Steigerwaldstadion, Erfurt
Zu Gast bei einem alten Bekannten war der 1. FC Magdeburg zu Beginn der Rückrunde der Saison 2015/2016, genauer gesagt am 20. Spieltag: Die Reise ging zum FC Rot-Weiß Erfurt ins altehrwürdige Steigerwaldstadion. Beziehungsweise eigentlich auf die Baustelle, befand sich die Arena in Thüringens Landeshauptstadt doch Mitte Dezember 2015 noch deutlich sichtbar im Umbau. Insofern handelt es sich beim Steigerwaldstadion, ebenso wie beim Erzgebirgsstadion in Aue, um eine Spielstätte, die wir in dieser Form nicht noch einmal werden besuchen können. 1931 eröffnet, ist der derzeitige Umbau nicht der erste, der an der Arnstädter Straße vorgenommen wird; bereits 1948 fanden erste Renovierungsarbeiten statt. Nach Fertigstellung der aktuellen Bauaktivitäten (denen unter anderem das alte Marathontor Anfang 2015 zum Opfer fiel) werden knapp 18.600 Menschen in der neu gestalteten Arena Platz finden.
Besucht am:
14.12.2015, einem für die 3. Liga ungewöhnlichen Montag. Die Größten der Welt siegten souverän mit 2-0.
Anreise:
Aufgrund des merkwürdigen Spieltermins erfolgte die Anreise nach Erfurt diesmal mit dem Auto; knappe anderthalb Stunden vor Anstoß und damit sehr, sehr zeitig war der Gästeparkplatz erreicht und konnte man sich als Stadionromantiker zunächst an den altehrwürdigen Flutlichtmasten erfreuen, die die Baustelle bereits beleuchteten.
Irgendwann gesellte sich dann noch der Geruch von Thüringer Rostbratwurst dazu – es gibt unangenehmere Settings, in denen man darauf warten kann, in Richtung Stadion aufzubrechen. In unmittelbarer Sichtweite vom Parkplatz und nicht sonderlich getrennt von der Auswärtsfahrermeute, die sich auf selbigem langsam sammelte, befand sich die Endhaltestelle einer Straßenbahnlinie, die hin und wieder mal von Passanten frequentiert wurde. Auch befand sich dort der einzige Mülleimer in Reichweite, sodass der kurze Fußweg zur Entsorgung einer Kaltgetränkflasche gleich erstmal das nervöse Absitzen der Staatsmacht vom einzigen Polizeitransporter provozierte, der da so rumstand. Es geht doch nichts über entspannte Ostderbys.
Infrastruktur:
Aufgrund der Umbaumaßnahmen war die Gästekurve in den ehemaligen Heimbereich gewandert, in dem notgedrungen ein wenig improvisiert werden musste. Liebevoll drapierte Dixi-Klos befanden sich in unmittelbarer Nähe des Grillstandes, der wiederum hinter einem Stadionzaun aufgebaut war, sodass sich zum Baustellen- noch ein wenig Zoo-Flair gesellte.
Dafür gab es einigermaßen annehmbare Bratwürste für 2,50 Euro und in der anderen Ecke des Blocks bei zwei sehr unterhaltsamen Damen am Getränkestand Bitburger Alkoholfrei für 3 € (0,4 l), andere alkoholfreie Getränke (ebenfalls 0,4 l) für 2,50 € und glücklicherweise auch 0,3 l heißen Punsch, was an diesem äußerst frischen Dezemberabend sehr, sehr angenehm war.
Spaßfaktor:
Der Stadion-DJ verstand sein Handwerk einigermaßen und ließ neben den Killers unter anderem auch Keimzeit über die Boxen laufen. Heimfan-technisch fanden sich die Erfordia Ultras genau am diagonal anderen Ende des Stadions auf der Haupttribüne ein – inklusive Laufbahn also in der maximal möglichen Entfernung zum Gästebereich. Lärm gemacht wurde während des Spiels, wenn Blau-Weiß mal eine der seltenen Gesangspausen einlegte, trotzdem ganz ordentlich und die eine oder andere Melodie blieb tatsächlich hängen. Viel interessanter als das Geschehen auf der Haupttribüne waren allerdings ein paar findige Hallenser, die es sich nicht nehmen ließen, hinter der Saalefront-Fahne im Block direkt neben den Gästen Aufstellung zu nehmen. Irgendwann wurde auch ein wenig gezündelt, flogen vereinzelt Leuchtspuren in Richtung Magdeburger Kurve und war man so unglaublich clever, zwei Kinder im eigenen Bereich mit den mitgebrachten Erzeugnissen zu verletzen. Was soll man dazu noch groß sagen…
Das Ticket kostet:
14,00 EUR (Stehplatz), ermäßigt 12,50 EUR
Das Besondere am Steigerwaldstadion:
Einem Stadion im Umbau lässt sich ja gemeinhin nicht sonderlich viel Besonderes abgewinnen, wenn man jetzt von dem Umstand, dass die nackten Tribünen-Rohbauten bei dem einen oder anderen Schlachtruf doch ein recht beeindrucktes Echo in den Gästebereich zurückschleuderten, mal absieht. Ansonsten ließen sich noch die Flutlichtmasten nennen, die glücklicherweise erhalten bleiben und das Nostalgiker-Herz natürlich höher schlagen lassen. Einmal fertiggestellt, wird die neue Erfurter Multifunktionsarena einen achteckigen Grundriss haben, was laut Wikipedia zumindest eine architektonische Besonderheit darstellt.
Adresse:
Arnstädter Straße 55
99096 Erfurt
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