Sommerpause und Saisonvorbereitung stellen ja so Leute wie mich, die hin und wieder mal einen Text zum Fußballverein des Vertrauens verfassen und dabei halbwegs um Aktualität und interessante Themen bemüht sind, vor besondere Herausforderungen: es passiert im Wesentlichen überhaupt nichts Spannendes, das zweite Testspiel der Vorbereitung gegen Grün-Weiß Piesteritz ist so aufregend und Erkenntnis bringend wie die Information über den berühmten Sack Reis, der in China umgefallen sein soll und Skandale und Skandälchen gibt es gleich gar keine. Das Ganze verschärft sich dann noch, wenn der Verein bereits richtig gut gearbeitet hat und im Prinzip mit Trainingsbeginn auch schon der Kader für die neue Saison feststeht. Verdammt. So bleibt einem nicht mal mehr der Strohhalm, über spektakuläre Neuverpflichtungen oder offene Planstellen im Kader vor sich hin zu philosophieren.
Was also tun? Nun, wenn die Themen nicht zum Blogger kommen, muss der Blogger eben zum Thema. Oder so. Nachdem ich mich kürzlich schon für „120 Minuten – Lange Texte. Über den Fußball“ mit so genannten Feindbildern unter Fußballfans auseinandergesetzt und dabei natürlich auch auf den Ersten Fußballclub Magdeburg Bezug genommen hatte, soll es in diesem Beitrag nun um eine andere Thematik gehen, die ziemlich genau einmal im Jahr aufläuft und gut und gerne das Prädikat „Sommerpausenfüller“ verdient hat: das Thema ‚Dauerkarten’.
Spannend ist die Thematik für mich eigentlich nur deshalb, weil mich die Verlängerung meiner Dauerkarte bisher jede Saison aufs Neue vor eine kleine logistische Herausforderung stellt bzw., wie wir später sehen werden, gestellt hat. Das liegt daran, dass ich eben nicht in Magdeburg wohne und mittlerweile auch nicht mal mehr ansatzweise in der Nähe der Heimat meine Brötchen verdiene. Soll also heißen: mit der bisher gängigen Praxis des Vereins, Dauerkarten nur während der Öffnungszeiten der Geschäftsstelle bzw. des Ticketservice und nur vor Ort zu verkaufen bzw. zu verlängern, war immer ein außerplanmäßiger Unter-der-Woche-Abstecher in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt verbunden, der sich aber nur in den allerseltensten Fällen günstig ergab und normalerweise das Opfern eines Urlaubstages oder längerfristigen Planungsaufwand erforderte. Ärgerlich. Noch dazu, wenn man als Mitglied oder anderweitig Ermäßigungsberechtigter noch irgendwelche Nachweise persönlich vorlegen muss, das einfache Vorbeischicken eines Freundes oder Familienmitgliedes also keine Option darstellt.
Als dann der Verein kürzlich bekannt gab, die Dauerkarten für die neue Saison gar nicht mehr in den üblichen Räumlichkeiten, sondern nur noch zu (wie ich fand) sehr eingeschränkten Zeiten direkt an der Stadionhauptkasse zu verkaufen, war die Verärgerung schon noch ein bisschen größer als sonst (hier geht es zur entsprechenden Mitteilung des Vereins (Homepage 1. FC Magdeburg)). Zumal in der ersten Meldung zwar (irgendwie kryptisch) darauf hingewiesen wurde, dass man seine Dauerkarten auch „reservieren“ könne, im Text aber keinerlei Hinweise darauf zu finden waren, was das a) genau bedeutet und wie sich das b) für aktuelle Dauerkartenbesitzer verhält, die ihren Platz doch einfach nur verlängern und überhaupt nix reservieren wollen, weil der Platz ja sowieso schon reserviert bzw. für den freien Verkauf gesperrt ist.
Erschwerend kam hinzu, dass ich kurz vor dieser Pressemeldung über eine Information von Eintracht Frankfurt stolperte, dass dort für die neue Saison überhaupt keine Dauerkarten verkauft würden, weil lediglich unter 1% der aktuellen Inhaber_innen ihre Karten gekündigt hätten und somit wieder 26.000 Tickets automatisch als verkauft galten (hier nachzulesen (Homepage Eintracht Frankfurt)). Offensichtlich gibt es dort also so etwas wie „die Dauerkarte im Abo“, die zumindest auf Fanseite Wege und Aufwand sparen dürfte und auch dem Verein bereits zu einem sehr frühen Stadium der Saisonvorbereitung in Sachen Ticketverkäufe eine gewisse Budgetsicherheit gibt. Bei Rapid Wien, wo eigenen Beobachtungen zufolge sogar die Namen der Platzinhaber_innen an den Sitzschalen im alten Hanappi-Stadion angebracht waren, scheint es eine ganz ähnliche Verfahrensweise zu geben. Die naheliegende Frage, die hier aber nicht abschließend beantwortet werden kann, lautet also: ist so etwas nicht auch für den Ersten Fußballclub Magdeburg denkbar?
Jetzt mag man natürlich einwenden, dass es vielleicht etwas vermessen ist, den eigenen Viertligaverein in Sachen Dauerkartenverkaufsregelung mit einem Bundesligisten bzw. einem regelmäßigen österreichischen Europapokalteilnehmer zu vergleichen, aber erstens entspricht so etwas ja schon dem eigenen Selbstverständnis („Magdeburger Größenwahn!“) und zum anderen soll man sich ja auch immer Vorbilder suchen ;-). Dennoch dachte auch ich mir, dass es vermutlich mehr Sinn machen würde, mal auf die Konkurrenz im Hier und Jetzt zu schauen und zu ermitteln, wie es denn dort so läuft mit der Dauerkartenverlängerung. Die Frage lautete also: wie machen es die anderen und wie stehen wir im Vergleich dazu da? Als Referenz sollten die anderen Vereine aus den Top 5 der vergangenen Saison dienen; da aber mit der U23 von Union Berlin die zweite Mannschaft eines Zweitligisten darunter war und ich annehme, dass es für die Zwote von Union wohl keine eigenen Dauerkarten geben dürfte, rückte der FSV Zwickau als sechstplatzierte Mannschaft nach. Dazu kamen dann eben noch die TSG Neustrelitz, der FC Carl Zeiss Jena und Wacker Nordhausen.
Die Informationsbeschaffung lief zunächst klassisch über die Internetpräsenzen der Vereine, also über den Kanal, über den ich auch vom FCM von der anstehenden Dauerkartenverkaufsphase erfuhr. Zusätzlich setzte ich mich noch per e-Mail mit allen genannten Vereinen in Verbindung und erbat Auskunft über einen Vorgang, der ja (so zumindest meine Annahme) jetzt kein großartiges Geheimnis darstellen dürfte. Offenbar befand ich mich da aber im Irrtum; die Rücklaufquote auf meine Anfrage lag bei ziemlich exakten 0% 25 % (nachdem sich just der FC Carl Zeiss Jena mit einer ausführlichen Antwort zurückmeldete, siehe unten. Danke dafür!) So bleibt es im Folgenden also lediglich bei eigenen Einschätzungen, die sich, mit Ausnahme des FC Carl Zeiss, auf die im Netz verfügbaren Informationen beziehen. Sollte wider Erwarten noch die eine oder andere weitere Antwortmail eintrudeln, liefere ich die Info dann natürlich gern nach.
Das erste, was mir hier sofort auffiel, war, dass der Erste FC Magdeburg den wohl mit Abstand professionellsten Web-Auftritt aller Kandidaten vorweisen kann und auch in Sachen ‚Transparenz der Infos‘ ganz weit vorn dabei. Ganz anders dagegen der Staffelsieger TSG Neustrelitz: die Internetseite ist eher simpel gehalten und Informationen zum Dauerkartenverkauf sind keine zu finden – übrigens auch nicht über die Suchfunktion, die auf der Seite eingebaut ist. Entweder gibt es in Neustrelitz also überhaupt keine Dauerkarten, oder sie werden auf geheimen Wegen und mit Losungswort bei „Wolfgangs Wurstimbiss“ unter dem Ladentisch gehandelt. Man weiß es nicht. Schon erstaunlich für einen Verein, der vor zwei Monaten eigentlich noch realistische Chancen auf die Teilnahme an der 3. Liga hatte.
Deutlich besser dagegen die Situation beim FSV Zwickau. Hier findet man direkt auf der Homepage und eigentlich kaum übersehbar einen Link zu Informationen rund um die Dauerkarten für die kommende Spielzeit. Die Tickets werden demnach im Fanshop zu den regulären Öffnungszeiten verkauft, bezahlt werden kann nur in bar. Wie das mit der Verlängerung aktueller Dauerkarten läuft, ist nicht zu entnehmen; wohl aber erhält man das Versprechen, mit dem Kauf der Dauerkarte für die aktuelle Saison auch für die dann folgende Spielzeit ein Vorkaufsrecht zu genießen. Besonderheit hier noch: die Dauerkarte kann in Zwickau als „Angebot der Woche“ auch über den offiziellen Online-Shop bestellt werden; ein deutlicher Bequemlichkeitspunkt geht damit an die Sachsen.
Eher undurchsichtig ist die Informationslage zum Thema ‚Tickets/Dauerkarten‘ auch bei Wacker Nordhausen: die Homepage wirkt zwar recht professionell, einen Link zu „Tickets“ oder so findet man aber erst auf den zweiten Blick unter „Verein“ –> „Stadion und Preise“. Hier erfährt man zwar, wie viel eine Dauerkarte für die erste Mannschaft kostet (95 Euro für Vollzahler bei freier Platzwahl), aber nicht, wo sie zu erwerben ist. Möglicherweise ist die Info ja in einer der 341 Aktuellmeldungen versteckt, die ich jetzt aus naheliegenden Gründen natürlich nicht alle durchgeklickt habe. „Freie Platzwahl“ impliziert allerdings natürlich auch, dass man als Nordhäuser Fußballgänger die Dauerkarte im Prinzip gar nicht verlängern muss, weil man ja nicht Gefahr läuft, seinen Stamm-Sitzplatz zu verlieren.
Bliebe als letzter Vergleichskandidat noch der FC Carl Zeiss Jena. Auch die Homepage des Vereins von den Kernbergen wirkt sehr professionell und vor allem aufgeräumt, ein Klick auf „Tickets“ im unteren Drittel der Seite führt den geneigten Besucher direkt zur Preisliste für die anstehende Saison und von dort aus unter „Weitere Informationen“ auch zu Vorverkaufsstellen. Das Ticketcenter direkt am Stadion wäre hier wohl der richtige Anlaufpunkt für Dauerkartenkaufinteressierte, Informationen zum Verkaufs- bzw. Verlängerungsmodus für bestehende Tickets sucht man allerdings auch hier vergebens. Immerhin erfährt man aber, dass im Ticketcenter keine telefonischen Reservierungen entgegen genommen werden, man aber per Fax Einzeltickets für die Heimspiele bestellen könne.
Per e-Mail erreichte mich am 15.07. noch die folgende Rückmeldung:
„Unsere Dauerkartenbesitzer werden Ende jeder Saison von uns angeschrieben und haben einen zeitlichen Rahmen, sich für die neue Saison zurück zu melden. Die Rückmeldung kann durch Fax, EMail oder telefonisch erfolgen. In der Regel geben wir 3 Wochen Zeit. Nach der Rückmeldephase beginnt dann der freie Verkauf. Dieser erfolgt in unserem Ticketcenter direkt vor Ort oder kann per Email oder mit einem Bestellformular gemacht werden.“
Fazit also: hinsichtlich der Verfügbarkeit der Informationen rund um die Frage des Dauerkartenverkaufs ist der 1. FC Magdeburg in jedem Fall mal Spitzenreiter, gleiches gilt – im Vergleich – für die Transparenz der Verkaufs-/Verlängerungsregelung. Ich möchte natürlich nicht ausschließen, dass die Infos, nach denen ich gesucht habe, bei allen anderen Vergleichsvereinen auch irgendwie auf der Homepage verfügbar sind; sofort und intutitiv fallen sie aber tatsächlich sonst nur beim FSV Zwickau (und mit Abstrichen beim FC Carl Zeiss) ins Auge. Bei den Zwickauern fand ich auch die Möglichkeit, die Karte im Online-Shop zu bestellen, großartig. Interessant finde ich bei der Konkurrenz aus Jena den Ansatz, direkt zu Saisonende mit den aktuellen Dauerkartenbesitzern Kontakt aufzunehmen und vor allem auch diverse Möglichkeiten und Wege der Verlängerung anzubieten. In Sachen ‚Fanbindung‘ und ‚Serviceorientierung‘ ist das meiner bescheidenen Meinung nach beispielhaft, weil hier eben der Verein offensiv auf die regelmäßigen Stadionbesucher zugeht und direkt konkrete Angebote macht und nicht, wie bei uns, zunächst eher allgemein informiert.
Mein eingangs geschildertes Anliegen bzw. mein Logistikproblem ließ sich im Übrigen für diese Saison mit einem einfachen Anruf auf der Geschäftsstelle des 1. FC Magdeburg wunderbar und einfach lösen. „Reservierung“ bedeutete nämlich, das stellte sich schnell heraus, dass man kurz vor dem aktuellen Verkaufsstart per e-Mail wieder Interesse an seinem Platz anmelden konnte (bzw. jetzt immer noch kann) und nach Überweisung der entsprechenden Beträge nicht nur die Dauerkarte, sondern auch noch das DFB-Pokal-Ticket gegen Augsburg bequem per Post bekam (bzw. bekommt). Sehr schön, FCM! Wenn man das jetzt noch gleich und deutlicher kommuniziert, werde ich auch nie wieder meckern. Und in Liga 3 nächste Saison gibt es dann vielleicht ja auch das Abo ;-).
PS: Nach aktuellem Stand sind bisher starke 1.300 Dauerkarten über den (virtuellen) Ladentisch gegangen und es spricht einiges dafür, dass die Marke von 1.400 Dauerkarten aus der vergangenen Saison im Spieljahr 2014/2015 überboten wird. Außerdem erwähnenswert auch noch, dass der Verkauf der Block-U-Dauerkarte in diesem Jahr vollständig und eigenverantwortlich von ebenjenem Block U durchgeführt wird. Hier gibt es von mir ein großes „Daumen hoch!“ sowohl für die Ultras für ihr Engagement und ihren Aufwand, als auch für den Verein für sein Vertrauen und seine Kooperation in dieser Hinsicht. Ganz stark!
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