oder: Was wurde aus Altiparmak, Kruschke und Co.?
An Saisonenden ist es ja so, wie es immer ist: Ein Teil der Mannschaft verabschiedet sich mit dem Wissen in den Sommerurlaub, die Kollegen wenige Wochen später zum Trainingsauftakt wiederzusehen, während eine andere Gruppe mit der (Un-)Gewissheit in die Ferien startet, in der folgenden Spielzeit für einen neuen Verein die Töppen zu schnüren – oder, wie im Fall von Silvio Bankert, Lars Fuchs und Matthias Tischer, neue Aufgaben im alten Verein zu übernehmen. Am Ende der überaus erfolgreichen Spielzeit 2015/2016 wurden beim 1. FC Magdeburg acht Spieler offiziell verabschiedet, von denen fünf ihre Spielerlaufbahnen andernorts fortgesetzt haben. Zeit, mal zu schauen, wie es ihnen seither so ergangen ist.
Da wäre zum einen Burak Altiparmak, der nicht ganz ein Jahr bei den Größten der Welt spielte und zwischen dem 31.08.2015 und dem 29.07.2016 auf insgesamt 24 Drittliga-Einsätze kam, in denen er ein Tor erzielte (ein wunderschöner Freistoßtreffer beim F.C. Hansa Rostock) und zwei Vorlagen gab. Zum Ende der Hinrunde in unserer Drittliga-Debütsaison war er auf der linken Verteidigerposition gesetzt, in der Rückrunde allerdings überwiegend nur noch Ersatz. Lediglich bei der Mega-Rotation in Aalen, dem Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue und dem Auswärtssieg beim SC Preußen Münster spielte er jeweils 90 Minuten.
Inzwischen steht Altiparmak beim türkischen Zweitligisten Denizlispor unter Vertrag und ist dort einer von 24 (!) Neuzugängen in einem, zumindest laut transfermarkt.de, 31 Spieler starken Kader. Was nach unfassbarem Umbruch klingt, hat der Mannschaft allerdings offenbar kaum zu schaffen gemacht – aktuell liegt man nach 16 absolvierten Partien auf dem neunten Rang und nur drei Punkte vom ersten Relegationsplatz entfernt. Burak Altiparmak ist im Team von Trainer Ali Tandogan absolut gesetzt, stand in der Liga 14 Mal in der Startelf und spielte dann auch über die volle Distanz. Die Auswärtsniederlage bei Samsunspor und den Heimsieg gegen Gaziantep BB erlebte er von der Bank aus. Ein Torerfolg war Altiparmak bei seinem neuen Arbeitgeber bisher nicht vergönnt, dafür kassierte er aber schon dreimal Gelb. Zu Beginn der Spielzeit noch als Rechtsverteidiger aufgeboten, dribbelte er einmal auf der anderen defensiven Außenbahn auf; in den letzten sechs Spielen war er im defensiven Mittelfeld zu finden.
Ohne Detailkenntnisse der türkischen zweiten Liga und nur mit Blick auf die Zahlen kann man wohl bilanzieren, dass für Altiparmak der Wechsel in die Türkei aus sportlicher Perspektive mit recht hoher Sicherheit ein lohnenswerter Schritt war.
Einer, der in der vergangenen Saison beim 1. FC Magdeburg so gar nicht mehr glücklich wurde, ist ja Nicolas Hebisch, der inzwischen für den SV Waldhof Mannheim auf Torejagd geht. Mit seinem 1:0 im Hin- und dem 3:1 im Rückspiel bei den Kickers Offenbach noch Aufstiegsheld, ging für Hebisch 2015/2016 so gut wie gar nichts mehr zusammen. Ein einziges Törchen, erzielt beim Auswärtsunentschieden in Mainz am zweiten Spieltag, stand am Ende der Spielzeit für den Mittelstürmer zu Buche. Zwischen den Spieltagen 24 und 37 war er nicht einmal mehr im Kader, in der letzten Partie gegen den späteren Aufsteiger aus Würzburg stand er zwar auf dem Spielberichtsbogen, kam aber nicht zum Einsatz. Wenig überraschend daher, dass sich nach der Saison die Wege trennten.
Beim Traditionsclub aus Mannheim in der Regionalliga Südwest, der in der letzten Spielzeit erst in den Aufstiegsspielen zur 3. Liga an den Sportfreunden Lotte scheiterte, läuft es für Hebisch indes deutlich besser. Von Anfang an gesetzt, erzielte er in den ersten fünf Partien drei Treffer und bereitete zwei weitere vor, ehe ihn eine Lendenwirbelverletzung direkt wieder außer Gefecht setzte. In den folgenden zehn Partien, die Hebisch verpasste, konnte der SV Waldhof lediglich drei Mal gewinnen, drei weitere Male verließ das Team als Verlierer den Platz. Beim SC Teutonia Watzenborn-Steinberg gelang am 22.10. schließlich das Comeback, beim Auswärtssieg gegen die zweite Mannschaft der TSG Hoffenheim spielte Hebisch erstmals wieder 90 Minuten durch und steuerte ganz nebenbei mal eben noch beide Treffer zum 2:1 aus Mannheimer Sicht bei. Überhaupt blieb die Mannschaft nach Hebischs Rückkehr bis zur Winterpause ohne Punktverlust, seine persönliche Bilanz insgesamt: 12 Spiele, 6 Tore und 876 Einsatzminuten. Und mit dem aktuell zweiten Tabellenplatz hinter der SV Elversberg stehen die Chancen ganz gut, dass der Mann mit der Nummer 19 auch in dieser Saison seine Aufstiegsspiel-Erfahrung wieder in die Waagschale werfen kann.
Klare Sache: Mit dem Wechsel nach Mannheim hat Nicolas Hebisch sportlich alles richtig gemacht und schickt sich an, mit 26 Jahren seine bisher beste Saison zu spielen.
David Kinsombi ist der Dritte im Bunde, der den 1. FC Magdeburg am Ende der Spielzeit 15/16 und nach einem nur fünfmonatigen Gastspiel wieder verließ; inzwischen dribbelt er in der 2. Liga für den Karlsruher SC auf. Ausschlaggebend für seinen Wechsel waren freilich nicht mangelhafte Leistungen im blau-weißen Dress, sondern schlicht und ergreifend vertragliche Gründe. Von der Frankfurter Eintracht eigentlich nach Karlsruhe gewechselt, sollte er im Rahmen einer Leihe an die Elbe Spielpraxis sammeln, was ihm in 11 Partien für die Größten der Welt auch eindrucksvoll gelang. So eindrucksvoll, dass manch einer in der aktuellen Winterpause von einer möglichen Rückkehr des 1,83 m großen Innenverteidigers träumt. Acht Begegnungen über 90 Minuten stehen in seinem Drittliga-Arbeitsnachweis für die vergangene Saison. Wenn Kinsombi mitwirkte, gewann der 1. FC Magdeburg insgesamt fünf Mal, vier Spiele gingen an den jeweiligen Gegner.
Unter Trainer Tomas Oral in Karlsruhe lief es für Kinsombi persönlich zunächst ganz gut – die ersten 3 Zweitligaspiele absolvierte er nicht nur von Beginn an, sondern auch über die jeweils volle Distanz. Für seine neue Mannschaft hingegen verlief der Saisonstart alles andere als erfolgreich; erst am siebenten Spieltag konnte der KSC den ersten Sieg einfahren (2:0 zuhause gegen den FC Erzgebirge Aue). Kinsombi spielte fünf Minuten, in den beiden Partien davor kam er nicht zum Einsatz. In der folgenden Begegnung bei Fortuna Düsseldorf musste er ebenfalls aussetzen, an den Spieltagen 9 bis 13 hingegen war er jeweils wieder über die gesamten 90 Minuten dabei. Erneut stand der guten persönlichen Bilanz der ausbleibende sportliche Erfolg entgegen: Von Oktober bis zur Winterpause gewann der Karlsruher SC lediglich ein einziges Spiel; schließlich trennte man sich von Tomas Oral, der die Mannschaft erst zu Saisonbeginn übernommen hatte. Kinsombis Rolle unter Orals Nachfolger Mirko Slomka bleibt abzuwarten, insgesamt 902 Zweitliga-Minuten in 12 Begegnungen sind für den erst 21jährigen Defensivspieler in jedem Fall aber eine sehr, sehr ordentliche Bilanz.
Angesichts von Kinsombis Leistungen während seiner Zeit beim FCM kann es eigentlich nicht verwundern, dass er in der Hinrunde auch eine Etage weiter oben regelmäßig Spielzeit bekommen hat. Auch wenn die sportliche Situation beim Karlsruher SC sicherlich befriedigender sein könnte, scheint David Kinsombi für den Moment in der 2. Liga angekommen zu sein.
Deutlich anders stellt sich die Situation für Kevin Kruschke dar, der in der aktuellen Saison beim SV Rödinghausen in der Regionalliga West sein Glück versucht. Kruschke kam nach seinem Wechsel vom Berliner AK nach Magdeburg zur Spielzeit 14/15 über die Rolle als Ergänzungsspieler nie so richtig hinaus, 20 Einsätzen mit insgesamt 880 Minuten in jener Saison folgten nur noch 10 Spiele und 284 Minuten Einsatzzeit im ersten Drittliga-Jahr. Sein letztes Punktspiel für den FCM machte Kruschke beim 0:3 gegen den FC Erzgebirge Aue am 01.04.2016.
Auch in Rödinghausen gelang Kruschke der Durchbruch bisher nicht, wenngleich er bereits zum jetzigen Zeitpunkt knapp 100 Punktspielminuten mehr sammeln konnte als noch in der vergangenen Saison. Neben sechs Einsätzen in der Regionalliga war der gelernte Linksaußen bisher auch zweimal für Rödinghausens zweite Mannschaft in der Westfalenliga aktiv. Das letzte Spiel für die Erste bestritt er am 11. Spieltag gegen Alemannia Aachen, seither wartet er – auch verletzungsbedingt – auf weitere Einsätze für den derzeitigen Tabellensiebenten der Regionalliga West.
Bliebe noch Publikumsliebling Ryan Malone, der in seinen wenigen Einsätzen für den 1. FC Magdeburg in der Saison 2015/2016 nicht nur die Herzen der Fans erobern konnte, sondern gewissermaßen auch als Synonym für „Vielseitigkeit“ stand. 9 Mal kam Malone für den FCM zum Einsatz, erzielte zwei Tore und agierte dabei wahlweise als Außen- und Innenverteidiger oder durchaus auch mal als Mittelstürmer. Unvergessen sind bis heute seine flankenartigen Einwürfe, die so manchen blau-weißen Treffer vorbereitet haben. Für einen neuen Vertrag reichte es trotzdem nicht, seinerzeit war das Argument, dass Malone Spielpraxis bräuchte, um sich weiterentwickeln zu können und Trainer Jens Härtel ihm die in Magdeburg nicht wirklich in Aussicht stellen könne. Bei einem 24jährigen Multitalent aus den Vereinigten Staaten ohne vorherige Erfahrungen in Fußball-Deutschland sicher ein nicht ganz von der Hand zu weisendes Argument.
Also verschlug es Ryan Malone nach Baden-Württemberg, wo er sich dem Drittliga-Absteiger aus Degerloch, den Stuttgarter Kickers, anschloss. Dort konnte er bisher nicht nur seinen Marktwert deutlich steigern, sondern avancierte auf Anhieb zum Stammspieler und Leistungsträger: in 20 Regionalliga-Partien stand er durchschnittlich knapp 77 Minuten auf dem Feld, erzielte bisher 4 Tore und bereitete 2 weitere vor. Allerdings sah er auch schon fünf Mal Gelb und verpasste die Begegnung gegen den 1. FC Saarbrücken am 13. Spieltag mit einer Gelbrot-Sperre. Auch in Sachen Vielseitigkeit hat sich bei Malone in Stuttgart nicht viel geändert: in seinen bisherigen Einsätzen spielte er laut transfermarkt.de 5x als Links- sowie 4x als Rechtsaußen (!), 4x im linken, 3x im offensiven, 1x im defensiven Mittelfeld und 3x als rechter Verteidiger. Polyvalenz, anyone? Wohl dem, der eine solch vielseitige Waffe im Kader hat… Während es für Malone individuell also ziemlich gut läuft, tut sich die Mannschaft insgesamt eher schwer und überwintert als Absteiger in der Regionalliga auf dem 14. Tabellenplatz.
Trotzdem: Für Ryan Malone hat sich der Schritt in die Regionalliga definitiv bezahlt gemacht, über mangelnde Spielpraxis kann sich der Amerikaner jedenfalls nicht beklagen. Und wer dann noch so schöne Tore schießt, der kann den Blick in Zukunft sicherlich auch wieder ein gutes Stück nach oben richten:
Pingback: Der Club der Ehemaligen, Edition 15/16 | re: Fußball