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Ein Spiel, zwei Perspektiven: Türkgücü München (H)

Bittroff

Was! Für! Ein! Spiel! Nach einem wackligen ersten und einem mehr als unterhaltsamen zweiten Durchgang behält der 1. FC Magdeburg gegen Türkgücü München mit 4:0 die Oberhand und grüßt auch nach dem 11. Spieltag von der Tabellenspitze der dritten Liga. Und als wäre das alles nicht schon großartig genug, durften auch noch Alexander Bittroff und Jason Ceka ihre Drittliga-Tordebüts feiern – der eine mit 33, der andere mit 21. Oder um es mit Alf zu sagen: „Es ist niemals zu früh und selten zu spät“. Unser Blick auf den erfolgreichen Flutlichtauftritt im HKS am Montagabend:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ich hatte die Hoffnung, dass wir wieder in die Erfolgsspur zurückfinden. Doch gegen Türkgücü München würde das definitiv schwer werden. Oder würde es gerade gegen solch offensiv spielende Mannschaft einfacher sein?

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Also ging ich ins Stadion, wollte einfach nur ein schönes Flutlichtspiel erleben und erhoffte mir einen Punkt. Aber die erste Herausforderung bestand darin, überhaupt pünktlich zum Stadion zu kommen. Die Busse und Bahnen standen heute den ganzen Tag still in Magdeburg. Nichts ging, nur die Fans. Die liefen größtenteils zum Stadion. Straßensperrungen machten auch keine Freude, das Auto zu nutzen, doch ich musste da heute durch. Meine Devise … lieber viel mehr Zeit einplanen und am Ende total überrascht sein, es doch so schnell mit dem Auto zum Stadion geschafft zu haben. Pünktlich ging es also ins Rund.

Alex:

Ich erwartete, da hatte sich seit der Podcast-Aufnahme letzte Woche nichts geändert, eine Reaktion auf die beiden Nullrunden zuletzt und am Montagabend im eigenen Stadion unter Flutlicht einen Heimsieg. Naja, und diese Erwartung hat die Mannschaft ja dann auch vollumfänglich erfüllt. Fein, fein.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im Stadion, auf meinem angestammten Platz. Der Sonnenuntergang brachte ein schönes Licht in die Arena. Das konnte nur ein guter Abend werden. Die Stimmung und das Gemurmel waren auch positiv angehaucht.

Das Spiel selbst war von der ersten Minute an spannend. Eine offene Partie, wie ich erwartet hatte, entwickelte sich und auf beiden Seiten waren die Chancen da. Nach den ersten spielbestimmenden Minuten kamen die Gäste so richtig ins Rollen und nach zwanzig Minuten atmeten wir das erste Mal hörbar tief ein. Doch auch Türkgücü scheiterte vor dem Tor, wie auch wir, die bereits mehrere Chancen ungenutzt ließen.

Nach einer halben Stunde erlöste uns ausgerechnet unser Abwehrspieler Alexander Bittroff, der im Strafraum auftauchte und ins linke Netz traf. Pure Freude im ganzen Stadion. Doch bis zur Halbzeit bettelten wir phasenweise um den Ausgleich, hielten aber hinten dieses Mal alles dicht. Die Hoffnung war wieder da, auch wenn wir mit unseren Chancen total fahrig umgegangen sind. Stimmungsmäßig war es heute wieder grandios, wie Block U die anderen Ränge mitnahm und sich selbst feierte. So muss das sein.

Nach der Pause ging es weiter wie die Feuerwehr. Es war ein unterhaltsames Spiel und ein Freistoß erlöste uns, denn der feine Ball von Tobi Müller in die Spitze zu Baris Atik, der dann freistehend auf 2:0 erhöhte, ließ unsere Hoffnungen nach oben schnellen. Kurz nach Wiederanpfiff gleich die nächste Balleroberung von Condé, der den freien Kath sieht und auch er krönte seine gute Leistung heute mit einem Treffer. Danach war das Stadion ein Tollhaus und man spürte, dass die Spieler noch mehr davon wollten.

Chancen hatten sie genug. Türkgücü spielte dennoch offen mit und steckte nicht zurück, doch Jason Ceka machte letztendlich den Deckel zum 4:0 drauf und genau da war ich mir auch sicher: Die drei Punkte gehen an den 1.FC Magdeburg.

Alex:

Ich verfolgte das Spiel gefühlt noch weiter weg vom Geschehen als eh schon, weil WhatsApp down war und in den verschiedenen Gruppen dementsprechende Nachrichten-Ebbe herrschte. Angesichts dessen, was an Spieltagen zum Beispiel in der Unterstützer*innen-Gruppe sonst so los ist, war das schon ein merkwürdiges Gefühl. Aber okay, so konnte ich mich wenigstens vollumfänglich auf das Geschehen auf der Mattscheibe konzentrieren und sah dort einen FCM, der in den ersten fünfzehn Minuten einige Strafraumszenen hatte, dort aber eher in Schönheit starb, als einfach mal draufzuholzen. Das war schon auffällig und irgendwann auch ärgerlich, weil der Club die Gäste mit zunehmender Spieldauer nämlich durch eigene Fehler und Ungenauigkeiten immer besser ins Spiel brachte.

In der 29. Minute dachte ich noch: „Na klasse, wenn Du solche Dinger wie den von Schuler gerade nicht nutzt bzw. wenn der gegnerische Keeper solche Abschlüsse dann auch noch rausfischt, dann wird das wohl eher ein langer Abend.“ Umso energischer ging dann die Faust nach oben, als Bittroff nur eine Minute später sehenswert netzte. An der Stelle greift wahrscheinlich der Spruch vom Treffer zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt, allerdings blieben wir defensiv weiter sehr anfällig und durften uns vor allem bei Dominik Reimann bedanken, der bis zum Pausentee mehr Gelegenheiten bekam, sich auszuzeichnen (und das auch tat), als mir auf der Couch lieb war.

Die zweite Halbzeit war dann auch vor dem Fernseher einfach nur richtig geil und während Atik, Kath und Ceka netzten, träumte ich mich auf die Nordtribüne und in den Hexenkessel HKS. Immer wieder hielt ich auch Ausschau nach dem einen oder anderen bekannten Gesicht, wenn die Kamera mal ins Publikum schwenkte, war ein bisschen wehmütig und freute mich gleichzeitig für alle, die live vor Ort dabei sein konnten. Doch, doch, es gab schon deutlich schlechtere Montagabende.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Bei diesem Spiel eine schwere Entscheidung; ich entscheide mich heute neben der spielerischen Leistung auch für die emotionale Seite und möchte Florian Kath nennen. Nach den Verletzungssorgen und dem Zurückkämpfen auf den Platz, hat er in den letzten Spielen schon zeigen können, was in ihm steckt. Heute mit dem Tor hat er sich selbst belohnt und ich freue mich persönlich für ihn. Daher fällt die Wahl heute auf ihn.

Alex:

Für mich ist es auch Florian Kath. Nicht nur wegen seines Tores und der von Nicole schon angesprochenen Aspekte, sondern auch wegen der Meter, die er auf seiner linken Seite gemacht und für die Bälle, die er immer wieder gewonnen hat. Richtig starke Leistung mit dem ersten Saisontreffer als Krönung.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Schöner Offensivfußball mit feinen Pässen.

Alex:

So geht Spitzenreiter.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Ein siegreiches Flutlichtheimspiel mit einem verdienten Gewinner. Das bleibt in Erinnerung. Menschenmassen, die aufgrund des Ausfalls der öffentlichen Verkehrsmittel zu Fuß ins Stadion strömten und der Blackout der sozialen Medien. Ein Wahnsinn, wie wir mittlerweile daran gewöhnt sind. Plötzlich wurde die gute alte SMS wieder reaktiviert. Das alles zusammen und die vier schönen Tore (es hätten auch locker noch mehr sein können/spielerisch müssen) werden in meiner Erinnerung verbleiben. Der Sprung zurück an die Tabellenspitze ist nur eine Momentaufnahme, aber unsere Mannschaft so spielen zu sehen … Klasse. Das macht Freude.

Alex:

Die Pirouette von Sararer ins Nichts kurz vor Schluss, weil sie den Auftritt der Münchner Gäste ironischerweise ziemlich gut beschreibt. Damit wir uns da aber nicht falsch verstehen: Hämisch meine ich das nicht, eher im Sinne von „Viel versucht, manchmal vielleicht einen Ticken zu kompliziert, und am Ende gibt es nichts vorzuweisen“. Der Umstand, dass Türkgücü nach dem Doppelschlag zum 3:0 weiter mutig nach vorn spielte und sich nicht einfach dem eigenen Schicksal ergeben hat, hat mich durchaus beeindruckt. Die sind definitiv besser als ihr Tabellenstand und machen wir uns nichts vor: Mit ein bisschen mehr Spielglück für das Auswärtsteam in Halbzeit 1 hätte sich die Partie vielleicht in eine ganz andere Richtung entwickelt.

Hat sie sich aber nicht, sodass unter dem Strich einfach eine richtig wichtige Reaktion auf die beiden Niederlagen zuletzt zu Buche steht. So kann man doch insgesamt entspannter und vor allem mit einem richtig breiten Grinsen in die Länderspiel-/Landespokalpause gehen. Vorwärts, FCM! Weiter, immer weiter!

Das Foto des Spieltags:

Bittroff

(c) 1. FC Magdeburg / Norman Seidler

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