Permalink

0

Ein Spiel, zwei Perspektiven: VfL Osnabrück (H)

Kühn vom VfL Osnabrück

Der VfL Osnabrück war mit einiger Sicherheit die härteste Nuss, die der 1. FC Magdeburg bisher in dieser Saison im Heinz-Krügel-Stadion zu knacken hatte. Tja, und was soll man sagen? Auch diese Aufgabe lösten die Männer von Christian Titz wieder in Drei-Punkte-Manier, wenngleich sich wohl auch niemand hätte beschweren können, wenn nach dem Abpfiff nur einer oder eventuell gar kein Punkt zu Buche gestanden hätte. Kurzum, auch wenn die Phrase einigermaßen ausgelutscht ist: Dieser Kick am 19. Spieltag war Werbung für den Fußball. Der FCM hatte das bessere Ende für sich und wird in jedem Fall als Tabellenführer in die Winterpause gehen. Leute, Leute, was für eine Entwicklung … aber dazu an anderer Stelle mal mehr. Hier nun erst einmal unsere Perspektive auf den 2:1-Heimsieg:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ein spannendes Spiel in der Kältekammer MDCC-Arena. Ich erwartete Leidenschaft, Kampfgeist und Tore gegen einen starken Gegner, der ebenso mit einem Aufstieg liebäugelt. Wenn man rückblickend das letzte Spiel betrachtet, können wir es ja mit jedem aufnehmen. Osnabrück wollte seinen kleinen Negativlauf stoppen und bei uns wieder in die Spur kommen. Doch mein kleines Männchen im Bauch sagte mir immer wieder: „Irgendwann werden auch wir mal wieder nicht so gut gelaunt das Stadion verlassen“. Doch ich schob ihn weg. Mit positiven Gedanken ging es ans Werk. Und immer, wenn ich vorher nochmal ins Büro zum Arbeiten durfte und danach ins Stadion fuhr, kam ein Sieg heraus. Warum also nicht auch heute?

Alex:

Ich hatte im Podcast zwar einen Sieg getippt, ging ehrlicherweise kurz vor dem Anpfiff aber von einem Unentschieden aus. Den VfL Osnabrück hatte ich in voller Länge bei deren Gastspiel in Mannheim live im TV gesehen und war durchaus beeindruckt von der reifen Spielanlage, den sauberen Automatismen und dem guten Umschaltspiel. Das würde eine richtig schwere Aufgabe werden, soviel war klar, und wie Nicole schon sagte: Irgendwann würde es uns auch mal wieder erwischen. Trotzdem freute ich mich unheimlich auf das Spiel und auf eine temporeiche Partie zweier Teams auf Augenhöhe. Und ich sollte nicht enttäuscht werden.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Stadion, auf der Pressetribüne, auf meinem sogenannten Tickerplatz. Wir wechseln die Sitzplätze, seitdem es läuft, auch nicht mehr.

Warme Gedanken hielten mich auch 30 Minuten am Leben. Mit Hüpfen und Hochspringen ist bei mir nicht viel. Daher kroch die Kälte, wie immer, schnell nach oben.
Das Spiel selbst begann auch so, wie ich es erwartet hatte. Eine sehr offene und auch offensiv geführte Partie konnten die Fans sehen. Die Zuschauer waren, trotz fehlendem organisiertem Support, auch ordentlich mit dabei, denn dieses Mal zog der Schiedsrichter wieder jeden Fokus auf sich.

Unser Torhüter Dominik Reimann hielt wieder seinen Kasten sauber und auch Philipp Kühn auf der anderen Seite hatte gefühlt Arme einer Krake. Wie oft standen unsere Spieler vor ihm und hätten sich die Ecke aussuchen können? Doch er fischte die Bälle vorher weg. Es war schon fast zum Verzweifeln. Nach einer Viertelstunde kam er zum ersten Mal richtig in den Fokus, als er unseren Stürmer Schuler außerhalb des Strafraums abräumte. Die gelbe Karte war folgerichtig, aber Schiedsrichter Schröder hatte heute einige Karten dabei, die er verteilen wollte.

Wir spielten immer munter weiter und waren oft auch am Ball, konnten diesen aber nicht über die Linie drücken. Dann war es aber wieder einer dieser schönen Pässe, die Schuler dann am Torwart vorbei aus spitzem Winkel ins Netz haute. Führung für uns und wir hätten doch noch so schnell nachlegen können. Auch wenn der Ausgleich kam, ich fand das Spiel unglaublich mitreißend und man war voll Adrenalin. Die Zuschauer haben jede Szene mitgelebt. Da fiel das gar nicht auf, dass es keinen Support gab. Jeder war so fokussiert und schaute ganz genau auf den Rasen.

In den Schlussminuten konnte alles passieren. Ich stellte mich auf den Jubel der Osnabrücker ein, weil das Spiel einfach nochmal richtig an Fahrt aufnahm. Doch dann tauchten wir wieder vor Kühn auf und gerade der genesene Jakubiak hätte den Siegtreffer markieren können, doch dann holte ja Kath noch diesen Elfmeter heraus, der uns den Sieg brachte. Wahnsinn. Herzklopfen bis zum Abpfiff und wir haben, mal wieder, ein Spiel auf unsere Seite gezogen.

Alex:

Ich klebte am Fernsehschirm. Also, nicht wortwörtlich, aber die Partie war derart spannend, intensiv, hochklassig, rassig und insgesamt einfach nur toll anzusehen, dass ich diesmal wirklich jede einzelne Minute förmlich aufsaugte, auch wenn ich natürlich wieder nicht im Stadion sein konnte. Sonst ist es bei mir ja, wenn ich ehrlich bin, so, dass ich schon auch mal aufs Handy gucke oder, wie in der zweiten Halbzeit bei 1860, nebenbei einfach Dinge erledige, weil mich das Fernseherlebnis halt nicht wirklich packt. Nicht so diesmal – es galt schlicht und ergreifend, sich an einem großartigen Fußballspiel zu erfreuen, in dem mein Herzensverein 50% der Akteure stellte.

Der Treffer von Luca Schuler zum 1:0 war natürlich richtig gut gespielt; was ihn für mich aber noch eindrücklicher machte, war der Umstand, dass Schuler nur wenige Minute vorher in einer ganz ähnlichen Szene nicht netzen konnte und es diesmal einfach direkt besser machte. Ich glaube, das freut dann auch einen Trainer, wenn er sieht, dass sein Spieler gleich im Spiel dazulernt. Schönes Ding – was übrigens auch für den Ausgleich galt, den sich die Osnabrücker sauber herausgespielt hatten.

Was das Thema „Schiedsrichter“ angeht, half mir die Fernsehperspektive und die Möglichkeit der Zeitlupen sicher, die Leistung des Unparteiischen nicht ganz so kritisch zu sehen wie ohrenscheinlich die allermeisten Stadionbesucher*innen. Ich fand‘ die Spielleitung gut und weitgehend fehlerfrei, das von Nicole angesprochene Foul von Kühn an Schuler nicht so schlimm und auch die gelb-rote Karte für Andi Müller richtig. Das einzige Ding, bei dem ich – nach der Wiederholung (!) – schmunzeln musste, war der Elfmeterpfiff, der letztlich zum 2:1 führte. Ich glaube, in der Spielgeschwindigkeit und aus der Schiedsrichterperspektive auf dem Platz heraus pfeift man das dann wohl so. Ich glaube inzwischen aber ja eher, dass es da gar keinen Kontakt gab … aber gut, das war diesmal nicht zu unserem Schaden und dann gewinnst Du eben so ein Spiel auf diese Art und Weise und denkst Dir hinterher so: „Wer sowas zieht, der steigt am Ende auch auf.“

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Ich muss ihn wieder nehmen, denn es gibt keine andere Wahl. Unser Keeper Dominik Reimann. Was er heute wieder gehalten hat. Wahnsinn. Zuerst vereitelt er seinen Fehlpass mit einer grandiosen Parade und dann hält er uns weiterhin im Spiel.

Alex:

Ich bin bei Nicole, möchte in die Kategorie des auffälligsten Spielers aber auch den gegnerischen Keeper Philipp Kühn noch mit hineinnehmen. Auch er hatte einen Sahnetag erwischt, was man an der Stelle sicher auch mal wertschätzen darf; insgesamt war es also vielleicht einfach der Tag der Torhüter. Irre, was beide jeweils rausgefischt haben.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Erkämpfter & gefeierter Last Minute Sieg!

Alex:

So macht Fußball Spaß!

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Das Comeback des Sebastian Jakubiak. Damals in Rostock, bei einem dieser Geisterspiele, war es passiert und ich litt live vor Ort mit ihm mit. Diese Bilder waren heute plötzlich da und ich hätte ihm das Tor so sehr gegönnt. Diese Freude, dass er im Kader stand und dann auch noch ins Spiel kam, die kann ich gar nicht beschreiben. Ich freute mich für und mit ihm. Im Interview nach dem Spiel war dieses Gefühl auch in seinem Gesicht zu sehen. Eine lange Leidenszeit scheint hoffentlich zu Ende zu sein. Bleib einfach gesund, Seba.

Alex:

Was mir neben Jakubiaks Comeback in Erinnerung bleibt, ist dieser affige, provokative Torjubel von Baris Atik nach dem 2:1. Mir ist schon klar, dass das eher keine mehrheitsfähige Meinung ist, ich stehe aber dazu: Ich finde so etwas massiv unsportlich, finde, das gehört sich überhaupt nicht, ist das Gegenteil von „Stil“ und kann in dieser Form komplett unterbleiben. Atik hat 10 Kollegen, mit denen er sich zusammen freuen kann, drölf mehr, wenn man die Bank mit dazu nimmt, außerdem ein ganzes Stadion, das ihn und sich selbst feiert, da muss ich nicht derart provokativ vor der Gästekurve rumspringen. Sorry. Geht für mich nicht, Emotionen hin oder her.

Davon ab, werde ich mich sicher noch lange an diesen unterhaltsamen Kick erinnern, der, wie eingangs schon erwähnt, einfach die beste Werbung für Drittliga-Fußball war. Diese Mannschaft macht Spaß, diese Saison fetzt, die Tabellenführung ist zementiert und das Träumen hat längst begonnen. Fast schon ein bisschen ärgerlich, dass es mit dem Ende der nächsten Woche in die Winterpause geht …

Das Foto des Spieltags:

Kühn vom VfL Osnabrück

(c) 1. FC Magdeburg / Norman Seidler

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.