Bis zum neunten Spieltag hat es gedauert, bis es den 1. FC Magdeburg erstmals zuhause erwischte; gegen gut organisierte Würzburger Kickers tat sich der Club nach dem frühen und überaus ärgerlichen 0:1 durch David Kopacz lange schwer; erst in der Schlussphase und dem späten Anschluss durch Andi Müller wurde es noch einmal so richtig spannend. Das war unter dem Strich zu wenig – am Ende stand ein 1:2 auf der Anzeigetafel, das den FCM aber sehr wahrscheinlich in seiner Entwicklung nicht bremsen wird, eher im Gegenteil. Und so haben wir das Spiel diesmal verfolgt:
Meine Erwartungen vor der Partie:
Nicole:
Ich erwartete kein so einfaches Spiel wie vielleicht der Großteil der Fanschar. Viele fragten mich vorher und ich antwortete immer wieder: „Wenn wir nicht schnell ein Tor machen, dann wird es unglaublich schwer für uns.“ Der Würzburger Trainer Torsten Ziegner kennt uns ja nun schon seit Längerem und er stand mit dem Rücken zur Wand. Solche Spiele sind immer die gefährlichsten in der Liga.
Mit den Fans im Rücken erhoffte ich mir allerdings noch ein paar Prozent mehr und dass eher wir den Gegner an die Wand spielen. Durch den Auswärtserfolg in Dortmund hatten wir uns einen schönen Platz an der Tabellenspitze verschafft. Diesen will man dann natürlich auch halten, ich weiß aber, dass diese Liga erst begonnen hat und es immer wieder zu Überraschungen kommen kann. Das es heute aber so kommen sollte, überraschte mich dann doch etwas. Es ist ja auch immer die Frage des „Wie“.
Alex:
Im Grunde ging es mir wie Nicole, wenngleich ich nach der Vorbesprechung des Spiels im Podcast und meinem 4:0-Tipp noch guter Dinge war. Auf dem Papier sprach ja auch alles für uns: Würzburg hätte sich in der bisherigen Saison vermutlich nicht mal ein Tor kaufen können, wir waren gut drauf, hatten dazu außerdem Heimspiel und die entsprechende Kulisse – was sollte da schon groß schief gehen? Und, naja, genau das ist dann eben das Problem. Die Fallhöhe wird durch solche Rahmenbedingungen ja nicht eben geringer. Und dann, das muss man auch klar sagen, war es natürlich ein Spielverlauf, der Würzburg vollkommen entgegen kam, aber dazu gleich mehr.
So habe ich das Spiel verfolgt:
Nicole:
Im Stadion. Wie immer an den Tasten. Der Liveticker wollte befüllt werden. Ich wusste, dass die TV-Übertragung eine höhere Frequenz hatte, aber ich gab dennoch mein Bestes. Vor dem Spiel war es für mich echt ruhig. Dadurch, dass die Gäste kaum Fans mitbrachten, dafür aber ein paar mexikanische Sombrerohüte, war der obligatorische Schlagabtausch schon vor der Partie ad acta gelegt.
Es gab nur das normale Gemurmel, was sich durch das gesamte Stadion zog. Dieses angespannte Feeling war heute kaum zu spüren. Ich hatte eher das Gefühl, dass sich die meisten nur über die Höhe des Sieges unterhielten. Somit waren viele in Schockstarre verfallen, als es nach 5 Minuten nicht 1:0 für uns, sondern gegen uns stand. Zudem hatte der Unparteiische seitdem alle Augen und Pfiffe auf sich. Ein Foulspiel wurde nicht gepfiffen und daraus resultierte der Gegentreffer. Andere Entscheidungen wurden dann ziemlich lautstark von den Rängen kommentiert. Freunde machte er sich bis zum Abpfiff nicht.
Uns fiel aber auch gegen die tiefstehenden Würzburger nicht viel ein. Wir verschoben bei gefühlten 80% Ballbesitz die Bälle immer wieder quer vor dem Abwehrbollwerk Würzburg. Doch der finale Pass fehlte. Diese Torchancen, die wir uns sonst reihenweise herausspielten, vermisste wohl jeder von uns. Nach der Halbzeit erhoffte ich mir das Aufbäumen. Am Ballbesitz änderte sich nichts, nur dass Würzburg mit einem strammen, sehenswerten Schuss nachlegte. Ärgerlich, weil wir die Situation vorher hätten locker klären können. Ein 0:2 aufzuholen ist immer schwer, ich traute es dem Team zu, doch die Zeit lief uns davon. Der Anschlusstreffer von Andi Müller war absolut herausragend, doch auch wenn wir drückten, so standen die Gegner sicher und spielten ihr Spiel bis zum Ende herunter.
Alex:
Ich musste, wie zukünftig wohl leider standardmäßig, auf die TV-Übertragung zurückgreifen und bin ganz froh, dass ich seit ungefähr 10 Jahren keinen Alkohol mehr trinke. Ansonsten hätte ich wohl irgendwann das gute Zeug rausgeholt, mir bei jedem „Die 3. Liga ist verrückt“ des Magenta-Kommentators einen Shot gegönnt und wäre spätestens nach 60 Minuten sternhagelvoll auf der Couch eingeschlafen …
… und hätte mich vermutlich im Nachhinein nur darüber geärgert, das schicke Tor von Andi Müller nicht live gesehen zu haben. Viel Begeisterndes passierte nämlich zwischen dem 0:1 nach fünf Minuten und ebenjenem Treffer, der dem Spiel noch mal ein bisschen Würze gab, nicht, fand‘ ich. Über den Gegentreffer habe ich mich richtig geärgert – gar nicht mal so sehr, weil der Unparteiische in der Szene direkt davor ein Foulspiel an Jason Ceka übersehen hatte, sondern weil gefühlt die gesamte Mannschaft auf den entsprechenden Pfiff wartete, alle irgendwie stehen blieben und Würzburg den fälligen Konter dann weitgehend problemlos und mit viel Tempo abschließen konnte. Nicht-Pfiff und Schiedsrichter-Haderei hin oder oder, so darf ein Gegentor nie und nimmer fallen.
Naja, und danach tat sich der Club eben sehr, sehr schwer, ließ die eine geniale Idee und vor allem in vielen Szenen auch die notwendige Genauigkeit vermissen und machte sich das Leben zu Beginn der zweiten Halbzeit nicht eben leichter. Auch Gegentor Nummer 2 war ärgerlich, weil vorher klärbar, wie Nicole schon schrieb, und, tja, dann rennst Du eben einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher, den so ein Team wie Würzburg auch entsprechend über die Zeit bringen kann.
Unter dem Strich für mich aber auch kein Beinbruch, ehrlich gesagt, Spiele wie diese gestehe ich der Mannschaft durchaus auch mal zu. Wir waren in dieser Partie eben einfach nicht gut genug, das passiert schon mal, und solange Spieler und Trainerteam daraus die richtigen Schlüsse ziehen und in der nächsten Begegnung wieder an die sehr guten, bisherigen Leistungen anschließen, kann man so eine Partie schon auch mal verschmerzen.
Der auffälligste Spieler:
Nicole:
Für mich kam mit der Einwechslung von Kai Brünker und Tobias Müller nochmal ordentlich Schwung hinein. Daher entscheide ich mich heute für beide. Nach ihrer Erkrankung war es immer noch ein Fragezeichen, ob und wie lange sie durchhalten konnten. Aber sie waren für mich dann in den Schlussminuten die treibenden Spieler, die alles nochmal spannend gemacht hatten.
Alex:
Mir hat – grundsätzlich – das Pärchen Jason Ceka und Tobias Knost auf der rechten Seite gut gefallen, allerdings waren hier und da kleinere Abstimmungsprobleme im Sinne von „Wer startet wann wohin?“ nicht zu übersehen. Naja, und auffällig fand‘ ich dann auch, leider aber eher am nicht so guten Ende des Spektrums, Tim Sechelmann, der nicht nur beim 0:1 nicht gut und vor allem langsam aussieht, sondern auch sonst den einen oder anderen dicken Stellungsfehler im Gepäck hatte. Dass Christian Titz erst nach einer Stunde auf der Position reagierte, war wahrscheinlich vor allem dem Fitnesslevel von Tobias Müller geschuldet, der es dann als Antreiber und Leader gut gemacht hat. Trotzdem: Auch so einem jungen Kerl wie Sechelmann, der seine ersten Schritte in der 3. Liga macht, sei so ein Spiel nachgesehen. Beim nächsten Einsatz wird das alles wieder deutlich souveräner, da bin ich mir ganz sicher.
Die Partie in maximal fünf Worten:
Nicole:
Niederlagen helfen besser zu werden.
Alex:
Kaum Lösungen gegen Würzburger Beton.
Das bleibt in Erinnerung:
Nicole:
Sombrerohüte im Gästebereich und ein Schiedsrichter, dessen Namen wir nicht mehr vergessen werden. Für mich bleibt in Erinnerung, dass einige Spieler heute nicht ihre Normalform gefunden haben. Das Pech klebte am Schuh, doch solche Spiele gibt es halt auch mal. Wir müssen zukünftig nur Lösungen finden, mit einer 8-Mann-Mauer umzugehen und diese zu überspielen. Block U hat am Ende eine schöne kleine Aufmunterungsrede gehalten und die Jungs für das kommende Spiel aufgebaut. In Halle werden sie nicht supporten und deshalb erwarten sie ihre Mannschaft mit einem Sieg zurück im HKS. Ich bin gespannt.
Alex:
Die zweite Halbzeit, in der ich über weite Strecken meinen Sohn auf dem Schoß hatte, der das Geschehen am TV ganz gebannt und mit großen Augen verfolgte. Passiert sonst nicht, eigentlich will er nach 5 Minuten stillen Rumsitzens irgendwie Bewegung und Action, diesmal klebten die kleinen Augen aber förmlich an der Mattscheibe. Und sahen gleich eine Niederlage. Seitdem bin ich mir ziemlich sicher: Der wird Clubfan ;-).
Das Foto des Spieltags:
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