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Ein Spiel, zwei Perspektiven: FC Ingolstadt (H)

Schanzer

Und zack! der nächste Sieg, diesmal gegen den Tabellendritten und Aufstiegsaspiranten aus Ingolstadt. Unheimlich … gut, was der 1. FC Magdeburg derzeit punktetechnisch und durchaus auch fußballerisch abliefert. Fetter Bonus außerdem: Erstmals seit dem 22. Spieltag steht der Club wieder über dem berühmten Strich, hat den Klassenerhalt ab hier komplett selbst in der Hand und rückt zudem noch der Konkurrenz aus Sachsen-Anhalt Süd ordentlich auf die Pelle. Wenn man sich überlegt, wo der Verein vor wenigen Wochen noch stand, mag sich der eine oder die andere ob der aktuellen Entwicklungen durchaus erstaunt die Augen reiben. Unser Blick auf die Partie gegen die „Schanzer“:

Meine Erwartungen vor der Partie:

Nicole:

Ich hatte nur wenige Erwartungen vor dem Spiel. Ingolstadt war ein schwerer Gegner. In der jetzigen Phase und nach der Länderspielpause wusste ich ehrlich gesagt auch überhaupt nicht, wo wir stehen. Nehmen wir den so genannten Flow der letzten Spiele mit oder wird uns Ingolstadt ärgern?

Auf dem Weg ins Wohnzimmer nahm ich einfach die Sonne mit, die so herrlich vom Himmel strahlte. Im Stadion selbst erwartete uns eine neue Choreographie, die Gegentribüne war komplett weiß und die Fanclubs hatten ein paar mehr Banner hinter dem Tor positioniert. Mein Kopf war bis zum Anpfiff irgendwie leer. Ich wollte nicht denken.

Alex:

Ich musste nach dem letzten, spielfreien Wochenende erstmal überhaupt wieder in den Spieltagsmodus zurückfinden, um ehrlich zu sein. Dementsprechend hegte ich auch gar keine so großen Erwartungen; seit dem Auftritt gegen Kaiserslautern waren schon wieder so viele Dinge abseits des Fußballs passiert, dass ich bis kurz vor dem Anpfiff noch gar keinen richtigen Kopf für den Spieltag hatte. Dazu kommt, dass ich a) ähnlich wie Nicole überhaupt nicht einschätzen konnte, ob die Pause für die Mannschaft gut oder schlecht war und ich b) als leidgeplagter Clubfan ja so meine Probleme habe, dem derzeitigen sportlichen Aufschwung auch wirklich zu trauen. Zu oft bin ich damit schließlich schon auf die Nase gefallen. Von daher: lieber nicht so viel erwarten, dann ist die Enttäuschung am Ende auch nicht so groß, die Freude im Falle eines positiven Ausgangs aber umso größer.

So habe ich das Spiel verfolgt:

Nicole:

Im sonnigen Wohnzimmer auf der Schattenseite. Um mich herum die Pressevertreter und die Ingolstädter Anhänger. In Anbetracht des Hinspiels, welches wir so unglücklich verloren, und der Rufe von der Tribüne wussten wir, was uns erwarten könnte. Dass wir allerdings von der ersten Minute an drückten und Ingolstadt das Leben schwer machten, damit hatte ich nicht gerechnet. Der Trainer Oral gab jedenfalls sein Bestes und wurde immer lauter und lauter. Er diskutierte schnell mit den Schiedsrichtern, was aber nichts helfen sollte. Unser Team spielte seinen eigenen Stiefel herunter und ging schnell durch Baris Atik in Führung. Damit waren die Stimmen hinter mir ruhig. Aber Tomas Oral und Herr Henke nahmen Fahrt auf. Stimmlich.

In der ersten Halbzeit war ich mit der Führung im Rücken ganz ruhig, wusste aber auch, dass Ingolstadt zulegen konnte. Dennoch konnten wir nicht nachlegen und gingen mit dieser knappen Führung in die Pause. Mit der zweiten Halbzeit dann ein Dreifachwechsel bei den Gästen und danach ging das Herzflattern bei mir so richtig los. Ingolstadt stürmte und wir standen hinten tief drin. Aber genau in dieser Phase knallte Kai Brünker den Ball mit einer Drehung ins Netz. Die Gäste konnten es selbst kaum glauben, dass sie nun das zweite Tor fingen. Für uns ein Segen, dennoch drehten die Kollegen vor uns auf der Trainerbank noch stärker auf. Aber auch die wenigen Tribünengäste gaben alles, applaudierten bei jedem Ballgewinn und feuerten die Mannschaft an. Mein Herz schlug allerdings schneller und schneller, denn Ingolstadt drückte und drückte.

Am Ende sackte ich zufrieden in den Sitz. Die Hände eisig, das Herz strahlend. Drei Punkte haben die Spieler als Mannschaft eingefahren. Nach der Partie sah man, dass sie auch zu einer Einheit zusammenwachsen.

Alex:

Keine Ahnung, warum, aber irgendwie hatte ich morgens beim Blick in den Kleiderschrank das starke Gefühl, dass das mal wieder ein Tag für ein Trikot wäre. Dementsprechend saß ich im feinen FCM-Zwirn vor dem Fernseher und war, als die Partie angepfiffen wurde, völlig ruhig und entspannt. Merkwürdig eigentlich, aber zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl, dass wir dieses Spiel verlieren könnten. Und es begann dann ja auch richtig gut – einen schönen Angriff schloss Baris Atik noch schöner und technisch anspruchsvoll ab, sodass der Ruhepuls bereits nach 12 Minuten noch deutlicher im Wohlfühlbereich pochte. Von Ingolstadt war so gut wie gar nichts zu sehen, während der Club das recht souverän spielte und zwar keine Torchancen am Fließband produzierte, dafür aber auch keine zuließ. Die Führung zur Halbzeit fand ich komplett verdient und war natürlich aber auch gespannt, was Tomas Oral auf der Ingolständter Trainerbank sich überlegen würde.

Was auch immer es war: Nach 51 Minuten war das dann schon wieder hinfällig, als Kai Brünker zum 2:0 netzte und spätestens in dem Moment für mich zum Spieler der Partie wurde – das 1:0 durch Atik hatte er ja auch aufgelegt. Klar, die Gäste drückten dann und die eingewechselten Spieler waren in jedem Fall alle ganz gute Aktivposten, aber so richtig beeindrucken ließen sich unsere Jungs davon letztlich nicht. Und das wiederum hat mich beeindruckt. Unter dem Strich hatte ich also einen verhältnismäßig entspannten Nachmittag am Fernseher. Auch mal schön. Gegen Rostocks Hansa wird das aber sicherlich wieder ganz anders sein.

Die Partie in maximal fünf Worten:

Nicole:

Strahlende Sonne + Strahlende Gesichter = Sieg!

Alex:

Scheiss Dynamo! *Zwinkersmiley*

Das bleibt in Erinnerung:

Nicole:

Die Mannschaft hat dem Trainer und zwei Spieler haben sich selbst noch drei Punkte als Geschenk gemacht. Besser kann das Osterfest nicht starten und die Brust wird vor Rostock noch breiter. Mir bleibt allerdings auch wieder die ständige Brüllerei und diese andauernde Meckerei in Erinnerung. Daher ist ein Spiel gegen Ingolstadt immer nicht schön, da es wirklich nervt. Aber die drei Punkte bleiben mir natürlich auch in Erinnerung. Und dieses schöne Spiel unserer Mannschaft, was mich wieder mehr hoffen lässt. Das Hoffen auf den Klassenerhalt.

Alex:

Was neben dem Sieg vor allem in Erinnerung bleibt, ist dieser eine Typ irgendwo auf der Tribüne, der direkt neben einem Richtmikro gesessen haben muss und da ein ums andere Mal unangenehm reinpöbelte. Ich meine, klar, irgendwie gehört das schon auch zum Fußball, trotzdem war mir das in dieser Penetranz und Hörbarkeit irgendwie unangenehm. Naja, aber ich sag‘ mal so: Wenn das wirklich die einzige Sache ist, die mir komisch aufstieß, muss es wohl ein recht ordentliches Spiel gewesen sein.

Das Allerbeste an der Partie ist ja ohnehin, dass der 1. FC Magdeburg mit diesem Sieg die Abstiegsplätze verlassen hat und nun vollständig selbst darüber bestimmen kann, wie die Saison ausgeht. Ganz ehrlich: Es gab Phasen in dieser Spielzeit, da hätte ich das nur noch hoffen können, aber nicht für wirklich realistisch gehalten. Gewonnen ist natürlich beileibe noch nichts und alles gut im Verein und drumherum ist nur wegen der kleinen Serie jetzt auch längst nicht alles wieder, aber es ist doch ein schönes Gefühl, für den Moment mal nicht so beklemmt auf die Tabelle schauen zu müssen.

Weiter, immer weiter, und zwar genau mit solchen Leistungen und Ergebnissen! Und wenn wir am Ende nicht nur die Klasse gehalten, sondern auch die standesgemäßen Kräfteverhältnisse im Bundesland wieder hergestellt haben, kann ich mich mit dieser Spielzeit vielleicht sogar fast ein ganz kleines bisschen versöhnen.

Das Foto des Spieltags:

Schanzer

(c) Norman Scholz

 

2 Kommentare

  1. Pingback: Ein Spiel, zwei Perspektiven: F.C. Hansa Rostock (A) - nurderfcm.de

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