Permalink

0

Ein Spiel, zwei Perspektiven: SC Freiburg II (A)

Conteh vor seiner Einwechslung im Dreisamstadion

Der 1. FC Magdeburg ist zurück im Spielbetrieb und macht direkt mal da weiter, wo er im alten Jahr aufgehört hat – mit erfolgreichem Fußball und dem fleißigen Punktesammeln nämlich. Allerdings tat sich das Team von Christian Titz gegen hervorragend eingestellte Freiburger Nachwuchsspieler gute 60 Minuten sehr schwer, glänzte letztlich aber durch Effizienz und individuelle Klasse. So läuft das dann eben im Aufstiegsjahr. Unsere Perspektiven auf’s Spiel:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ganz schwierig zu sagen. Das erste Spiel nach der Winterpause ist ja bekanntlich das schwerste. Ja, ich weiß – eigentlich was für’s Phrasenschwein. Die Testspiele im Trainingslager kann man da auch wirklich außen vornehmen, da dort viel experimentiert wird. Zudem mussten wir den Ausfall von Alex Bittroff und Connor Krempicki kompensieren. Bei Krempicki finde ich immer bemerkenswert, dass man ihn auf dem Platz gar nicht so auffällig findet, doch wenn er nicht da ist, dann vermisst man ihn an allen Ecken und Enden. Mit diesen Gedanken bin ich in den Breisgau gefahren. Man hatte ja genug Zeit, sich welche zu machen. Schade fand ich zudem, dass Florian Kath für dieses Spiel ausfiel.

Letztendlich hatte ich mich auf ein Unentschieden festgelegt. Das waren meine Erwartungen. Mindestens einen Punkt mitnehmen.

Alex:

Ich ging fest von einem Sieg aus, wie ich das mittlerweile vor jedem Spiel tue, war natürlich aber auch gespannt, wie die Mannschaft aus der kurzen Winterpause kommen würde. Alles, was rund um das Team in den letzten Wochen zu vernehmen war, klang ja sehr harmonisch, entspannt, gleichwohl fokussiert und insgesamt vielversprechend; trotzdem ist so ein Neustart natürlich auch immer so ein bisschen mit einem Wundertütengefühl verbunden. Angespannt war ich aber eigentlich nicht groß – gegen eine der schlechteren Offensiven der Liga sollte der Aufstiegszug doch eigentlich ohne große Zwischenfälle weiter rollen …

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Ich habe den langen Weg angetreten, um mir dieses Spiel im Dreisamstadion live anzuschauen. Ich wusste, dass ich hier von hunderten Clubfans beneidet worden bin. Dieser Stadionpunkt fehlt vielen auf der Groundhopperkarte. Umso aufgeregter war ich, dass ich die Chance hatte und dieses Spiel live tickern konnte. Schade, dass nur 50 Gästekarten zur Verfügung standen, doch auch auf der Haupttribüne waren bestimmt 25 Clubfans, die sich eine Karte im Heimbereich gesichert hatten.
Etwas Stimmung kam zudem auf, als auch Freiburgfans den Weg ins Stadion fanden und etwas Support gemacht hatten. Das ist bei einer Zweitvertretung ja nicht oft der Fall, aber hier passte es gut und gab dem Spiel einen würdigen Rahmen.

Zugegebenermaßen war es so bitterkalt in Freiburg, dass wir uns alle das warme Wohnzimmer herbeisehnten. Das Spiel selbst hatte für uns Magdeburger in den ersten 45 Minuten nicht so viel Herzerwärmendes, außer das unsagbar schön gewollte Tor von Jason Ceka. Wie er da vier Freiburger einfach im Strafraum stehen lässt und den Treffer macht, das hatte schon etwas Besonderes. Doch unserem Trainer unten war bestimmt nicht kalt. Er hatte viel zu bemängeln und nutzte jede Gelegenheit, seinen Jungs noch ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben. Die Halbzeitansprache sehnten wir alle herbei. Die Mannschaft tat sich schwer und agierte sehr fahrig.

In der zweiten Halbzeit waren wir zwar grundsätzlich durchgefroren, da half auch unser Tänzchen auf der Tribüne nicht viel, dabei erwärmte das Spiel doch wieder mehr unsere Clubherzen. Freiburg stand tief hinten drin und wir versuchten das Tor zu machen. Raphael Obermair mit seinem 2:1 und auch Amara Condé mit dem 3:1 zeigten, wie schön auch Tore geschossen werden können. Zudem merkte man den Willen, den das Team hat. Sie wollen einfach und sie sind immer blitzschnell dabei, auch solche Chancen wie z.B. den Abpraller von Torwart Sauter einfach zu nutzen.

Obwohl wir das Spiel durch einen blöden Fehlpass in die Füße des Gegners noch spannend gemacht hatten, konnten wir grinsend die Heimreise antreten. Mit 3 Punkten im Gepäck fahren sich 7 Stunden doch ganz anders.

Alex:

Ich verfolgte den Kick entspannt zuhause im Warmen auf der Couch, mit einem halben Blick auf den Diskussionen drüben bei Discord auf dem Server für die nurderfcm.de-Unterstützer*innen-Community. Es ging ja auch recht schwungvoll los, also, auf dem Rasen, allerdings wurde auch schnell klar, dass die Freiburger U23 sich nicht auf den Rücken legen und den Tabellenführer über sich drüber laufen lassen würde. Im Gegenteil.

Ich hatte den Eindruck, dass Freiburgs Coach Thomas Stamm den Magdeburger Spielansatz bzw. das System „einfach“ gespiegelt hatte. Das Heimteam störte früh und unangenehm, zwang die Clubspieler zu merkwürdigen Ungenauigkeiten im Passspiel und schaltete dann seinerseits schnell um, wenn der Ball in die eigenen Reihen wanderte. Das war wirklich beeindruckend.

Mitten rein in die erste Drangphase der Breisgauer fiel dann der Treffer von Jason Ceka. Und was war das bitte für eine Bude? Das sah irgendwie nach Konsole aus. Mir geht ja jedes Mal das Herz auf, wenn so ein toller Techniker wie Ceka einfach mal ins Dribbling geht und sich was traut; die Einzelleistung dann aber – zugegebenermaßen auch etwas glücklich – auch noch mit dem Tor zu krönen, war natürlich sensationell.

Nicht ganz so sensationell, dafür aber schön herausgespielt und zu dem Zeitpunkt völlig verdient war aber auch der Ausgleich durch Baur; ein paar Minuten vorher hätte die Anzeigetafel ja schon auf 1:1 springen müssen, allerdings wurde der aus meiner Sicht eher reguläre Treffer der Gastgeber bekanntermaßen nicht gegeben.

Im zweiten Durchgang erhöhte der FCM meiner Wahrnehmung nach ein bisschen die Schlagzahl; das gefährlichere Team blieb aber Freiburg II. Auf jeden Fall durften sich Titz‘ Mannen in Minute 51 bei Dominik Reimann bedanken, da nicht direkt in Rückstand zu geraten. Naja, und der Rest der Partie ist dann schnell erzählt: Obermair mit einem schönen Schlenzer, wieder so ein bisschen aus dem Nichts, hinten raus schwanden bei den Gastgebern wohl auch die Kräfte, und dann liegst Du eben schnell mal mit zweien hinten. Über den Anschlusstreffer zum 2:3 werden wir wohl noch reden müssen – vollkommen unnötig und super ärgerlich, letztlich aber, mit Blick auf die Punkteausbeute, auch nicht mehr kriegsentscheidend.

Und so verging insgesamt ein weiterer, recht entspannter Fußballnachmittag auf der Couch, während die blau-weiße Aufstiegskarawane weiter unbeirrt in Richtung 2. Bundesliga marschiert.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Während der ersten Halbzeit hätte ich noch fast einen Freiburger Spieler auserwählt. Doch in unserer besseren zweiten Halbzeit möchte ich mich heute auf Raphael Obermair festlegen. Er ist immer eine Konstante im Team, dieses Tor habe ich ihm so gegönnt und es war vor allem so schön. Der Ball war lange in der Luft und wie in Zeitlupe verfolgte man den Einschlagwinkel und dann der gemeinsame Jubel aller Spieler. Das macht ein Team aus. Daher möchte ich mich heute auf Obermair festlegen.

Alex:

Schon allein, weil er einfach ein großartiger Schnicker ist, möchte ich diesmal eigentlich „Jason Ceka“ sagen. Dann wiederum – Nicole hat es ja auch schon angesprochen – kam mir bei der Frage, wer denn der auffälligste Spieler sein könnte, einer in den Sinn, der gar nicht mit dabei war: Connor Krempicki nämlich. Für mich bleibt er eine der größeren Überraschungen in dieser Spielzeit und zumindest Durchgang 1 hat gezeigt, dass er so ohne Weiteres in unserem Mittelfeld nicht ersetzbar ist.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Frostiger Jahresauftakt + 3 warme Punkte.

Alex:

Das war Aufsteigerfußball im Dreisamstadion.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Das Dreisamstadion. „Quadratisch-praktisch-gut“ fiel mir als erstes ein, als ich das Stadion betrat. Das Feld ist viel zu breit und viel zu kurz und Freiburg hatte jahrelang eine Ausnahmegenehmigung, dass sie überhaupt Bundesligaspiele in diesem Stadion abhalten durften. Man erzählte mir voller Stolz, dass sich die Bayern und Dortmunder immer schwertaten und die eine oder andere Partie auch verloren hatten. Als ich unser Spiel sah, wusste ich, warum.

Aber dennoch hat dieses Stadion auch seinen Charme und auch die Menschen vor Ort waren so herzlich, das erlebt man nicht allzu oft. Ich habe mir, wie sonst auch, eine Tasse des Vereins mitgenommen, die noch in meiner Sammlung fehlte und genau diese wird mich an dieses Spiel und das schöne Drumherum immer wieder erinnern.

Alex:

Die stabilen 50 Leute im Gästeblock, die im leeren Dreisamstadion gut zu hören waren und ordentlich Stimmung gemacht haben, bleiben mir vor allem in Erinnerung. So muss das. Außerdem die Einwechslung von Sirlord Conteh, der damit nach seiner schlimmen Verletzung für mich früher als erwartet wieder dabei ist. Und dann noch der erst 17jährige (!) Mika Baur auf Freiburger Seite, der mich mit seiner Kaltschnäuzigkeit und seinem spielerischen Selbstverständnis wirklich beeindruckte. Und dank dem ich mich jetzt richtig alt fühle. Ich meine, Baujahr 2004. Meine Güte …

Das Foto des Spieltags:

Conteh vor seiner Einwechslung im Dreisamstadion

(c) 1. FC Magdeburg / Norman Seidler

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.