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Ein Spiel, zwei Perspektiven: MSV Duisburg (A)

Tobi Müller jubelt mit Baris Atik

Ein Neuzugang mit Punktspiel- und Torpremiere, ein Kapitän, der als Innenverteidiger mit Stürmerqualitäten glänzt, ein insgesamt indisponierter Gegner und ein Torfestival an der Wedau – die Zeiten, in denen Flutlichtspiele beim MSV Duisburg für den 1. FC Magdeburg zähe und unangenehme Angelegenheiten waren, dürften nach diesem Auftritt am 23. Spieltag vorerst der Vergangenheit angehören. Unsere Perspektive auf den Kick unter der Woche:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Irgendwie war es nach den ganzen Einflüssen, welche nach dem Unentschieden gegen Havelse auf mich einprasselten, eine komische Fahrt nach Duisburg. Ich war emotional hin- und hergerissen und wollte eigentlich, dass das Team einfach nur drei Punkte holt. Viele redeten bereits eine Minikrise herbei. Davon wollte ich einfach nichts hören.
Irgendwann – mitten auf der Autobahn – stand auf unserem Navi plötzlich eine Restzeit von „1 h 4“. Da ich persönlich von dieser Zahlenkombination mehr als angetan bin, schaute ich meinen Beifahrer an und sagte: „So. Dieses Ergebnis an der heutigen Anzeigetafel nehme ich gern mit“. Da konnte ich beileibe nicht erahnen, dass es wirklich so hätte kommen können.

Kurzum – ich erwartete einen Sieg. Es sollte ein runder Tag mit allem Drum und Dran werden. Punkt.

Alex:

Zugegeben, ein klitzekleines bisschen sorgenvoll schaute ich schon auf das Duisburg-Spiel, nachdem mir Twitter verraten hatte, dass wir uns gegen Mannschaften aus den unteren Gefilden der Tabelle in dieser Saison schwer tun bzw. da gern einfach mal Punkte liegen lassen. Insofern hoffte ich erst einmal, dass es zu der von Nicole angesprochenen Mini-Krise gar nicht erst kommen würde und die Mannschaft gegen Duisburg wieder ihr überzeugendes Gesicht zeigt. Hat sie ja dann auch – dass es allerdings so deutlich werden würde, damit hatte ich nicht gerechnet.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Wieder einmal hinter der Kamera in der Duisburger Arena. Immer wieder bin ich von diesem Stadion beeindruckt. Dieser Aufbau, dieses indirekte Licht. Das imponierte mir auch heute. Schade, dass wieder fast keine Zuschauer zugegen waren. Die Einheimischen sagten mir, dass von den 750 zugelassenen Personen allein 600 VIP-Gäste waren. Begeisterung und Unterstützung sieht halt anders aus.

Duisburg steht mit dem Rücken zur Wand. Darüber unterhielt ich mich viel vor der Partie. Gegen uns wollten sie die Wende einläuten und „wir könnten doch locker auf die drei Punkte verzichten“. Tja – wenn die wüssten. Das Spiel begann auch gleich für alle (!) Fotografen mit einer Wanderung durchs ganze Stadion. Duisburg gewann die Seitenwahl und spielte nicht, wie gewohnt, auf das rechte Tor. Somit war ich die ersten 5 Minuten damit beschäftigt, einen neuen Platz hinter dem anderen Tor zu finden und hoffte, dass unsere Jungs noch keinen so frühen Treffer schiessen würden. Sie warteten, bis ich einsatzbereit war. Nach 9 Minuten ging es los und was danach auf dem Platz geschah, das hätte kein Magdeburger und Duisburger vorher überhaupt erahnen können.

Das Ergebnis ist ja letztendlich bekannt. Interessant für mich während des Spiels war, dass mich die Fotografen in viele Gespräche verwickelten und unsere Mannschaft mit Lob überschütteten. Ich, die nach einem 3:0 für uns immer noch die Bälle flach hielt, sah mich Kollegen gegenüber, die von unserer Spielweise schwärmten und meinten, dass die Partie schon entschieden ist. In der zweiten Halbzeit glich die Begegnung unsererseits einem Trainingsspiel. Die Tore waren toll herausgespielt und Duisburg wusste irgendwie gar nicht mehr, was hier überhaupt geschah.

Nach Abpfiff war man schon leicht beschämt und freute sich gar nicht überschwänglich, weil man nur in traurige Gesichter schaute. Duisburg am Rande des Knock-outs. Unsere Jungs genossen den Sieg, denn sie wissen, dass der Trainer ab morgen nur auf die kommende Partie schaut. Da ist das Spiel von heute schon von gestern.

Alex:

Den Anfang des Spiels hatte ich verpasst, weil das große Kind noch ins Bett gebracht werden wollte und diesmal natürlich nicht, wie noch einen Abend zuvor, nach fünf Minuten eingeschlafen war. Dementsprechend stand es bereits 1:0 für die Guten, als ich in Spielminute 15 den Fernseher anschaltete und mich, von einem langen Tag einigermaßen platt, auf die Couch plumpsen ließ.

Die Partie bot allerdings natürlich beste Unterhaltung, ein angenehmeres Abendprogramm vor der Podcast-Aufnahme hätte ich mir gar nicht wünschen können. Spätestens nach der roten Karten gegen Duisburgs Keeper war die Partie eigentlich ja gegessen, sodass meine Gedanken immer wieder zurückwanderten zu den Erlebnissen, die ich so mit Auswärtspartien in Duisburg verbinde: Poncho-Gate, halb abgefrorene Extremitäten, das sprichwörtliche Abstiegsgespenst im Block, die fiesen Verletzungen von Christian Beck und Dominik Ernst, Punktverluste, Choreo-Fauxpas auf der Heimseite, und, und, und … schöne Zeiten, die ich, auch wenn die sportliche Ausbeute immer mau war, nicht missen möchte.

Naja, und auf der Mattscheibe gab es halt Tore satt, wobei ein Treffer schöner war als der andere und die Partie, wie Nicole schon sagte, irgendwann nur noch Trainingsspielcharakter hatte. Bitter für Duisburg, klar, in der Haut der MSV-Fans möchte ich angesichts der aktuellen Situation dort nicht stecken. Gut aber natürlich für uns (des einen Leid ist des anderen Freud, Ihr kennt das), und insgesamt auch schön zu sehen, dass das Team eben einfach konsequent geblieben ist, nicht nachgelassen hat und den mauen Auftritt gegen Havelse schnell vergessen machte.

Der auffälligste Spieler:

Nicole:

Duisburg machte es unseren Jungs wirklich leicht, dennoch gefielen mir Sissi Conteh und unser Neuzugang Ito richtig gut. Die beiden spielten die Duisburger Abwehr so schwindelig, die wussten gar nicht, woher es kam. Sie stürmten und schnickten von rechts und von links, da kam selbst meine Kamera kaum hinterher.

Alex:

Tja, schwierig, eben weil das Spiel ja kaum Wettkampfcharakter hatte. Wen hebt man da hervor? Ito hat mir auch sehr, sehr gut gefallen und Lust auf mehr gemacht. Krempickis Tor fand ich sensationell. Das von Brünker auch. Jakubiak in der zweiten Hälfte hat sich gut eingefügt … es ist nicht einfach. Ich entscheide mich jetzt mal für Müller. Welchen, könnt Ihr Euch aussuchen ;-).

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Überraschender und überzeugender Sieg!

Alex:

Überzeugend zurück in der Aufstiegsspur.

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Die Stimmung der Duisburger Fans, die mich so an unsere letzten zwei Saisons erinnerten. Dieses miese Bauchgefühl, diese Abstiegsangst. Diese leeren Blicke der Vereinsangestellten, die Spieler, die so schnell aus dem Stadion waren, da saßen gefühlt noch Zuschauer auf ihrem Platz. Dieses Abstiegsgespenst über der Duisburger Arena.
Doch parallel dazu werde ich mich an dieses unfassbar gute Spiel mit Trainingscharakter erinnern. Es war einfach nur ein rundum toller Tag.

Alex:

In Erinnerung bleibt mir erst einmal ganz prägnant Rudi Bommer als Experte bei MagentaTV, seines Zeichens außerdem Ex-Trainer der Zebras, der dem MSV Duisburg bereits am 23. Spieltag den Klassenerhalt nicht mehr zutraut. Möglich, dass es sich dabei eher um ein Missverständnis mit dem Kommentator handelte, irgendwie hängengeblieben ist diese Aussage aber trotzdem und wer weiß? Vielleicht hat sie ja wirklich prophetischen Charakter. Viel, was Mut machen könnte, war ja auch wirklich nicht zu sehen.

Ansonsten bin ich ehrlich: Unter-der-Woche-Spiele rauschen bei mir derzeit einfach irgendwie durch. Was natürlich nicht heißt, dass ich mich über den Sieg nicht gefreut hätte, ganz im Gegenteil. Wie oben schon geschrieben, war das beste Unterhaltung mit tollen Toren, die die Vorfreude auf das nächste Spiel gegen Saarbrücken mit Sicherheit nicht geschmälert hat.

Das Foto des Spieltags:

Tobi Müller jubelt mit Baris Atik

(c) Nicole Otremba

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