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„Da steh‘ ich nun, ich armer Tor…“

Ausgliederung

„Dafür“, „dagegen“, „weiß nicht“, „dagegen“, „dafür“ – so ungefähr gestaltet sich in den letzten Tagen meine Entscheidungsfindung, wenn es um die Frage der Ausgliederung bzw. der Neuausrichtung beim 1. FC Magdeburg geht. Aktuell bin ich mal wieder bei „weiß nicht“ angekommen. Eine Entscheidung muss aber her, spätestens am 19.02., wenn alle stimmberechtigten Vereinsmitglieder (was mich einschließt) aufgefordert sind, darüber zu befinden, ob der Spielbetrieb der 1. Mannschaft des 1. FC Magdeburg e.V. nun zukünftig in eine GmbH ausgegliedert werden soll oder eben nicht.

Das Kuriose dabei: Inzwischen liegen so ziemlich alle Argumente „pro“ und „contra“ auf dem Tisch und wurden ausgetauscht, und zwar nicht nur in den einzelnen ‚Lagern‘, wenn man so will, sondern auch miteinander – was gut und wichtig ist. Es gab diverse Infoveranstaltungen, es gab Podcast-Folgen zum Thema, es gab und gibt unzählige Gespräche, ganz aktuell noch mal eine ausführliche Stellungnahme des Vereins gegenüber allen Mitgliedern – mehr kann man eigentlich nicht machen. Und trotzdem kommt mir immer wieder ein Satz in den Kopf, den ich in der Schule irgendwann mal auswendig lernen musste, der mit Profifußballfragen so gar nichts zu tun hat und der das derzeitige Dilemma aber eigentlich ganz gut beschreibt: „Da steh‘ ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.“ Schöner Mist.

Wobei, „so klug als wie zuvor“ trifft es eigentlich gar nicht. Als ich 2013 Vereinsmitglied wurde, habe ich mich, wenn ich ganz ehrlich bin, für Vereinsrechts-, Satzungs- und potentielle Ausgliederungsfragen überhaupt nicht interessiert. Auch die Möglichkeit, über die Mitgliedschaft bevorzugt an begehrte Tickets zu kommen, spielte keine Rolle. Als Dauerkartenbesitzer in der Regionalliga brachte der Eintritt in den Verein in dieser Hinsicht eigentlich keinen großen Mehrwert. Worum es mir damals schlicht und ergreifend ging, war, meine Verbundenheit mit dem 1. FC Magdeburg eben auch über eine Mitgliedschaft zum Ausdruck zu bringen. Das „wir“ tatsächlich auch so zu meinen, wenn man in Gesprächen irgendwann auf den Club kam. Nicht nur ideell, sondern auch ganz real Teil des großen Ganzen zu sein.

So ist es eigentlich immer noch, nur dass ich mich zwischen 2013 und jetzt auch und besonders durch dieses ganze Ausgliederungsthema mit Dingen beschäftigt habe, von denen ich nie dachte, dass ich darüber mal nachdenken würde: plötzlich lese ich Satzungsänderungsanträge mit dem festen Vorsatz, wirklich verstehen zu wollen, was da steht, versuche, mir einen Überblick über Kapitalgesellschaftsformen im Profifußball zu verschaffen und herauszubekommen, wo da nun die Vor- und Nachteile liegen und überlege, was es eigentlich mit mir und meinem Verhältnis zum Club macht, wenn die 1. Mannschaft zukünftig nicht mehr als Teil des e.V., sondern einer GmbH auflaufen würden und ob es da vom Gefühl her überhaupt einen Unterschied gibt.

Was mir dabei immer deutlicher wird, ist, dass die Schwierigkeit gar nicht so sehr darin besteht, die Faktenlage und die Argumentationen der Ausgliederungsbefürworter und -gegner zu verstehen. Wenn man sich darauf ein- und emotionale Fragen sowie persönliche Haltungen gegenüber der einen oder der anderen Gruppe mal außen vor lässt, sind die Positionen beider Seiten für mich in sich schlüssig und nachvollziehbar. Und, und davon bin ich fest überzeugt: Weder die Vereinsführung noch diejenigen, die der Ausgliederung kritisch gegenüberstehen, handeln und argumentieren aus egoistischen oder Profilierungsmotiven, sondern aus der Motivation heraus, den 1. FC Magdeburg für die Zukunft bestmöglich aufzustellen. Das Problem ist einfach, dass niemand von uns in ebenjene Zukunft blicken kann. Das Problem ist gleichzeitig auch, dass man als Vereinsmitglied jetzt dazu aufgefordert ist, Verantwortung für seinen Club zu übernehmen.

Und das ist eigentlich der ganze Punkt.

Keine Ahnung, ob ich in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren sagen kann: „Mein Abstimmungsverhalten am 19.02.2017 war richtig.“ Ich weiß nur eins ganz sicher: Es ist meine verdammte Pflicht als Vereinsmitglied, für mich jetzt eine Entscheidung zu treffen, mich zu positionieren und in jedem Fall am 19.02. abzustimmen – wie auch immer die Entscheidung dann ausfallen wird. Und eins ist auch klar: Egal, wie das Pendel auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung letztlich ausschwingt – das Übernehmen von Verantwortung endet nicht mit einem „ja“ oder „nein“ zur Ausgliederung. Im Gegenteil.

 

Die beiden Podcast-Folgen zum Thema „Ausgliederung“ gibt es zum Nachhören hier und hier.

Beitragsbild: „Question Mark |?|“ (geändert) von Ryan Milani, Lizenz: CC-BY 2.0

7 Kommentare

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