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Ein Spiel, zwei Perspektiven: TSV 1860 München (H)

1860 München

21. Spieltag, der 1. FC Magdeburg verliert sang-, klang- und planlos gegen den TSV 1860 München und plötzlich ist es wieder mit voller Wucht da, das Bangen um den Club. Und bei den Mitarbeitenden im Verein, sicher nicht erst seit dieser Partie, die Angst um den eigenen Arbeitsplatz. Die Ohnmacht, die sich an die Erkenntnis knüpft, als Fan derzeit eigentlich keinen Einfluss nehmen zu können und zusehen zu müssen, wie der FCM nach einem kurzen, ganz kurzen Zwischenhoch einigermaßen ungebremst Richtung Regionalliga taumelt. Immer noch, eigentlich, wenn man ehrlich ist. Und dabei ist die verbesserte Stimmung, die sich zwischenzeitlich ja durchaus auch eingestellt hatte, gerade einmal drei Partien her. Irre. Der Blick auf das ungleiche Duell mit den Münchener Löwen:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Eine Antwort auf das blöd verloren gegangene Spiel im Süden des Bundeslandes. So blöd kannst du wirklich nur selten verlieren, aber irgendwie haben wir das Pech gepachtet. Ich erhoffte mir lockere Beine bei den Spielern, erwartete irgendwie einen Punkt gegen eine Münchener Mannschaft. Jeder Zähler hilft uns ja aus diesem Tabellenkeller, doch was mich erwartete, hatte nichts mit dem zu tun, was ich auch nur ansatzweise denken konnte.

Alex:

Erwartungen hatte ich spätestens in dem Moment keine mehr, in dem klar wurde, dass das Trainerteam erneut auf die gleichen Akteure setzen würde, die auch die letzten drei Spiele schon bestritten hatten. Ich stellte mir dann vor, wie sich Gästetrainer Michael Köllner ins Fäustchen lachte und gedanklich schon mal einen Haken an die Partie machte. Auf diese Magdeburger Mannschaft dürfte schließlich inzwischen jeder Trainer der 3. Liga vorbereitet sein.

Vorher, also vor der Sache mit der Aufstellung, war ich einfach neugierig, für mich war die Partie gegen 1860 München tatsächlich so etwas wie eine Standortbestimmung. Naja, und die habe ich dann auch bekommen. Was für ein Offenbarungseid auf so vielen Ebenen! Naja, und wenn dann auch der Fernsehkommentator schon darauf hinweist, dass das alles wie ein Trainingsspiel für München wirkt und die Clubspieler nur hinterherhecheln, frage ich mich schon, warum das offenbar alle Welt erkennen kann, nur die Entscheidungsträger bei uns im Verein nicht. Es ist zum Heulen.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im HKS. Flutlichtspiel an einem Mittwochabend. Eigentlich die schönsten Spiele, die man sich so denken kann. Die Kälte macht einem dann auch nichts aus, wenn die Fans singen und hüpfen. Aber irgendwie war es heute von Beginn an wie verhext. Der Ticker lief nicht, ich war mehr mit der Technik beschäftigt, als mich auf das Spiel einzulassen und dann stand es auch schon schnell 0:1. Boah, richtiger Frust machte sich breit. Auch ich, die sonst immer noch positiv nach vorne blickt, wusste schon, dass das heute ganz, ganz schwer werden würde.

Mit einem 0:1-Rückstand kann man auch in die Pause gehen, aber die anderen Spiele hatten mich mehr hoffen lassen, dass hier noch was möglich wäre. Heute klappte einfach gar nichts. Was beim Gegner so locker-fluffig von der Hand oder vom Fuß geht, scheint bei uns gerade unmöglich zu sein. Zwei Tore durch einen und denselben Standard. Eine Blaupause des Freistoßes … so etwas darf nicht passieren. Da hat man noch fast gedacht, man sieht die Wiederholung des 0:2, als das 0:3 fiel.

Die Stimmung nach Spielende war unterhalb der Polartemperatur. Der Trainer hat es auf der Pressekonferenz auch klar angesprochen. Was uns da heute präsentiert wurde, war nichts Gutes. Der Frust sitzt tief und die Abstiegsangst geht weiter um.

Etwas möchte ich aber heute mal loswerden. Was in den sozialen Netzwerken abgeht, das ist für viele zwar nachvollziehbar und normal in der aktuellen Situation, aber es stehen auch Menschen hinter den Einträgen bei Twitter und Co. Sie tun einfach nur ihren Job, um den sie auch genauso bangen. Und sie tun ihren Job seit Jahren und immer mit dem Herzen für den Verein. Ich bekomme es live mit und es tut auch mir einfach nur weh, wenn es nicht mehr sachlich ist. Schönreden will hier keiner etwas und auch wir sehen, was auf dem Rasen passiert und auch wir gehen sehr kritisch mit der aktuellen Lage um. Manche Wortwahl aber würde der Schreiber selbst auch nicht gern über sich hören. Von daher meine Bitte: Bleibt sachlich und auch kritisch, aber werdet nicht persönlich gegenüber Leuten, die ihr nicht kennt.

Alex:

Nun, so richtig verfolgt, also mit voller Aufmerksamkeit, habe ich die Partie nur bis zur 56. Minute und dem 0:2. Danach war für mich klar, dass wir an diesem Abend keinen Blumentopf mehr gewinnen würden. Bereits mit dem 0:1 nach 9 Minuten waren die Chancen auf wenigstens einen Punkt ohnehin schon auf ein Minimum geschrumpft. Mit der Belastung in den Beinen mindestens 81 Minuten einem Rückstand hinterherlaufen? Gegen den Zweitplatzierten der 3. Liga? Puh. Nee. Unwahrscheinlich, dass das gut ausgehen kann.

Immerhin eine Sache war aber besser als in den letzten Spielen: Die Mannschaft verschlief den Anpfiff zur zweiten Halbzeit nicht wieder. Ist halt bitter, wenn Du dann so ein Tor in so einer Phase frisst, aber es passt halt einfach auch wie die Faust auf’s Auge zu unserer derzeitigen Situation.

In der letzten halben Stunde des Spiels hatte ich meine Augen eher auf dem Handydisplay als auf dem Fernseher. Ich konnte es mir einfach echt nicht mehr angucken (abgesehen davon, dass die einzig wahre Tabelle noch erstellt werden wollte). So weit ist es also gekommen: Meine Mannschaft spielt und ich kann nicht mehr hinschauen.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

FCM – du bleibst unser Schicksal.

Alex:

Wir haben jetzt 17 Endspiele.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Ein Spiel zum Vergessen. Ich möchte es nicht in Erinnerung behalten und einfach nur löschen. Können wir noch einmal beginnen? Nein. Schade. Was war heute eigentlich im Stadion los?

Alex:

Die Nacht nach dem Spiel. Der unruhige Schlaf. Die kreisenden Gedanken. Die weitgehend erfolglosen Versuche, diese Ohnmacht irgendwie zu bekämpfen. Fühlt sich irgendwie alles beschissen an und ist es ja auch. Und ich glaube, wenn sich Otmar Schork in der Zeit bis zum nächsten Spiel vor irgendeine Kamera stellt, erklärt, dass ihm die Tabelle immer noch egal sei, in der Mannschaft aber alles tutti ist und der Spaßfaktor hoch, weitere Veränderungen ohnehin nicht zur Disposition stehen und schon alles gut werden wird, muss ich hier irgendwas anzünden.

Ich habe Angst um meinen Verein. Das schnürt mir fast die Kehle zu. Und ich habe überhaupt nicht den Eindruck, dass die Verantwortlichen begreifen, was hier eigentlich alles auf dem Spiel steht.

Das Foto des Spieltags:

1860 München

(c) Norman Scholz

3 Kommentare

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