Ach, ärgerlich. Der FCM kassiert in Köln früh eine rote Karte und verliert noch in der ersten Halbzeit die komplette Innenverteidigung, kämpft sich trotzdem in die Partie zurück, hat im zweiten Durchgang beste Ausgleichschancen und geht im Sportpark Höhenberg dennoch mit null Punkten vom Platz. Ein gebrauchter Abend also, aber einer, der halt auch mal vorkommen kann und das Team sicher nicht umhauen wird. Unser Blick auf’s Spiel:
Meine Erwartungen vor der Partie:
Nicole:
Oh, ich hatte kein gutes Gefühl. Vor einer Woche habe ich, auf dem Weg in den Urlaub, das Spiel der U23 von Dortmund gegen unseren Gegner Köln gesehen. Undercover in verdeckter Mission sozusagen. Dieses Spiel war absolut kein Leckerbissen. Dortmund mit ihrer technischen Versiertheit hat es nicht geschafft, gegen den ruppigen Gegner einen Blumentopf zu gewinnen. Und so tickerte ich meine Erkenntnisse in die Heimat, in der Hoffnung, dass der Trainer auch dieses Spiel so liest und die Mannschaft schnell über die Außenbahnen kommt.
Angekommen in Köln und auf dem Platz kam irgendwie ein mulmiges Gefühl auf. Da war ich auch nicht alleine. Einerseits hofft man, dass die Jungs einfach locker flockig aufspielen. Andererseits wusste ich um die Kraft des Zerstörens. Nun ja. Irgendwie sollte sich mein Gefühl bewahrheiten und ehrlich – ich mag es nicht sonderlich, dass mein Gefühl sehr oft Recht behalten hat.
Alex:
Mein Gefühl vor der Partie war eigentlich ein gutes; ich erwartete nicht unbedingt einen Auswärtssieg, wohl aber einen guten Auftritt in Köln und wenigstens einen Auswärtspunkt. Woher sich diese Erwartungshaltung speiste, kann ich gar nicht so richtig sagen. Ich hatte in der vergangenen Woche ehrlicherweise kaum etwas mitbekommen aus dem FCM-Kosmos, mich gerade deshalb aber einfach sehr auf den Kick gefreut. Die positive Grundhaltung schiebe ich daher jetzt einfach mal auf diese Form naiver Unbekümmertheit, die sich einstellt, wenn man mit etwas Abstand in einen Spieltag geht.
So habe ich das Spiel verfolgt:
Nicole:
Im Stadion Höhenberg, hinter der Kamera. Das Flutlicht eingeschaltet, war ich mehr damit beschäftigt, später ordentliche Bilder hinzubekommen, als das Spiel an sich zu genießen. Es gibt wirklich noch Stadien, da ist es halt einfach etwas dunkler. Ich hatte alles vorbereitet. Ich saß in der Nähe von Block U, hatte eine zweite Kamera um den Hals, um eventuelle Jubelszenen in Richtung Gästeblock abzulichten und dann das. Die Partie hatte noch nicht mal begonnen, da gab es auch schon die rote Karte für Tobi Müller. Danach fand ich unser Spiel nicht wirklich gelungen, die frühen Chancen wurden vergeben und so fand die Begegnung eigentlich mehr in unserer Hälfte statt und das fernab von mir und meiner Kamera.
Es hätte besser starten können. Der Gegentreffer in doppelter Unterzahl, weil Bittroff nicht reindurfte, war mehr als ärgerlich. Der Doppelwechsel brachte dann etwas mehr Zug hinein, aber irgendwie schafften wir es nicht, mit einem Tor mehr Spannung ins Spiel zu bringen.
Die Gästefans gaben jedenfalls bedingungslos alles und auch im Stadion den Ton an. Die Stimmung war super, die Hoffnung war da. Nach der Pause spürte man auch nicht, dass wir ein Mann weniger auf dem Platz waren. Wir hatten Chancen um Chancen und brachten diesen verdammten Ball nicht unter. Und genau da erinnerte ich mich an das Spiel vor 2 Jahren, in dem wir auch hätten noch den Siegtreffer markieren können, aber das Tor wie vernagelt zu sein schien. Lattentreffer, Gewusel im Strafraum … es war wieder alles dabei und wir hatten an diesem Abend nicht das Quäntchen Glück auf unserer Seite.
Alex:
Relativ entspannt zuhause auf der Wochenbett gewordenen Couch, auch auch einigermaßen wehmütig habe ich das Spiel verfolgt. Vor ungefähr zwei Jahren wäre der Termin absolut gesetzt gewesen und in der Woche vor der Partie noch die Fanclub-Gruppe bei WhatsApp heißgelaufen, wir hätten uns abgestimmt, wer wen wo abholt oder wer welchen Zug nimmt und wo wir uns schließlich treffen wollen. In Köln hätten wir uns dann vermutlich wieder viel zu zeitig auf den Weg zum Stadion gemacht, Leute getroffen, Bock gehabt, lossupportet – und wären nach der roten Karte gegen Tobias Müller konsterniert gewesen, hätten uns angeschaut und wären uns vermutlich aber auch schnell einig gewesen, dass das eine absolut ärgerliche Aktion und „rot“ die einzig richtige Konsequenz war.
In der ersten Hälfte hätten wir dann gezittert, den Gegentreffer mit „Naja, war jetzt auch irgendwie klar“ quittiert, gehofft, dass die Mannschaft wenigstens mit nur einem Gegentreffer in die Pause geht und in der zweiten Halbzeit wieder Hoffnung geschöpft, als das Team es, gemessen an den Umständen, wirklich gut gemacht hat und den Ausgleich wirklich verdient gehabt hätte. Mit reichlich Restadrenalin hätten wir nach dem Schlusspfiff dann den Heimweg angetreten, uns irgendwann, irgendwo verabschiedet und uns auf die nächste Tour gefreut, auf der alles wieder von vorne losgehen würde. Am nächsten Tag, ganz sicher aber spätestens am Montag auf der Arbeit, wäre sicher wieder irgendwer um die Ecke gekommen und hätte ungläubig gefragt: „Warte mal, Ihr gondelt da an einem Freitagabend rüber, für 90 Minuten Fußball, nur, um Eure Mannschaft dann verlieren zu sehen und abends wieder zurückzufahren?!“. Und zumindest ich hätte dann bloß gelächelt, gesagt: „Ja, klar. Ich verstehe die Frage nicht“ und mir so gedacht: ‚Du hast ja absolut gar keine Ahnung …‘
Ich vermisse diese Zeit. Und denke gleichzeitig gern an sie zurück.
Der auffälligste Spieler:
Nicole:
Unabhängig vom Spielausgang möchte ich heute Korbinian Burger erwähnen. Wenn man als Spieler so lange außen vor ist, seine Spielzeit nur im Pokal bekommt und dann durch diverse Umstände frühzeitig in ein Spiel geworfen wird, wo jeder Mann bedingungslos gebraucht wird, dann hast du echt Druck. Die ersten Minuten hat man es gespürt, doch mit der Zeit fand er ins Spiel und hat ein Selbstbewusstsein an den Tag gelegt, ist in die Zweikämpfe gegangen, was ich so nicht erwartet hätte und wovon ich positiv angetan war. Daher entscheide ich mich heute für „Korbi“.
Alex:
Hmm. Das war ja wirklich ziemlich verrückt, dieses Spiel, und irgendwie habe ich diesmal mehr auf das sich laufend ändernde Gesamtkonstrukt geachtet als auf einen Spieler im Speziellen. Wenn ich aber an das Gesehene zurückdenke, springen mich aus dem Bauch heraus zuerst die Namen Amara Condé und Connor Krempicki an, ohne, dass ich das wirklich gut begründen könnte. Mit Nicoles Nominierung und Korbinian Burger könnte ich aber auch gut mitgehen. Ach, komm, Nicoles Argumentation finde ich überzeugend – ich gehe auch mit Korbinian Burger.
Die Partie in maximal fünf Worten:
Nicole:
Ein gebrauchter Abend in Köln.
Alex:
Starker Fight mit doofem Ausgang.
Das bleibt in Erinnerung:
Nicole:
Flutlicht. Blumenkästen im Stadion. Übermotivierte Kölner. Ein voller Gästeblock, der wieder eine tolle Stimmung ins Stadion brachte und die heimischen Fans blass aussehen ließen. Leider war auch dieses Mal das Tor wie vernagelt und es bleibt in Erinnerung, dass ich auch dieses Mal hinter der Kamera das Stadion erleben durfte. Bisher blieb mir „mein“ Platz auf der Pressetribüne verwehrt. Doch leider durfte ich hier auch noch keinen Sieg fotografieren, denn beim letzten Erfolg war ich leider (aufgrund des verlegten Spiels in der Woche) nicht anwesend. Aber möchte ich hier noch einmal her? Eine Frage, die nur die Mannschaft mit ihrer Leistung beantworten kann. Andi Müller fasste es im Interview schön zusammen und er will ein Feuerwerk im nächsten Spiel abbrennen. Na dann – ich bin bereit.
Alex:
Mir bleibt das Coaching von Christian Titz während der Partie in Erinnerung, und das ausgesprochen positiv. Es war ja nicht nur für die Mannschaft, sondern natürlich auch für den Trainer ein äußerst undankbarer Spielverlauf. Da überlegst Du Dir unter der Woche, wie Du es machen willst, verlierst dann nach drei Minuten Deinen Kapitän und ersten Innenverteidiger und musst Mitte der ersten Halbzeit auch noch Innenverteidiger 2 auswechseln. Puh, da gibt es durchaus einfacherer Spiele für einen Trainer, glaube ich.
Insgesamt fand‘ ich es gut, wie Titz mit seinen Wechseln auf die veränderten Rahmenbedingungen und die Entwicklungen in der Partie reagiert hat; ich denke, dass auch diese Form des Coachings einen großen Anteil daran hat, dass der Club „nur“ mit dem 0:1 in die Pause ging und den fehlenden Akteur im zweiten Durchgang phasenweise vergessen machte. Es ist noch gar nicht allzu lange her, da hätten wir im Spiel selbst vermutlich überhaupt gar keine Veränderung gesehen und uns hinterher irgendwas mit „Gier, Brutalität, Mentalität“ und irgendwelchen Platten anhören müssen.
Ärgerlich insgesamt, dass das Spiel im Endeffekt trotzdem verloren ging. Umhauen wird die Mannschaft das aber nicht. Ich bin jetzt schon gespannt auf den Heimauftritt gegen Verl und glaube ganz fest dran, dass die Erlebnisse in Köln da noch mal Kräfte freisetzen, die für einen ganz anderen Spielverlauf sorgen werden. Sport frei, FCM!
Das Foto des Spieltags:
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