Ein Gastbeitrag von Jente Knibbiche
Vorneweg möchte ich ein paar Worte zu Alex und seinem Blog „Nur der FCM“ loswerden. Als er damit anfing, im Internet seine Beiträge zu veröffentlichten, gab es für mich nur das Planet-MD-Heft. Wer `ne Bomber trägt, liest bitteschön auch oldschool. Diesen ganzen neuen Medien und Ausprägungen im Netz blickte ich skeptisch entgegen. Facebook-Gruppen mit 1. FCM-Bezug schossen wie Pilze aus dem Boden und manche der Gründer schienen über Nacht zu wichtigen Personen unserer Szene geworden zu sein, weil sie zum Administrator solcher Machwerke „aufgestiegen“ waren. In der aktiven Szene fragten sich viele, aus welchen Löchern diese Herren getöllert sind. Es ist kein Geheimnis, dass ich diesem Blog anfangs kritisch gegenüberstand. Mit der Zeit merkte ich, dass sich die Berichte von Alex gut lesen und eine Alternative zur Mainstreampresse darstellen. Er schreibt aus der Sicht eines Fans und das ehrlich, ohne irgendwelchen Seiten in den Allerwertesten zu kriechen. Dass er ein Spiel verpasst, kommt selten vor, obwohl er aus beruflichen Gründen nicht im direkten Einzugsgebiet unseres 1. FCM wohnt. Das ist anerkennenswert. Sein Blog ist keine Eintagsfliege, die mit dem Erfolg kommt und mit Abstiegen verschwindet. Dass er seit der Grottensaison 2011/2012 kontinuierlich Texte liefert, spricht dafür.
In seinem zweiten Werk legte ihm der Verlag ein interessantes Konzept vor. Er sollte in einem symbolischen Fußballspiel jede Minute mit einem Ereignis aus unserer Vereinshistorie füllen. Das klingt viel. Zum Glück liefert unser traditionsreicher 1. FCM weit mehr als 90 Highlights in seiner Vergangenheit, sodass es noch dicke für einen Nachschlag reicht. Das ist bei all den anderen Clubs, die in unserem Schatten stehen, wahrlich schwieriger. Als Autor eines Buches mit Clubbezug muss man sich eher mit der Frage herumplagen, welche Ereignisse im Buch erscheinen sollen. Hat man diese gefunden, geht die interessante und manchmal undankbare Recherchearbeit los. Undankbar, weil man mit der Zeit betriebsblind werden kann und passieren Fehler, kriegt man diese prompt von den Lesern um die Ohren gehauen.
Nach dem Vorwort erscheint eine Bildaufnahme vom 6. Mai 1990. Ich muss schmunzeln. Diese Partie gegen die Jungs aus dem Tal der Ahnungslosen war mein erstes gesehenes Pflichtspiel vom Club. Sofort werden Erinnerungen wach an das gut gefüllte Grube und den Kampf um die vorletzte DDR-Meisterschaft. In der „Aufwärmphase“ werde ich gedanklich in die „50 Jahre – 1. FC Magdeburg-Choreo“ geschossen. An diesem Tag hatten wir stimmungstechnisch alles herausgeholt. Ob man das noch mal toppen kann?
So geht es munter weiter über unseren Auftritt in Bolton, den FDGB-Pokalsieg im Jahr 1978 oder dem Auswärtssieg in Velten im aus blauweißer Sicht tristen Sportjahr 1991. Alex geht im Buch nicht chronologisch vor und auf den ersten Seiten wird dem Leser bewusst, dass sich der Autor nicht nur die Filetstücke herausgepickt hat. Das macht die Sache spannender. Der Inhalt ist weniger berechenbar und es tauchen Ereignisse auf, die sportlich nur von geringer Bedeutung waren. Dafür kennzeichneten sie eine typische Epoche. Als Beispiel sei der Text „Katerstimmung statt Feierlaune“ genannt. In diesem geht es um die 0-2 Pleite gegen die Fußballgröße aus Lichterfelde pünktlich zum 20. Jahrestag des Europokal-Triumphes. Dazu gesellen sich Episoden mit witzigen Randnotizen. Erinnert Ihr Euch an das Husarenstück von Sebastian Sumelka oder die Aktion mit den Pfeilen gegen den Berliner AK?
Die alten Clubfans werden, soweit sie kontinuierlich das Geschehen unseres Clubs verfolgt haben und nicht auf Eichenweiler-Irrwegen unterwegs waren, mit jeder Seite Erinnerungen verbinden. Auch die jüngere Generation kommt auf ihre Kosten. Als Beispiel sei unser Aufstieg in Offenbach genannt. Diese Lesergeneration wird viele Dinge erfahren, die sie bisher nicht kannte. Letztendlich ist es eine bunte Mischung geworden, die keine Langeweile beim Lesen aufkommen lässt. Die Texte sind nicht übermäßig strapaziert und die vielen Bilder machen das Geschehene lebendig. Lesemuffel können ebenfalls bedenkenlos zugreifen. Jedem, dem die Historie unseres Clubs am Herzen liegt und dazu beitragen möchte, dass weiterhin Bücher unseres Clubs erscheinen, in denen diese vor der Vergessenheit geschützt wird, sollte zugreifen. Es ist wichtig, diese Erinnerungen im Kopf zu behalten und unsere Geschichte zu kennen. Sie verdeutlicht den Wert unseres 1. FC Magdeburg und ist ein wirkungsvoller Impfstoff für Zeiten, in denen die letzte Hürden zum totalen Kommerz vom DFB überwunden und gierige Investoren wie Viren unseren Fußballsport in Deutschland befallen werden, um dessen Vereine zu kaufen. Nur wer die Geschichte kennt weiß, was er bei einem Verkauf verliert. Obendrein ist es ein gutes Buch geworden – Also, schlagt zu!
Jente
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