer heimsieglosen Serie.

Leider beginnt nach diesem Spiel eine Niederlagenserie (in Heidenheim (0:3), gegen Hamburg (0:1), in Darmstadt (1:3) und gegen Regensburg (2:3)), an deren Ende dann die Entlassung vom zweimaligen Aufstiegstrainer Jens Härtel und dessen Co-Trainer Ronny Thielemann steht. An dieser Stelle nochmal vielen Dank für alles, Euch beiden! Die Minuten nach dieser Entlassung sorgten für eine Leere bei mir, die ich so nicht erwartet hätte.

23.11.2018, 18:30 Uhr, zu Hause vorm Fernseher

Mit Michael Oenning an der Seitenlinie beginnt beim FCM also nach über vier Jahren Jens Härtel eine neue Zeitrechnung. Es ist erstmal gewöhnungsbedürftig.

Aber diese neue Zeitrechnung beginnt vielversprechend. Die Mannschaft spielt auf einmal Fußball und dreht ein 0:1 in ein 2:1. Man hält dieses Ergebnis lange. Und dann, nunja. Freistoß für Fürth, schlecht getreten, noch schlechter gehalten, 2:2. Und dann der klassische KO und ein Gesetz unserer Saison. Die Nachspielzeit und der FCM werden, bis auf eine Ausnahme, keine Freunde. Ecke Fürth, Kopfball, 2:3. Verloren. Scheiße. Man möchte am liebsten irgendetwas zerstören.

Es folgen Spiele zu Hause gegen Bochum (0:0) und Union (1:1). Gegen Union spielt die Truppe eine richtig starke erste Halbzeit, kann diese Leistung aber nicht durchziehen und gibt eine Führung, mal wieder, her. Auch das Nichthalten von Führungen zieht sich leider komplett durch die Saison.

17.12.2018, gegen Mittag, Magdeburg

Was vor wenigen Jahren noch komplett undenkbar war, sollte jetzt eintreten. Man fährt zu einem Pflichtspiel nach Köln. Ins Müngersdorfer Stadion.

17.12.2018, später Nachmittag, Köln

Ankunft in Köln, Parkplatz im Schlamm, Sieben!!! Euro. Nunja. Geht auch besser. Nachdem der Rest des Fanclubs dann endlich eintraf, ging es Richtung Stadion. Luftlinie vielleicht 300 Meter. Als man dann vor dem Eingang zum Auswärtsblock steht und ein Fanclubkollege, übrigens der, der vorher schon ewig auf sich hat warten lassen ;), auf einmal spurlos verschwunden ist, geht es nach kurzer Diskussion dann ins Stadion. Cola und Bratwurst geholt und rein. Wie sich dann später herausstellte, musste er seinen Rucksack einmal komplett ums Stadion zur Abgabestelle bringen. Am Auswärtsblock konnte man diese Abgabestelle natürlich nicht einrichten, oder Effzeh?

Zum Spiel ist eigentlich nicht so viel zu schreiben. Es ist wie in bis dato allen Spielen unter Michael Oenning. Gute spielerische Ansätze, man kann, andere sagen bestimmt „muss“, durch Lohkemper in der Anfangsphase eigentlich in Führung gehen, aber der Gegner macht dann das Tor. Nach Pingpong im 16er und zwei starken Paraden von Brunst ist es Cordoba, der das 1:0 für die Heimmannschaft erzielt. Mit diesem Ergebnis geht es dann in die Pause. Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit macht der Favorit dann das 2:0 und spielt das Spiel dann sehr souverän runter. Natürlich macht dann in der Nachspielzeit noch ein gewisser Terodde sein obligatorisches Tor in der Hinrunde.

Außerdem gibt es noch den 18. Spieltag in Hamburg beim FC St. Pauli. Nach engagierter Leistung über 60 Minuten verliert man das Spiel am Ende mit 1:4.

Fazit der Hinrunde: Man ist, wenn man am Limit agiert, in der Lage, den Gegner zu ärgern, aber zu viel mehr reicht es nicht. Also volle Konzentration auf die Vorbereitung und die Rückrunde.

In der Winterpause werden mit Loria, Kirchhoff, Perthel und Lewerenz gestandene Spieler geholt, die fehlende Erfahrung auf dem Niveau ausgleichen sollen. Das Trainingslager in Spanien verläuft vielversprechend, dementsprechend positiv geht man die Rückrunde an.

29.01.2019, 20:30, HKS

Das erste Spiel nach der Winterpause steht an. Es geht gegen die Wismut aus Aue. Mit Loria, Perthel und Kirchhoff finden gleich drei der vier Neuen den Weg in die Startelf. Und was soll man sagen, wir holen in diesem Spiel den ersten Heimsieg der Zweitligageschichte. Dank eines Treffers von Lohkemper in der 44. Minute gewinnen wir dieses wichtige Spiel zum Auftakt des zweiten Halbjahres mit 1:0. Wir können es doch noch. Im zehnten Anlauf ist es endlich soweit. Ganz vorsichtig kommen bei mir Euphorie und Optimismus auf, dass wir hier in Richtung Klassenerhalt doch ein gutes Wörtchen mitreden können.

Es folgen vier weitere ungeschlagene Spiele, in Ingolstadt (1:0), gegen Kiel (1:1), in Bielefeld (3:1), wo wir auch endlich mal massiv von einer Fehlentscheidung des Schiedsrichters profitieren, und gegen Paderborn (1:1).

Nach 23 Spieltagen stehen wir mit 22 Punkten auf Platz 15. Haben Kontakt bis Platz 12 (Aue, 26; außerdem noch Darmstadt und Dresden) und Luft nach unten zu unseren kommenden Gegnern (Duisburg und Sandhausen, 17). Sprich, eine recht komfortable Situation, um sich aus eigener Kraft ordentlich freischwimmen zu können.

Und was soll man letztlich zu diesen Spielen sagen. Beide werden 0:1 verloren, außerdem verletzt sich in Duisburg auch noch Kapitän Christian Beck, der das Amt von Nils Butzen seit dem Trainerwechsel übernommen hatte. Bei Sandhausen saß ein gewisser Uwe Koschinat auf der Bank.

Weg war in beiden Spielen das Selbstverständnis der vorherigen fünf Spiele, kein Selbstvertrauen, kein Spielwitz. Es wirkte, als ob auf einmal die Angst, zu verlieren, größer war, als die Lust, zu gewinnen.

Duisburg (-1) und Sandhausen (-2) rückten wieder näher und Aue, vor diesen beiden Spielen noch vier Punkte vor uns, war auf einmal zehn Punkte weg.

16.03.2019, 13:00 Uhr, Rudolf-Harbig-Stadion Dresden

Nach ruhiger Anreise mit sehr ausbaufähiger, fanclubinterner Kartenübergabepraxis stehen wir in Dresden im Auswärtsblock. Dresden mit 27 Punkten fünf vor uns. Ein Sieg, und wir sind auf zwei Punkte ran.

Das Spiel läuft von Beginn an gut für uns. Eine verunsicherte Dresdner Mannschaft kommt kaum zum Zug und man kann hier mehrmals in Führung gehen, steht aber jeweils knapp im Abseits bzw. sieht es das Schiedsrichtergespann so. In der 43. Minute erzielt dann Björn Rother, sehr zur Freude der 3000 mitgereisten Blau-Weißen im Gästeblock, mit seinem ersten Saisontreffer das 1:0. In der Halbzeit, Herzkasper-Dirk steht neben mir, werde ich tatsächlich sehr optimistisch, Dirk hat mich angesteckt. Die zweite Hälfte beginnt dann, wie die erste aufgehört hat. Wir erzielen ein Tor. 2:0 Perthel, kurze Eskalation, bis Herzkasper-Dirk sagt, kein Tor. Ungläubige Blicke, wie, was, kein Tor?! Der Schiedsrichter sah als einziger von 30.000 Zuschauern plus Spieler, Betreuer, Trainer, Linienrichter, Tauben und Maulwürfen ein Handspiel von Marius Bülter und verwehrte dem Treffer die Anerkennung.

In der weiteren Phase des Spiels haben wir die eine oder andere gute Kontergelegenheit, spielen diese aber, auch das ist eine Geschichte dieser Saison, fahrlässig und sehr schlecht zu Ende. Symbolisch dafür ein 3-gegen-1-Konter, bei dem Bülter nicht einen der zwei Mitspieler, sondern den einen Gegenspieler mit seinem Pass findet. Und es kommt dann natürlich, wie es kommen muss. Eine weitere Geschichte, und zwar die der späten Gegentore, tritt ein und wir kassieren in der Schlussphase das 1:1. Wieder eine unter dem Strich gute Leistung, die wir nicht bis zum Ende bringen. Das einzig Positive ist, man hat sich inzwischen daran gewöhnt.

29.03.2019, 18:30 Uhr, HKS

Heidenheim ist zu Gast. Mit dem dienstältesten, und das sei mir erlaubt, sympathischsten Trainer der zweiten Liga, Frank Schmidt. Zum Spiel ist nicht viel zu sagen. Großes Glück, dass wir in den ersten 20 Minuten nicht schon 0:3 hinten liegen. Dann arbeitet sich die Truppe in dieses Spiel rein und es geht in die Schlussphase. In der 90. Minute dann vielleicht eine Schlüsselszene der Saison. Marius Bülter kommt im 16er zu Fall und der Schiedsrichter entscheidet auf Strafstoß. Der etatmäßige Schütze, Philip Türpitz, wurde bereits ausgewechselt, also nimmt sich Felix Lohkemper den Ball. Läuft an, schießt und der Torwart lenkt den nicht gut geschossenen Elfmeter an den Pfosten und Heidenheim kann dann klären.

Nach dem Schlusspfiff setzt sich bei mir die Ansicht durch, dass Du absteigst, wenn Du solche Spiele nicht gewinnst.

08.04.2019, gegen Mittag, Magdeburg

Auswärts in den Volkspark nach Hamburg. Gefühlslage wie vor dem Spiel in Müngersdorf. Vor vier Jahren undenkbar, jetzt ist es soweit. Eine sehr entspannte Anreise später sind wir recht zeitig am Volkspark angekommen. Man begrüßt Leute, die man kennt und wartet auf die Fanclubkollegen, die dann nach und nach eintreffen. Außer zweien, die eine kleine Anreiseodyssee mitmachen, es aber trotzdem noch schaffen.

08.04.2019, 20:30 Uhr, Volksparkstadion

Anpfiff für mein persönliches Auswärtshighlight der Rückrunde. Es soll ein Spiel auf Augenhöhe werden. Die erste große Möglichkeit hat der HSV, aber Brunst, der bei seinem Ausbildungsverein wegen einer Verletzung von Loria das Tor des FCM hüten darf, verhindert das Gegentor. In der 22. Minute geht dann der FCM nach einem Treffer von Lohkemper und tollem Pass von Preißinger mit 1:0 in Führung. Denkste. Es war wohl Abseits. Also wieder von vorn. In der 31. Minute dann das 1:0 für den HSV, Jatta trifft ins lange Eck. Lohkemper hat dann nochmal die Chance zum Ausgleich, aber die Hamburger bekommen die Situation irgendwie geklärt (44.).

Zu Beginn der zweiten Halbzeit dann viel Glück, dass ein Handspiel von Tobi Müller nicht geahndet wird (52.). Konnte man von uns aus nicht sehen, aber das war eine Situation, wo das Herz dann doch stehen blieb. Keine zehn Minuten später schickte Preißinger mit tollem Pass Bülter auf die Reise. Dieser lässt sich diese Chance nicht entgehen und macht das 1:1 in der 60. Minute.

Danach entwickelt sich ein toller Kampf, in dem der FCM mehr als ebenbürtig ist. Einzig das zweite Tor will nicht fallen. Dann fängt Perthel in der Nachspielzeit einen Pass ab und wird beim Konterversuch an der Mittellinie gelegt. Ich ertappe mich in diesem Moment dabei, dass ich einfach nur denke, „Erde, hau‘ das Ding lang ins Toraus, dann gibt’s Abstoß und danach Schluss. Dann nehmen wir hier einen völlig verdienten Punkt mit.“ Auch hier kommt es dann anders. Erde tritt das Ding hoch und lang rein, die Hamburger Kopfballabwehr landet bei Türpitz und Bääääääääm. 2:1 in der 94. Minute. Völlige Eskalation. Mir fehlen von diesen Momenten ca. fünf Minuten. Das war einfach krass. Ich weiß noch, dass Alex und ich uns gefühlt 80 Mal angesehen haben und ungläubig mit dem Kopf geschüttelt haben.

Also mit sehr vielen Endorphinen raus aus‘m Block und für sich die Gewissheit gewonnen, dass das genau der Sieg war, den wir Fans und vor allem die Mannschaft brauchten, um mit ordentlich Rückenwind in die letzten sechs Endspiele zu gehen. Klassenerhalt, wir kommen!

Tja, wie sich nach den kommenden beiden Spielen dann herausstellen sollte, war der Sieg in Hamburg zwar immer noch toll, aber er setzte nicht die gewünschten Kräfte frei. In einem schwachen Spiel verliert man erst den Siegtorschützen vom HSV-Spiel durch Verletzung und dann das Spiel nach einem dummen, unnötigen Foul von Beck und Gegentor nach einer Freistoßvariante von Darmstadt gegen eben diese mit 0:1.

In der Woche darauf ging es dann nach Regensburg und was ich da vor dem Fernseher gesehen habe, war meine persönliche Abstiegsfeststellung. Dank Brunst liegen wir dort nur 0:1 zur Halbzeit hinten und verlieren dann eben mit genau diesem Ergebnis. Aufgrund der Ergebnisse und der Form unserer Konkurrenz im Keller im Vergleich mit unserer Form kam ich für mich zu dem Schluss, das war‘s jetzt.

Im kommenden Heimspiel gegen Fürth, bei dem uns Sascha Burchert und Paul Seguin ordentlich halfen, sollten dann doch noch mal drei Punkte aufs Konto gehen. 2:1 gewonnen. Wieder etwas Hoffnung.

Football, bloody hell!

Mit einem Punkt und drei Toren in der Differenz Vorsprung auf Ingolstadt ging es dann nach Bochum.

04.05.2019, 5:20 Uhr, Hauptbahnhof Magdeburg

Treffpunkt Hauptbahnhof. Sonderzug. Vorfreude. Als dann um kurz nach halb sechs eben jener Sonderzug einfuhr, man sich auf seinen Platz setzte und sich dieser Zug in Bewegung setzte, war noch nicht klar, was noch passiert. Aber dazu wurde genug gesagt und geschrieben. Eine sehr geile Zugfahrt mit klasse Leuten, tollen Gesprächen und zugegeben, dem einen oder anderen Becher Alkohol zu viel. An dieser Stelle ein Dankeschön an alle Organisatoren des Ganzen!

Vom Spiel dann 20 Minuten und dabei zwei Tore gesehen. 2:4 verloren, und durch den Sieg von Ingolstadt auf den direkten Abstiegsplatz abgerutscht.

12.05.2019, 15:30 Uhr, Alte Försterei

Nach einer völlig entspannten Anreise war man pünktlich im Stadion von Union. Das letzte Auswärtsspiel der Saison, und dann an der Alten Försterei, es hätte schlimmer kommen können.

Union noch mit allen Chancen, um aufzusteigen, für uns ging es schlicht ums Überleben in der Zweiten Liga. Und was soll man sagen, wir haben diesen Kampf verloren. Aber nicht mit wehenden Fahnen, sondern mit Angst und ohne Mumm. Union von Beginn an galliger in den Zweikämpfen, mit mehr Wucht und einfach eine Klasse besser. Das muss man anerkennen. Dem frühen 0:1 folgte nach Katastrophenpass von Preißinger auf Perthel relativ schnell das 0:2. In der zweiten Halbzeit dann noch eine Lehrstunde von Union erteilt bekommen und am Ende nach Slapstick im eigenen 16er noch das 0:3 kassiert. Zum Kampf „Blau-Weiße Sturmhaubenträger gegen Plexiglas; Endstand 0:1“ möchte ich nichts weiter ausführen.

Noch etwas zur Stimmung. Union, von den selbst im Stadion erlebten Auswärtsspielen, mit der besten Stimmung der Zweiten Liga. Also natürlich nach uns, klar!

So fühlt sich also Abstieg an. Aufgrund des schleichenden Niedergangs in der Tabelle war es ja zu erwarten und tat im Moment des Abpfiffs gar nicht mehr so weh. Nach dem Abpfiff dann durch Polizei vor Ort noch erfahren, man sei nicht relevant. Dann ging es zum Bahnhof und nach Hause.

19.05.2019, 13:00 Uhr, HKS

Um 13:00 Ankunft am HKS, auf der Wiese vor dem Stadion hat Block U zum Soligrillen geladen. Noch schnell ein wenig mit einem Kollegen vom Fanclub „Spreefeuer“ gekloppt, er hat gewonnen ;).

Zum Spiel gegen den Effzeh gibt’s nicht viel. Gute Anfangsphase, aber kein Tor gemacht. Terodde nutzt die erste Chance und macht das 0:1. Lohkemper konnte dann in der zweiten Halbzeit ausgleichen und das Spiel endete mit 1:1.
Das Interessante an diesem Spiel war die Konstellation mit den Gästefans. Aufgrund des Umbaus der Nord sind wir ja bekanntermaßen jetzt auf der Süd, direkt neben den Gästefans.

Es entwickelte sich, nachdem die Kölner mit Gesängen wie „Wo ist die Banane“ und „Wir steigen auf und ihr steigt ab“ provozieren wollten und es schöne Reaktionen darauf gab, ein guter, verbaler Schlagabtausch. Meine persönlichen Highlights dabei waren aus unseren Reihen „Wir steigen ab, ihr kriegt aufs Maul“ und „Wir bleiben hier, trotz Hartz IV“. Hat Spaß gemacht. Leider verfielen die Kölner dann wieder in ihren langweiligen Bundesligasingsang und das Ganze war beendet.

Mit dem Abpfiff des Spiels war dann also auch unsere erste gesamtdeutsche Zweitligasaison zu Ende.

Aber nicht nur die. Auch die Zeit der beiden Aufstiegshelden Christopher Handke und Fußballgott Nils Butzen beim FCM ging mit dieser Saison zu Ende. Danke für alles, Ihr beiden. Und auf Eurem weiteren Weg alles, alles Gute.

Den anderen verabschiedeten Spielern natürlich auch, aber diese beiden sind eben emotional noch mal eine andere Nummer. Dass unser „Stadionsprecher“ die Verabschiedung am Ende versaut hat … Naja, irgendwie war‘s zu erwarten.

Was bleibt für mich persönlich von dieser Saison? Ich hab‘s genossen. Ich wäre gern dringeblieben, kann mich mit der Dritten Liga doch inzwischen von Tag zu Tag mehr anfreunden. Eigentlich auch krass, war das doch 2015 unser Sehnsuchtsort schlechthin. Trotzdem bin ich der Meinung, unser FCM gehört mindestens ins Unterhaus des deutschen Fußballs.

Aber, und das ist ja das Schöne am Fußball, ich habe, weg vom Sportlichen, nur gewonnen. Weitere, tolle Leute kennengelernt, tolle Auswärtsfahrten erlebt. Außerdem sind die Nasen im Block, die man Heimspiel für Heimspiel immer wieder gern sieht, nicht mehr vom Wochenendstadionbesuch wegzudenken.

Fußball ist eben doch mehr als 90 Minuten auf‘m Rasen, Siege, Unentschieden, Niederlagen, Titel oder Auf- und Abstiege.

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