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Ein Spiel, zwei Perspektiven: Spielvereinigung Unterhaching (A)

Spielvereinigung Unterhaching

Wenn das mal nicht drei richtig wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg waren! Und völlig egal, wie unterschiedlich die Partie und der Erfolg bei der Spielvereinigung Unterhaching in der blau-weißen Fanszene bewertet werden – unter dem Strich fühlt es sich einfach verdammt gut an, erstmals seit dem 28.11.2020 als Clubfan wieder auf der Siegerseite zu stehen. Ob die anderthalb guten Auftritte (Saarbrücken mitgerechnet) schon für eine Trendwende reichen, wird sich in den kommenden Wochen freilich erst noch zeigen müssen. Festhalten lässt sich aber jetzt schon: Mit den Verpflichtungen von Sané und Granatowski hat Otmar Schork erst einmal nicht allzu viel falsch gemacht. Und wenn dann auch Sören Bertram noch seinen Torriecher wiederfindet und wunderschön zur Entscheidung netzt – tja, dann gewinnst Du so ein Auswärtsspiel eben völlig verdient. Der Blick auf die Begegnung:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Eine geschlossene Teamleistung. Aufgrund der enormen Schelte der Fans über die sozialen Netzwerke erwartete ich, dass die Spieler eine Reaktion zeigten. So einfach geht das an keinem Akteur vorbei. Das Spiel gegen Saarbrücken sah schon nach einem Fortschritt aus, allein das Ergebnis passte nicht. Somit erwartete ich einen Kampf. Einen Kampf für jeden Einzelnen. Mit dem Wechsel des Kapitänsamtes glaube ich auch, dass Druck von unserem ehemaligen Spielführer genommen wurde und der neue endlich die Verantwortung übernehmen kann. Verlieren konnten wir nichts. Es geht um alles.

Alex:

Mit den Erwartungen ist das ja so eine Sache, insbesondere in so einem spieltechnisch dichten Monat wie dem Januar jetzt. Nach dem an sich guten Auftritt (zumindest in der ersten Hälfte) gegen Saarbrücken hoffte ich natürlich sehr, dass das Team daran anknüpfen würde; fraglich war für mich allerdings, ob das auch klappen würde, wenn der Trainer auf einigen Positionen rotiert. Naja, und dann habe ich als Clubfan in den letzten Monaten ja gelernt, dass auf ein ganz gutes Spiel in der Regel eher ein Katastrophenkick folgt, insofern erwartete ich nicht viel und hoffte trotzdem auf das Maximale.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Hinter der Kamera in Unterhaching. Allein durch den Fokus bekam ich vom Verschieben und dem Taktischen fast gar nichts mit. Ich fokussierte unsere Spieler und wollte sie ins rechte Licht rücken. Und ich hatte in der ersten Halbzeit gut zu tun, denn die Offensive machte ordentlich Dampf. Der Auslöser klickte und klickte. Das beruhigte mich dann schon in den ersten Minuten und machte Hoffnung. Und dann die Flanke von Ernst vor meiner Linse, Sané zog ab und der Jubel kam nachgelagert. War es wirklich wahr? Wir gingen in Führung, ich drückte und drückte auf den Auslöser. Dann begann das Zittern, auch über die zweite Halbzeit hinweg, doch Sören Bertram erlöste mich und meinen Herzschlag hinter der Kamera. Die Felsbrocken fielen bei allen Mitgereisten lautstark herunter. Auch ich atmete erstmal tief ein. Boah, das war so wichtig. Aber das nächste Spiel folgt Mittwoch.

Alex:

Endlich mal wieder mit den Jungs, auch wenn wir nur zu dritt waren und Skype den gemeinsamen Stadionbesuch ersetzen musste. Spaß gemacht hat es trotzdem, sich mal wieder zu sehen, das Spiel zusammen zu schauen und sich gemeinschaftlich daran zu erfreuen, dass der Club eine überwiegend ordentliche Sohle auf’s Parkett legte. In der ersten Hälfte hatten die Gastgeber, jedenfalls nach meinem Dafürhalten, zwar insgesamt die vielversprechenderen Abschlüsse, das Tor machte aber der Club – und zwar auf eine Weise, die tatsächlich nach Fußball aussah. Der Laufweg von Ernst großartig, das Anspiel von Granatowski überragend, der Abschluss von Sané angemessen kaltschnäuzig, so kann’s gehen, gern, sehr gern mehr davon!

Der Beginn der zweiten Halbzeit dann gewohnt verschlafen (ich versteh’s einfach nicht), hinten raus dann aber wieder besser und ey, was für ein Typ ist eigentlich Sören Bertram?! Kommt rein, trifft mit der gefühlt ersten Ballberührung zur Entscheidung und jubelt dann so, wie man es von jemandem erwarten kann, der von einem Vereinsfunktionär in kaufmännischer Verantwortung erst zu Beginn der Woche mal wieder ordentlich einen mitbekommen hat. Dieses Tor in dieser Phase des Spiels habe ich Sören Bertram nach dieser Woche von Herzen gegönnt.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Ein Felsbrocken kommt selten allein.

Alex:

Richtig wichtig! Mund abputzen, weitermachen!

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Mal wieder eine Auswärtsfahrt ohne die Fanautos auf den Autobahnen. Das vermisse ich auch wahnsinnig. Dieses Gefühl, wenn du die Magdeburger Fahrzeuge überholst und die Busse. Das macht immer so ein Gefühl in einem, dass man doch zu den Größten der Welt gehört und wir doch wirklich völlig bekloppt sind, was wir für Kilometer abreißen. Daher habe ich heute ein leeres Stadion in Unterhaching in Erinnerung und wollte es doch bei meinem ersten Besuch hier mit allem Drum und Dran erleben. Naja – vielleicht beim nächsten Mal. Ansonsten durften wir die lange Heimreise mit 3 Punkten antreten und einer Mannschaftsleistung im Gepäck, die mein gutes Gefühl wieder mehr und mehr auflodern lässt.

Alex:

Die Jubelpose von Bertram, klar, aber vor allem auch die Diskussionen zur Einordnung der Partie im Nachgang. Das ist halt schon so ein Fanszene-Phänomen, das wir als Blau-Weiße zwar sicher nicht exklusiv haben, das mich aber auch nach all den Jahren immer wieder erstaunt: Da gelingt es sechs Monate lang (!) nicht, der Mannschaft irgendeine Form von spielerischer Identität und Idee zu vermitteln und zack! ist nach einem (!!) Sieg gefühlt plötzlich alles wieder gut, vergeben und vergessen. Okay, okay, ich überspitze bewusst, aber wie gesagt, ist schon irgendwie ulkig alles. Und wenn man sich vor Augen führt, dass es nach einem Sieg (!) inzwischen tatsächlich Diskussionen darüber gibt, ob es nicht doch besser gewesen wäre, verloren zu haben, hat man eine ungefähre Vorstellung davon, was da (mindestens) im letzten Jahr so alles kaputt gegangen ist …

Fakt ist, und das kann man bei allem Unmut über verschiedene Äußerungen der sportlichen Leitung in den letzten Tagen und Wochen definitiv festhalten, denke ich, dass die Verpflichtungen von Nico Granatowski und Saliou Sané goldrichtig waren. Auch klar ist, dass diese Einschätzung auf den Eindrücken von jetzt zweieinhalb Spielen basiert und trotzdem: Wenn beide so weitermachen, sehe ich dem Gelingen der immer noch richtig schwierigen „Mission Klassenerhalt“ wieder etwas optimistischer entgegen.

Skeptisch bleibe ich weiterhin, ob wir hier eine Trendwende sehen oder doch nur Teil der Geschichte vom blinden Huhn und dem Korn sind. Aber! Allein schon die Hoffnung haben zu dürfen, dass die Blickrichtung vielleicht, nur eventuell ja wieder ein Stück nach oben gehen könnte, ist für meine Fanseele auf jeden Fall schon sehr, sehr viel wert. Nun denn, Mittwoch geht’s weiter und auch gegen Duisburg gibt es eigentlich nur eine Option: Einen Sieg für das blau-weiße Emblem!

Das Foto des Spieltags:

Spielvereinigung Unterhaching

(c) Nicole Otremba

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