Beim Sieg gegen den FC Bayern München II konnte sich der Club nicht nur auf die individuellen Fähigkeiten von Raphael Obermair und Maximilian Franzke verlassen, Coach Hoßmang und sein Trainerteam warteten außerdem auch mit ein paar taktischen Veränderungen auf. Die haben zwar für den Moment funktioniert, werden wohl aber mit dem aktuellen Kader nicht sehr nachhaltig sein können. Warum das so ist und wie der FCM die Partie gegen die Zweitvertretung des Rekordmeisters ingesamt anging, hat sich @virtualfootball einmal mehr genauer angeschaut.
Steininger als falsche 9
Der FCM trat gegen Bayern II nicht nur mit einer engagierten Körpersprache und guter konditioneller Leistung an, er spielte auch ein neues taktisches System, welches in den Vorwochen in Teilen angedeutet, am 9. Spieltag jedoch erstmalig umgesetzt wurde.
Grundsätzlich musste man die Aufstellung gegen den FC Bayern München II als 4-1-2-1-2 mit enger Raute verstehen. Auffällig war jedoch, dass Steininger, entgegen seiner Position in einem 4-3-3, nicht als Sturmspitze, sondern als so genannte „Falsche 9“ auftrat. Darunter versteht man, dass die nominelle Sturmspitze sich in das offensive Mittelfeld fallen lässt, um Überzahl im Zentrum zu schaffen. Die eigentlichen Flügelspieler Sliskovic und Franzke besetzten dann offensive Halbpositionen und rückten etwas ins Zentrum. Mit diesem Umstand hatten vor allem die beiden Außenverteidiger der Gäste das ganze Spiel zu kämpfen.
Jacobsen als Libero
Bayern II trat offensiv in einem 4-2-3-1-System an:
Im Gegenpressing rückte jedoch Kern als zweite Spitze vor und setzte gemeinsam mit Arp unsere Innenverteidigung unter Druck. Da eine solche „2 gegen 2“-Situation im Spielaufbau eine hohe Fehlerquote produziert, trat Jacobsen als Libero auf und ließ sich als zusätzliche Anspielstation hinter (!) die Innenverteidiger fallen. Durch Steiningers Rolle als falsche 9 entstand trotzdessen keine Unterzahl im Zentrum.
Ein weiterer Vorteil der Jacobsen-Rolle war es, dass sich somit Obermair und Ernst in das Offensivspiel einschalten konnten, da zur defensiven Absicherung eine Dreierkette gebildet wurde.
Zusammengefasst spielte man defensiv mit einem 4-1-2-1-2 mit Jacobsen als Abräumer im zentralen defensiven Mittelfeld. In der offensiven Umschaltbewegung wurde daraus ein 3-4-1-2 mit aufgerückten Außenverteidigern.
Kritik:
Die Idee dieses System ist für Magdeburger Verhältnisse innovativ und durchaus sinnvoll, da es defensive Stabilität und offensive Flexibilität vereinbart.
Aber:
Erstens ist Steininger für diese Rolle gänzlich ungeeignet; man benötigt für diese Position Spielertypen, die technisch versierter und stärker im Passspiel sind. Ein Spielertyp wie Lars Fuchs zum Beispiel wäre im Optimalfall wie geschaffen gewesen für diese Situation.
Zweitens ist unser Kader nicht für dieses System ausgerichtet. Die Rolle als falsche 9 kann am ehesten Sliskovic oder ein (formstarker) Bertram effektiv ausfüllen. Außerdem ist dieses System von enormer Laufintensität geprägt und sehr auf das Verschieben der Ketten ausgelegt. Spielertypen wie Beck, Brünker oder Gjasula werden kaum zu integrieren sein.
Weiterhin können nur Jacobsen oder Malachowski diese Rolle als Libero wirklich effektiv spielen, jegliche längerfristigen Ausfälle im defensiven Mittelfeld kann der Kader nicht kompensieren. Außerdem stellen auch die aufgrund ihrer Tempodefizite relativ langsamen Bittroff und Perthel keine Alternative in der Außenverteidigung für diese Formation dar.
Beitragsbild: „Zeichnung verdeutlicht Fußball-Taktik“ von Marco Verch via Flickr | Lizenz: CC BY 2.0
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