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Die Größten der Welt zu Gast in Wolfen – FSA-Pokal, 2. Runde, 08.09.2012

Landespokal also. Nachdem ich ja nun den großartigen Sieg über den in der Vergangenheit nahezu übermächtigen Zipsendorfer Fussballclub Meuselwitz und die damit verbundene Tabellenführung (!!!) nach dem 3. Spieltag nicht live im Stadion erleben konnte, machte ich mich am vergangenen Samstag auf ins schö-, naja, ähm, also nach Wolfen. Hier sollten die Größten der Welt in der 2. Runde des Landespokals gegen den frisch gegründeten 1. FC Bitterfeld-Wolfen im Jahnsta-, naja, ähm, also jedenfalls auf einem Rasenplatz antreten. Wolfen begrüßte mich wetter- und ortschaftstechnisch eher trostlos und per pedes ging es vom Bahnhof in Richtung Spielstätte. Lustig wurde es das erste Mal beim Versuch, den Eingang zum Gästebereich zu finden. Über einen mehr schlecht als recht gepflasterten Weg, gesäumt von Dickicht, Büschen und einem kleinen Mannschaftsbus von Team Green mit seeeeeehr entspannten Staatsdienern („Hier geht’s lang!“ – „Ist das Euer Ernst?!“ – „Naja da können wir ja nun nix für!“ *raucht weiter auf den Fahrersitz gelümmelt an ihrer Zigarette*) sowie einen Trampelpfad ging es zum Einlass. Dort wurde der geneigte Fan von Security-Personal empfangen, was den Anabolika- und Steroide-Handel in und um Wolfen sicher florieren lässt. Kurzzeitig dachte ich, ich wäre im Krieg oder in Halle, aber nach einer recht gründlichen Kontrolle durfte ich für fanfreundliche 6 Euro dann doch aufs Geläuf. Was ich zunächst für den Neben- oder Aufwärmplatz hielt, stellte sich bei genauerem Hinsehen als der tatsächliche Ort des späteren Geschehens heraus. Kurzum: willkommen in der ganz üblen Fussballprovinz. Der Gedanke, der an diesem Nachmittag bei mir mehr als einmal aufkam, lautete: Bitte, lieber Fussballgott, lass die Größten der Welt hier NIE, NIE, NIEMALS zu einem Punktspiel antreten müssen.

Während sich die Mannschaften warm machten, gab es erst mal eine leckere, ungekühlte Cola, gefolgt von der Suche nach einem guten Platz, von dem aus ich das Spiel später gut würde verfolgen können. Ich möchte mal so sagen: der Riesenandrang herrschte jetzt nicht:

Platz und Gesellschaft fand ich dann auf der Gegengerade, an derem (von meinem Standpunkt aus) rechten Ende sich auch Block U samt Zaunfahnen positionierte. Supportet wurde, wie bei den ersten Pokalrunden üblich, allerdings nicht. Das hatte aber auch seine Vorteile, wie überhaupt die Tatsache, dass sich lediglich etwa 530 Interessierte auf dem Jahnsportplatz versammelt hatten: man war nah dran am Geschehen auf dem Platz und konnte gut, oder jedenfalls anders als auf den Rängen im heimischen HKS üblicherweise, die Anweisungen und Abstimmungen der Spieler untereinander verfolgen. Irgendwie noch mal eine andere, nicht unangenehme Art, Fußball live zu gucken.

Die erste Hälfte begann Blau-Weiß der Aufstellung nach sehr offensiv mit Harrer und Krieger im Sturmzentrum, dazu Viteritti und Beil auf den Flügeln. Podrygala erhielt seine Chance im zentralen Mittelfeld neben Kapitän Marco Kurth, auf den Außenverteidigerpositionen anders als in den vorhergehenden Punktspielen Charly Neumann (links) und Fernando Lenk (rechts), letzte Saison noch Stammspieler, nun aber nur noch die Nummer 2 auf der Position hinter Nils Butzen. In der Innenverteidigung mit Hackenberg und Friebertshäuser die üblichen Verdächtigen, Dersewski ersetzte – wie im Pokal mitunter üblich, Stammtorhüter Tischer. Also quasi so etwas wie die zweite Garnitur, was auch damit zu tun hatte, dass einige Stammkräfte verletzungsbedingt ausfielen. Besonders gefreut hatte ich mich eigentlich auf Michel Harrer, der in der Vorbereitung einige Tore erzielt hatte, dann aber kurz vor Saisonbeginn verletzungsbedingt ausfiel und sich jetzt langsam wieder in die Mannschaft zu kämpfen versucht. Leider konnte er mich in der ersten Halbzeit nicht überzeugen und nahm in der zweiten dann auf der Bank Platz. Es war aber zu erkennen, wie das Spiel mit einem bulligen Stürmer wie Harrer aussehen kann, der vorne Bälle behauptet und auch mal abtropfen lassen kann. Die Abstimmung passte an diesem Tag aber noch nicht so gut, es gab viele Missverständnisse und eigentlich in der ganzen ersten Halbzeit nicht eine vernünftig herausgespielte Torgelegenheit. Das jetzt ausschließlich Michel Harrer anzulasten, wäre natürlich großer Blödsinn; auffällig war aber, dass sich unser Spiel in Halbzeit zwei mit Boltze für Harrer und Krieger und Beil dann im Sturmzentrum deutlich verbesserte. Ich schiebe das jetzt aber mal auf Harzers geringe Spielpraxis und die Tatsache, dass wir in HZ 2 unsere „etablierte“ Offensivabteilung auf dem Platz hatten (auch wenn Krieger bisher immer nur eingewechselt wurde). Da passen die Laufwege natürlich schon eher. Trotzdem, noch mal, gefällt mir auch die Variante mit einem spielenden (Koschwitz, Beil, ansatzweise auch Krieger) Stürmer und einem ‚Brecher‘ wie Harrer und ich glaube, das wird auch im Verlauf der Saison noch eine echte Alternative.

Für einen Paukenschlag sorgte in der ersten Halbzeit aber erst mal der Gastgeber, der nach gut 12 Minuten und einem blitzsauber vorgetragenen Konter nebst schönem (Lupfer-)Abschluss das 1-0 erzielte. Hier sahen sowohl Lenk als auch Dersewski nicht sonderlich gut aus, wobei die Hauptverantwortung hier bei Lenk gelegen haben dürfte, der den Angriff eigentlich unterbinden kann, den Spieler aber geschmeidig laufen lässt und dem technisch gut gemachten Abschluss ehrfürchtig hinterherschaut. Also Führung Bitterfeld-Wolfen. Der FCM zwar mit viel Initiative, aber eben auch ohne Ideen und, wie schon erwähnt, mit nicht einer ordentlich herausgespielten Torchance im ersten Durchgang. Nach 2 Podrygala-Freistößen und mit noch 2 min. auf der Uhr ging es für mich erst mal Richtung Würstchenstand. Und es kam, wie es kommen musste: kaum bin ich in der Schlange, höre ich unsere Seite jubeln – Krieger hatte in der 45. Minute zum Ausgleich eingenetzt. Mit einem nicht ganz so miesen Gefühl ging es damit also in die zweite Halbzeit.

Hier ist die Geschichte schnell erzählt: ein völlig verwandelter Erster Fussballclub Magdeburg ließ den Gastgeber aus Bitterfeld-Wolfen noch 4 Tore fressen und gewann letzten Endes standesgemäß mit 5-1. Besonders gut gefallen hat mir über das gesamte Spiel hinweg unser Kapitän, der lautstark seine Leute stellte, Hinweise und Anschisse („Vitti, was soll das?! Was suchst Du denn da?!“, „Man ey, Lenker!!“) verteilte und eine sehr engagierte Figur abgab. Positiv auch Peter Hackenberg, der die Abwehr gut dirigierte und eigentlich jedes Kopfballduell für sich entscheiden konnte (meine Fresse, kann der Mann hoch springen!). Positiv auf jeden Fall auch, dass alle Tore der Blau-Weißen von Stürmern erzielt wurden. Letzte Saison wäre das noch fast einem Wunder gleichgekommen :-P. Auch Marcel Brendel, von der Spielweise her ja (ich geb’s ja zu) einer meiner Lieblingsspieler, mit ein paar guten Szenen nach seiner Einwechslung, nur leider ohne Fortune beim Abschluss.

Eher weniger positiv dürfte die Erkenntnis sein, dass unser zweiter Anzug noch nicht wirklich passt und Spieler wie Podrygala, Lenk und auch Dersewski (noch) keine vollwertigen Alternativen zum derzeitigen Stammpersonal sind. Ich hoffe aber und wünsche es dem derzeitig auf „Bank“ abonnierten Personal, dass die Jungs im Laufe der Saison noch einen Sprung machen und zeigen, was sie zweifelsohne drauf haben. Insofern ist es vielleicht auch gar nicht schlecht, dass wir dank unseres ehemaligen Super-Sportdirektors noch ein paar Sinnlos-Altlasten-Testspiele haben, in denen der 1b-Kader mit Sicherheit noch Gelegenheit bekommt, Spielpraxis zu sammeln und sich zu zeigen.

Insgesamt kann ich den Ausflug nach Wolfen dann wohl doch als gelungenen Fussballnachmittag bezeichnen. Ich bin gespannt, wo uns das Los im Achtelfinale hinführt und würde mich freuen, wenn uns der Hässliche FC aus dem Süden noch die eine oder andere Runde erspart bleiben würde. An manchen Mannschaften muss man sich einfach nicht die Finger schmutzig machen, vielleicht erledigt das für uns ja auch eine der anderen noch verbliebenen sachsen-anhaltinischen Fussballgroßmächte :-D.

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