1. FC Magdeburg – SV Wehen Wiesbaden, 28. Spieltag, 0:0 (0:0)
Am Ende sind es dann doch “nur” sieben anstatt der erhofften 9 Punkte geworden – wobei zwei Siege und ein Unentschieden in drei komplizierten Spielen in der vorletzten englischen Woche der Saison natürlich vollkommen in Ordnung sind. Torlos trennten sich in der 28. Runde jedenfalls der 1. FC Magdeburg und der SV Wehen Wiesbaden, wobei beide Teams gute Möglichkeiten liegen ließen und dem Club sogar das Kunststück hätte gelingen können, drei Spiele in Folge mit einem Elfmetertor für sich zu entscheiden. Da “hätte”, “wäre” und “könnte” im Fußball aber bekanntlich keine Punkte bringen, wandert eben nur ein zusätzlicher Zähler auf die Habenseite und beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz vor der schweren nächsten Aufgabe in Kiel trotzdem noch 3 Punkte (bzw. 2, lässt man den Punktabzug gegen den VfR Aalen mal außen vor).
Bei richtig ekligem Nieselregenwetter, bei dem man normalerweise nicht mal den Hund vor die Tür jagen würde, wartete der Verein zunächst mit zwei äußerst positiven Video-Überraschungen auf. Via Stadion-Anzeigetafel wurde unter großem Applaus bekannt gegeben, dass uns sowohl Tarek Chahed als auch Nico Hammann noch eine Weile erhalten bleiben und ihre Verträge um ein (Hammann) bzw. zwei Jahr(e) (Chahed) verlängert haben. Was zu dem Zeitpunkt noch niemand wusste: beide werden, wie auch der Rest des Kaders der neuen Saison, weiter unter Jens Härtel trainieren, der ebenfalls ein neues Arbeitspapier für eine weitere Spielzeit unterschrieb. Schöne Sache insgesamt. Dann darf an der Stelle jetzt wohl endlich Ruhe einkehren und bei der Kaderplanung für die neue Spielzeit in die Vollen gegangen werden.
Zunächst sind wir aber erst mal noch im “hier und jetzt”, und da sorgte der Auftritt gegen Wiesbaden jetzt nicht unbedingt für den riesengroßen Euphorie-Boost im Aufstiegsrennen. Positiv allerdings: Die Mannschaft spielte zum dritten Mal hintereinander zu null und solange Du hinten keinen kassierst, kannst Du das Spiel schon mal nicht verlieren. Jens Härtel griff nach seiner Rotation in Bremen wieder auf die bewährten Kräfte zurück und ließ vor dem während der Partie weitestgehend beschäftigungslosen Leopold Zingerle Nico Hammann, Richard Weil und Christopher Handke verteidigen. Jan Löhmannsröben und Marius Sowislo besetzten das zentrale Mittelfeld, links spielte Tobias Schwede, rechts Nils Butzen. In der Offensive sollten Florian Kath links, Christian Beck zentral und Tarek Chahed rechts für Gefahr sorgen. Zweieinhalb kleine Überraschungen gab es auf der Bank, wo Torwarttrainer Matthias Tischer aufgrund der verletzungs- bzw. krankheitsbedingen Ausfälle von Jan Glinker und Lukas Cichos den Ersatzkeeper gab und Steffen Puttkammer für seine gute Leistung in Bremen mit einem Platz auf der Tribüne belohnt wurde. Außerdem stand Niklas Brandt erstmals seit dem 17.12.2016 wieder auf dem Spielberichtsbogen.
Der FCM war vom Start weg um Spielkontrolle bemüht und bekam sie auch, weil sich der SV Wehen Wiesbaden erst einmal für eine tiefe Viererkette und ein Fünfer-Mittelfeld davor entschieden hatte, die Räume dadurch sehr eng machte und den Hausherren die Initiative überließ – ein Szenario, das wir in den verbleibenden zehn Partien der Saison mit einiger Sicherheit noch häufiger sehen werden. Was einem so ein bisschen Sorgen machen kann, ist der Umstand, dass Jens Härtels Team gegen solche Formationen derzeit so gut wie keine spielerischen Mittel findet. Gegen Wiesbaden wurde es daher gleich ein kleines Geduldsspiel der Marke “Finde die Lücke!”, die die Gäste dem FCM allerdings alles andere als bereitwillig anboten. Nach sieben Minuten konnte sich Tarek Chahed auf seiner rechten Seite mal schön durchsetzen, nachdem er zuvor Nils Butzen mitgenommen und den Ball in der Nähe der Grundlinie zurückerhalten hatte. Seine Flanke auf Florian Kath gerät dann aber ein Stückchen zu hoch, sodass unsere Nummer 18 den Ball nicht druckvoll genug erwischen kann.
Danach tat sich offensiv bis auf einen Abschluss von Jan Löhmannsröben aus der zweiten Reihe (12. Minute) nicht mehr so schrecklich viel, was allerdings gleichermaßen für den SV Wehen Wiesbaden galt. Erst in der 19. Minute rutschte unserer ansonsten aufmerksamen Defensive mal ein Ball durch, der im weiteren Verlauf allerdings zu keinem wirklich erwähnenswerten Abschluss führte. Genau wie in Spielminute 22, als sich Nico Hammann beim Versuch, mal durchs Mittelfeld zu marschieren, den Ball zu weit vorlegt, ihn dadurch verliert und die Gäste in eine gute Kontersituation bringt. Die freie Flanke von der rechten Seite verzieht der Wiesbadener Angreifer dann aber glücklicherweise gewaltig, sodass der Ball doch deutlich über das Gehäuse und ins Toraus geht. Trotzdem war Wiesbaden jetzt wach und beschloss, sich seinerseits ein wenig mehr am Spielgeschehen zu beteiligen. Die beste Chance des SVWW stellte sich dann auch bereits nach 23 Minuten ein, als eine merkwürdige Freistoßentscheidung von Referee Kornblum zu einer scharfen Hereingabe führt, die zwar zunächst geklärt wird, dann aber David Blacha vor die Füße fällt. Der hält drauf und trifft vor der gut aufgelegten Nordkurve nur die Latte. Einmal ordentlich durchatmen, bitte!
Beim Club war vom an sich guten Momentum aus der Anfangsphase jetzt nicht mehr allzu viel zu sehen, stattdessen wurde die Begegnung nun anderweitig würziger. Nico Hammann hatte z.B. in der einen oder anderen Situation gesteigerten Redebedarf mit dem Mann an seiner Seitenlinie, Wiesbaden packte derweil die nicht ganz so feine Klinge aus und versuchte sich im Provozieren, Schauspielern und im Abschießen der gegnerischen Ersatzbank. Alles Tugenden und Aktionen, die so eine Gastmannschaft ja eher unsympathisch machen, aber wohl dazugehören, wenn man am 28. Spieltag noch nicht aller Abstiegssorgen ledig ist.
Beim sportlichen Teil der Veranstaltung sorgte der 1. FC Magdeburg in Halbzeit 1 noch zweimal für kleinere, der Gast aus Wiesbaden für einen größeren Aufreger: In der 30. Minute zieht Tobias Schwede ein cleveres Foul in einer guten Freistoßposition für Nico Hammann ungefähr 25 Meter links vor dem Tor. Aus dem zu erwartenden Freistoß-Hammer wurde aber eher ein Hämmerchen und wohl der Versuch, den Ball möglichst materialschonend auf den Kopf von z.B. Christian Beck zu bringen. Irgendwie landet das Spielgerät dann aber doch noch mal bei Hammann, der diesmal abzieht, Torhüter Kolke mit seinem Schuss allerdings vor keinerlei Probleme stellt. In Minute 38 ist es erneut Hammann, der zu einem Freistoß in zentraler Position knapp vor dem Sechzehnmeterraum antritt, allerdings nur einen in der Mauer befindlichen Gegenspieler trifft und diesen mit seinem Schuss fein säuberlich niederstreckt. Fünf Minuten später sahen nicht wenige im Stadion Wiesbadens Kapitän Blacha (fast) auf 1:0 für seine Farben stellen: mit einem sauberen Konter taucht er frei vor Leopold Zingerle auf, wird aber im letzten Moment noch entscheidend gestört und kann den Ball nur Zentimeter neben den rechten Torpfosten setzen. Einen erkämpften bzw. im wahrsten Wortsinn “erpressten” Fernschuss von Jan Löhmannsröben später war dann erst einmal Pause.
Die zweiten 45 Minuten nahmen zunächst einen ganz ähnlichen Verlauf wie der erste Durchgang: Magdeburg bemüht, konstruktiv nach vorn zu spielen, Wiesbaden mit tiefen Ketten und wahlweise der Spekulation auf einen Konter oder langen Bällen in die Spitze. Nach 50 Minuten ist es Jan Löhmannsröben, der nach ein paar glücklichen Ballgewinnen mit dem Außenrist einen großartigen Pass auf Nils Butzen spielt, der den Ball über Tarek Chahed zum aufgerückten Christopher Handke wandern lässt. Der flankt und findet Kapitän Marius Sowislo, dessen Kopfball nur knapp links über das Lattenkreuz streichelt.
Bis zur 60. Minute passierte dann auf beiden Seiten im Wesentlichen: nichts. Viel Mittelfeldgeplänkel, einige merkwürdige “Verletzungsszenen” auf Wiesbadener Seite und viel Körperlichkeit, aber kaum mal noch spannende Szenen im Sechzehnmeterraum, geschweige denn Abschlüsse und Torchancen. Jens Härtel reagierte zum ersten Mal und brachte positionsgetreu Michel Niemeyer für Florian Kath in die Partie (62.). Es sollte (von einer Beck-Kopfball-Halbchance nach 65 Minuten mal abgesehen) allerdings bis zur 70. Minute dauern, ehe es noch einmal interessant wurde. Endlich kommt eine Flanke von der rechten Seite mal gefährlich in die Mitte, kann allerdings von Christian Beck dort nicht gewinnbringend verarbeitet werden. Im anschließenden Gewühl versuchen sich mehrere Spieler an einem Abschluss, ohne jedoch den Ball entscheidend in Richtung Markus Kolke und Wiesbadener Tor bewegen zu können.
Fünf Minuten später dann die Riesengelegenheit für eine bemühte Magdeburger Mannschaft, den Führungstreffer zu erzielen: Nico Hammann flankt auf Christian Beck, der per Kopf an den rechten Pfosten verlängert, wo Nils Butzen angerauscht kommt, denn Ball dann allerdings nur ans rechte Außennetz schießt. In einer Begegnung, in der aus dem Spiel heraus wenig geht, musst Du so ein Ding einfach machen! Ähnlich wie auch in Bremen versuchte Blau-Weiß nun aber alles, irgendwie noch einmal in eine aussichtsreiche Position zu gelangen und sorgte auch Jens Härtel mit der Einwechslung von Gerrit Müller (für den diesmal eher blassen Tobias Schwede, 78.) nochmals für einen zusätzlichen Impuls. Da vorher auch bereits Manuel Farrona Pulido für Tarek Chahed ins Spiel gekommen war, bedingte das eine taktischen Umstellung, infolge derer sich Pulido nun als so etwas wie eine hängende Spitze hinter Christian Beck wiederfand.
Jener Pulido ist es schließlich auch, der vier Minuten vor Abpfiff temporeich in den Wiesbadener Strafraum eindringt, einen erneut von Christian Beck per Kopf weitergeleiteten Ball zu erlaufen versucht und dabei von Wiesbadens Sebastian Mrowca unsanft weggecheckt wird. Schiedsrichter Kornblum zeigt sofort auf den Punkt – eine harte, aber sicher vertretbare Entscheidung. Wie schon gegen Münster und in Bremen übernimmt Richard Weil die Verantwortung. Der Ball geht halbhoch in die linke Ecke, in die dieses Mal allerdings leider auch der gegnerische Keeper unterwegs ist. Kolke reißt den Arm hoch und pariert stark – Chance vergeben, weiter 0:0. Es hatte doch aber hoffentlich nicht wirklich jemand ernsthaft geglaubt, dass uns nach allem, was wir in dieser Saison schon an Strafstößen gesehen haben, das Kunststück, ein Spiel per Elfmeter zu entscheiden, ein drittes Mal in Folge gelingen würde…
Sei es drum, auch ein Richard Weil darf mal einen Elfmeter nicht verwandeln. Davon geht die Welt genauso wenig unter wie von einer unübersichtlichen Strafraumsituation kurz vor Abpfiff, bei der sich ganz Wiesbaden und gefühlt alle 17 handgezählten Gästefans in die verschiedenen blau-weißen Abschlussversuche werfen, von denen dann letztlich keiner mehr gefährlich wird. Und so endet dann eben der 28. Spieltag für den 1. FC Magdeburg mit einem 0:0-Unentschieden, das unter dem Strich und vor allem mit Blick auf die Chancenverteilung sicherlich in Ordnung gehen dürfte.
Die nächste Aufgabe heißt nun Holstein Kiel und auch die werden die Größten der Welt wieder als Tabellenzweiter angehen. Tabellarisch ist also gar nichts passiert, der Vorsprung auf die drittplatzierten Regensburger (bzw. Aalener, je nach Lesart) beträgt ganze drei (zwei) Zähler. Natürlich waren die letzten Begegnungen spielerisch keine Offenbarung und ja, vielleicht ist unser Offensivspiel etwas zu statisch und inzwischen sehr gut ausrechenbar. Zauberfußball muss die Mannschaft in dieser Phase der Saison und angesichts der Tabellenkonstellation doch aber auch überhaupt gar nicht spielen. Man mag ja bestimmte Teams nur sehr, sehr ungern als Vergleich heranziehen, aber erinnert sich noch jemand an die Aufstiegssaison einer gewissen Mannschaft aus dem Süden 2011/2012? Eben. Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften. Und solange wir hinten weiter zu null spielen und vorne in den letzten 10 Begegnungen der Saison hin und wieder mal einer reinkullert, sollten wir uns eigentlich alle keine allzu großen Sorgen machen müssen.
Hier geht es zum Sportschau-Bericht zur Partie (via YouTube).
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